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Mein Herz springt (German Edition)

Mein Herz springt (German Edition)

Titel: Mein Herz springt (German Edition)
Autoren: Susan Bauer
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Gedicht von Christine Busta. Es hat mir die Augen für das Leben geöffnet.
    Ich glaube, dass jeder Mensch
mit einer unerfüllten Sehnsucht
von dieser Erde scheidet.
    Aber ich glaube auch,
dass die Treue zu dieser Sehnsucht
die Erfüllung unseres Lebens ist.
    Lass die Sehnsucht zu. Ich umarme Dich in Gedanken. Alles Liebe. Jonathan.«
    Ich konnte meine Tränen nicht unterdrücken, als ich diese Zeilen las. Bislang suchte ich immer nach einer Verdrängungsstrategie. Nun war mir klar, dass diese Suche nicht erfolgreich sein konnte. Ich hatte eine wunderschöne Erfahrung gemacht, die Teil meines Lebens war. Sie war es wert, in meinem Herzen zu bleiben. Ich vertraute Jonathans Worten. Eines Tages wird die Erinnerung an Hanno vielleicht weniger schmerzlich sein. Aber sie wird bleiben. Für immer.
    Phase II – Ich konnte wieder leben.
    Von diesem Tag an – mit Jonathans Nachricht – ging es mir besser.
    Ich hatte eine Rettungsboje gefunden, an der ich mich festhalten konnte. Ein Wort, nicht mehr. Mit der Bedeutung, dass etwas ganz Großes in meinem Leben nicht erreichbar sein sollte. Dennoch ein Trostpflaster. Sie spiegelte unsagbares, vergangenes Glück wider.
    Mit beiden Händen umklammerte ich wochenlang Tag für Tag diese Boje. Sie gab mir Halt und meinem Leben einen neuen Sinn.
    Nach und nach zog wieder Normalität in unsere Familienwelt ein. Ich genoss die Kleinigkeiten des Alltags mit Kalle und Frieda – morgens gemeinsam zu frühstücken, Zeit miteinander zu Hause oder unterwegs zu verbringen, unseren Urlaub zu planen,Freunde zu besuchen, über den Wochenmarkt zu schlendern, abends zusammen fernzusehen. Alles, was früher normal gewesen war, hatte wieder eine besondere Bedeutung. Und dabei erlebte ich unser Miteinander intensiver als je zuvor – auch die intimen Momente mit Kalle. Ich lernte das Glück neu schätzen, eine Familie wie die meine zu haben. Gleichzeitig genoss ich die Erinnerung an die gemeinsame Zeit mit Hanno. Sie gehörte zu mir – so wie meine Familie. Ich stellte nichts infrage. Im Gegenteil.
    Die Jahre vergingen. Hanno und ich verloren uns nicht aus den Augen. Wir schickten uns kurze, fast inhaltslose Nachrichten zum Geburtstag und zu Weihnachten. Sie sagten uns nichts, aber sie zeigten, dass wir aneinander dachten. Wir trafen uns nicht mehr. Nicht einmal zufällig auf einem Kongress. Vielleicht gingen wir uns absichtlich aus dem Weg. Es war aber die einzige Möglichkeit, nicht an unseren Gefühlen zu zerbrechen. Das wussten wir beide.
    Ich dachte in all den Jahren noch häufiger an Bergmanns Roman »Wo geht’s nach Süden?«. Und meinen Ärger über das Ende der Geschichte. Und tatsächlich lernte ich ihn ein paar Jahre später bei einer Autorenlesung in einer kleinen Kölner Buchhandlung kennen. Bergmann las aus seinem neuen Roman »Glück aufwärts«. Ich konnte seinen Worten kaum folgen. Mich interessierte sein neues Buch nicht. Mich interessierte lediglich der Mensch »Bergmann«. Ein Autor, dessen Roman mich in einer der wichtigsten Phasen meines Lebens begleitete. Ich liebte ihn für seine sachliche, einfühlsame Beschreibung einer wunderbaren Liebesgeschichte, die mich an meine Beziehung mit Hanno erinnerte. Aber ich hasste ihn nach wie vor für das Ende, das der Geschichte nicht angemessen war. Als das Publikum im Anschluss an die Lesung die Möglichkeit hatte, Fragen an den Autor zu stellen, hatte ich nicht den Mut, Bergmann mit meinempersönlichen Verdruss über das Ende zu konfrontieren. Ich entschied mich für einen Brief an den Verlag im direkten Anschluss.
    ***
    Das ist alles, was passiert ist. Vielleicht fragt man sich, wie ich so sicher sein kann, dass meine Gefühle erwidert wurden. Ich bin mir sicher. Ich zweifle keine Sekunde daran. Vielleicht war ich in all den Jahren nicht die einzige Frau, die Hanno traf. Aber ich war die einzige, die er liebte. Auf unsere Art und Weise. In unserer Welt. Eine Liebe, die nur dadurch entstehen konnte, dass wir sie zuließen. Wir haben keinen verletzt – außer uns selbst von Zeit zu Zeit. Wir haben gelitten. Denn auch wenn die Boje uns über den Alltag rettete, war dennoch kein Land in Sicht. Und das Wasser, in dem wir uns trösteten, war oftmals mehr als eisig kalt.
    Die Akte ist geschlossen. Sie liegt in einer Art virtuellem Wohnzimmer, in einer ganz besonderen Schublade meines Herzens. Ein bisschen verstaubt über die vielen Jahre hinweg, aber weit entfernt von der Vergessenheit des Kellers. Sie umfasst zaghaft ein unbeschreiblich
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