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Mein Herz springt (German Edition)

Mein Herz springt (German Edition)

Titel: Mein Herz springt (German Edition)
Autoren: Susan Bauer
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zurechnungsfähiger Verstand treiben uns ein paar Meter weiter, direkt in eine kleine, verwinkelte, fast etwas verrucht anmutende Weinbar. Die Anzahl der zu später Stunde immer noch anwesenden Gäste lässt auf ein beliebtes Lokal schließen. Wir mischen uns unter die Leute und bestellen eine Karaffe Rotburger.
    Nach all der Flüssigkeitszufuhr entschuldige ich mich bei meinen beiden Begleitern. Ich bahne mir den Weg durch die sich überall vergnügt unterhaltenden Gäste der Bar. Kurz vor der Tür mit der Aufschrift »WC« blicke ich etwas verdutzt in die großen, braunen Augen eines Mannes, der mit einem Glas Rotwein in der Hand an einem Zigarettenautomaten lehnt und mir augenscheinlich absichtlich den Weg zu meinem Zielort versperren möchte. Wir schauen uns für ein paar Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen, an. Ohne ein Wort zu sagen. Irgendwann rutscht mir ein »Hallo« heraus.
    »Hallo Frau Doktor. Uns verschlägt wohl der gleiche Grund nach Wien, oder?«
    Ich kämpfe immer noch mit den Worten. »Ja, das tut es. Sind Sie schon länger hier?«, frage ich beinahe belanglos.
    »Seit heute früh. Für morgen hat man mich als Referent in Beschlag genommen.«
    »Ja, das las ich«, flüstere ich fast vor mich hin. Wieder Schweigen.
    »Aber entschuldigen Sie, Sie wollten nicht zu mir, sondern haben ein anderes Ziel angesteuert.«
    Wieder antworte ich mit »Ja« und suche erst einmal Zuflucht auf der Toilette.
    Als ich in den Spiegel blicke, kann ich meine Freude über die Begegnung kaum verbergen. Wie ein Honigkuchenpferd strahle ich mich an. Jetzt aber bitte keine Fehler mehr machen, ermahne ich mich selbst. Ich tupfe mir mit meinen Fingern etwas kaltes Wasser ins Gesicht, ziehe die Lippen nach und bereite mich zielgerichtet auf das nächste Zusammentreffen mit Prof. Clausen vor. Ich komme mir wie im Traum vor. Es kann nur Schicksal sein, dass wir uns in einer Großstadt wie Wien bei Nacht in einer unscheinbar wirkenden Weinbar über den Weg laufen. Ich spüre eine unbeschreibliche Erleichterung in mir. Und mir wird klar, dass ich gerade den eigentlichen Grund meiner Reise getroffen habe. Alles Weitere wird von mir abhängen. Ich habe es in der Hand. Ich trage die Verantwortung. Und plötzlich rast mein Herz vor Aufregung.
    Ich öffne die Toilettentür und erkunde erst einmal die Lage. Clausen unterhält sich mit einem anderen Mann, der mit dem Rücken zu mir steht. Die Konversation wirkt ungezwungen lebendig – nicht so, als ob ich nicht stören dürfte. Ich gehe also erhobenen Hauptes auf die beiden Herren zu. »Hier bin ich wieder. Ich stehe mit zwei Bekannten vorne an der Theke. Haben Sie Lust, mitzukommen?«
    »Ja, wieso nicht«, antwortet Clausen und wartet kurz auf das einvernehmliche Nicken seines Gesprächspartners.
    »Lisa und Björn, schaut mal, ich habe einen Kollegen von uns getroffen und dessen Bekannten. Darf ich euch Prof. Dr. Clausen vorstellen? Und?« Ich werfe einen Blick auf seine Begleitung.
    »Das ist mein guter Freund Hainer Seefeld.«
    Lisa ignoriert die Bekanntmachung mit Hainer Seefeld einfach. »Sie sind Prof. Dr. Hanno Clausen – der große Herzguru aus Hamburg?« Lisa macht einen ungläubigen Gesichtsausdruck.
    »Nein, Frau …«
    »Lisa. Lisa Bergner.«
    »Nein, Frau Bergner. Ich bin Hanno Clausen und ein ganz normaler Arzt aus Hamburg. Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Gerade an so einem netten Abend wie diesem.«
    Ich merke, dass die beiden neu dazugestoßenen Herren auch schon das ein oder andere Glas Wein getrunken haben. Aber umso besser, denke ich und hoffe, dass die Runde nicht allzu steif wird. Bevor ich mich versehen kann, nimmt Lisa Clausen in Beschlag. Höflichkeitshalber und etwas enttäuscht wende ich mich an Hainer Seefeld. »Sind Sie auch wegen des Kongresses hier in Wien?«
    Er lächelt etwas belustigt und meint: »Nein, ich bin ein Freund von Hanno. Ich lebe in Wien, bin aber in einer ganz anderen Branche unterwegs: Ich verkaufe Autos.«
    »Oh, welche Automarke vertreiben Sie denn?«
    »Verschiedene. Allerdings im exklusiven Segment.«
    »Sie meinen Porsche und Ferrari und solche Schlitten?«
    Hainer lächelt wieder. »Ja, solche Schlitten und noch ein paar andere.«
    Und in diesem Moment ist mir klar, dass auch mein anfängliches Klischee, Clausen sei überzeugter Volvo-Fahrer, widerlegt war.
    Björn hat sich inzwischen verabschiedet. Hoffentlich kam er sich nicht überflüssig vor. Egal. Ich genieße die Unterhaltung mit meinem neuen Bekannten. Aus
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