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Mein Herz schlaegt fur uns beide

Mein Herz schlaegt fur uns beide

Titel: Mein Herz schlaegt fur uns beide
Autoren: Suzie Moore
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und alle waren verkleidet. Dad ging als der Grinch aus »Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat« und Hannah war Dorothy aus dem »Zauberer von Oz«. Sie hatte sogar Rubinschuhe. Und die Frau, die auf mich aufpasste, Meena, hatte mir ein Katzenkostüm gemacht. Ich sah aus wie unsere alte Katze Mitternacht. Ich hatte Ohren, einen Schnurrbart und einen langen, fegenden Samtschwanz. Meena hatte mir sogar einen runden weißen Mond auf die Brust genäht. Genau wie bei Mitternacht.
    Ich durfte mit den Erwachsenen ganz lange aufbleiben und zusehen, wie sie verrückt herumtanzten und sprangen, und dann setzte Dad sich ans Klavier, und viele Leute fingen richtig laut an zu singen. Und Meena kam zu mir und sagte, ich müsse jetzt ins Bett. Aber ich wollte nicht, ich wollte ihnen beim Singen zuhören. Also rannte ich um die singenden Erwachsenen herum und versteckte mich hinter dem Klavier. Meena wollte mich fangen, aber ich war zu schnell für sie. Ich kroch unter dem Klavier durch, quetschte mich durch die Beine von irgendwem und rannte dann zur Treppe. Ich weiß noch, dass ich dachte, ich verstecke mich in der Küche, da findet sie mich bestimmt nicht.
    Oben an der Treppe stand eine Frau, die als Alice im Wunderland verkleidet war, und ich weiß irgendwie noch, dass sie mich ansah und mich anlächelte, aber ich rannte den ersten Teil der Treppe hinunter und …
    Lexi verstummte für eine Sekunde, berührte wieder ihr Gesicht, und ich spürte, wie mein Herz ein wenig schneller schlug.
    Dann verfing sich mein Fuß in meinem langen, fegenden Samtschwanz. Ich merkte, wie ich zurückgerissen wurde, und dann fiel und fiel ich. Ich weiß noch, es war ein bisschen wie fliegen. Ich kullerte die Treppe hinunter. Irgendwer hatte bei der Küche ein Glas auf dem Boden stehen lassen, und ich fiel und krachte genau darauf, und es zerbrach und …
    Plötzlich setzte Lexi sich auf und sagte mit ihrer normalen sehr lauten und sehr schnellen Stimme:
    Lexi: Und dann weiß ich erst wieder, dass ich im Krankenhaus zu mir kam!
    Ich keuchte auf und mir klappte das Kinn hinunter.
    Lexi: Dad sagt, das war nur gut so, weil alles voller Blut war.
    Dann redete Lexi auf ihre superschnelle Weise weiter, und ich musste mich konzentrieren, um mitzukommen.
    Lexi: Jedenfalls, ich war total k. o. Ich war auf das Glas geknallt und mit dem Kopf aufgeschlagen und ich war … war …
    Sie drehte sich um und rief den anderen zu:
    Lexi: Dad! Dad!
    Max und die anderen schauten uns an.
    Lexi: Dad! Wie heißt das noch? Wenn du mit dem Kopf aufknallst, und dann bist du, du weißt schon? Ohn – ohnirgendwas. Was denn?
    Max sah Hannah an und lächelte.
    Max: Ohn-mäch-tig. Ohnmächtig.
    Lexi setzte sich auf und redete jetzt auch mit den Händen.
    Lexi: Ich war also ohnmächtig. Und zwar ganz, ganz lange, und mein Gesicht war total zermatscht und geschwollen. Und na ja, du weißt schon, mein Auge war also total kaputt, und ich hatte vier Operationen, und dann kam ich im Krankenhaus zu mir, aber ich hatte … ich hatte …
    Lexi seufzte und rief wieder.
    Lexi: Dad! Dad! Wie heißt das noch? Wenn man sich nicht erinnern kann!
    Max lachte.
    Max: Hast du das vergessen?
    Das fanden alle offenbar komisch.
    Max: Am-nee-sieh. Amnesie. Du hattest eine Amnesie.
    Und dann redete Lexi weiter.
    Lexi: Amnesie! Genau! Jedenfalls hatte ich Amnesie, und als ich zu mir kam, konnte ich mich an nichts erinnern. Anfangs, ein paar Tage lang, wusste ich nicht mal, wer Dad war. Ich sagte immer wieder: Wer? Was? Das war richtig seltsam. Ich sah einen rothaarigen Mann und fragte immer wieder: Wer?
    Lexi kicherte.
    Ich: Wusstest du das wirklich nicht?
    Lexi: Nein, drei ganze Tage lang nicht. Und die Schwestern mussten es mir immer wieder sagen. Das ist deine Mutter, und irgendwann sagte ein Arzt dann, Hannah, das ist Hannah. Deshalb nenne ich sie jetzt einfach nur Hannah. Aber ich kann mir noch immer nicht alles merken. Ich werfe noch immer ganz viel durcheinander.
    Natürlich! Die arme Lexi. Alles passte zusammen. Ich dachte daran, dass Lexi immer alles Mögliche zu vergessen schien. Ich dachte daran, wie sie vergessen hatte, wie man Schnürsenkel bindet, und daran, wie sie mitten in der Englischstunde dachte, wir hätten jetzt Geschichte. Ich dachte daran, dass ich mir immer alles merken konnte, und ich fühlte mich gar nicht wohl dabei.
    Lexi: Ich wünschte, ich hätte dein magisches Gedächtnis und könnte Matherätsel lösen, als ob ich eine Art menschliche Rechenmaschine wäre.
    Ich sah zu,
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