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Mein Herz in Deinen Händen

Mein Herz in Deinen Händen

Titel: Mein Herz in Deinen Händen
Autoren: Christina Dodd
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leiteten. Die Generalin würde skrupellos nach einem Sündenbock suchen.
    Und dieser Sündenbock wäre Jackie.
    Jackie hielt den Kopf gesenkt, krabbelte auf dem Heizungsrohr hastig in Richtung der Ausfahrt und war darauf angewiesen, dass das Geschrei der Polizisten und General Napiers wütende Erwiderung den Fluchtlärm übertönten. Ihr blieben nur wenige Augenblicke, dann hätte General Napier die Polizisten von ihrer Unschuld überzeugt.
    Jackie würde die wenige Zeit nutzen. Das Heizungsrohr schmiegte sich an der Wand entlang auf das offene Tor zu. Die frische Luft war verlockend, zog sie voran.
    Aber da vorne baumelte kein praktisches Seil. Es führte kein Weg nach unten, und bis zum Betonboden waren es fast vier Meter.
    Sie hatte keine andere Wahl. Sie holte tief Luft, ließ sich vom Rohr gleiten, baumelte eine Sekunde lang an den Händen und ließ sich zu Boden fallen.
    Der Aufprall erschütterte ihre Knöchel. Sie konnte sich nicht bewegen und fiel hin.
    Ein Schrei bestätigte ihr, dass sie gesehen worden war.
    Sie rollte herum und kam im Laufschritt auf die Füße. Im Laufschritt in Richtung Freiheit.
    Das Tor begann nach unten zu rattern. Die Rufe wurden deutlicher. Schritte donnerten auf sie zu.
    Aber so nah waren sie noch nicht.
    Sie wagte es nicht, nach hinten zu sehen.
    Ein Schuss riss ein Loch in die Betonwand vor ihr.
    Sie war fast da.
    Das Tor war beinahe ganz unten.
    Einen Augenblick bevor das Tor zuratterte, ließ sie sich fallen und rollte darunter hindurch.
    Sie kam sofort wieder auf die Beine und rannte, so schnell sie konnte, die Rampe hinauf. Hinter ihr explodierte ein weiterer Schuss, durchschlug das Tor und pfiff nahe an ihrem Kopf vorbei.
    Hinter ihr schrien Männer und Frauen.
    Sie hörte das Tor wieder aufrattern, aber da bog sie schon auf die Straße. Ein paar Leute standen herum, starrten zur Garage und wichen zurück, als sie den Block entlang und um die Ecke rannte.
    Hier hatte niemand etwas von dem Krawall mitbekommen. Die Band, die vor einem Straßencafé auf dem Bürgersteig spielte, übertönte jeden Lärm. Touristen und Einheimische genossen den warmen Juniabend. Sie wussten nichts von dem Drama, das sich ganz in ihrer Nähe abgespielt hatte, nippten an ihren Drinks und plauderten.
    Jackie keuchte und passierte das Straßencafé. Sie schnappte sich eine rote Jacke, die auf einem unbesetzten Stuhl hing und streifte sie über. Sie griff in ihre Handtasche, holte einen Clip heraus, drehte das Haar im Nacken zusammen und steckte es nach oben fest.
    Ihre Finger zitterten. Sie hörte einen Schrei hinter sich und fuhr zusammen, als hätte ein Schuss sie getroffen.
    Aber dem war nicht so. Noch nicht.
    Ein schneller Blick nach hinten zeigte ihr, dass die Polizisten sie noch nicht entdeckt hatten. Aber sie schwärmten aus, bewegten sich schnell. Sie ging weiter wie jemand, der genau wusste, wohin er ging. Sie bog erneut um eine Ecke, ließ die hellen Lichter und die Menschenmenge hinter sich. Sie entdeckte eine Lücke zwischen den Häusern und überquerte die Straße. Am hinteren Ende war ein Ausgang zu sehen. Ein Fluchtweg.
    Sie tauchte in den Schatten und holte Luft. Sie konnte ihre Vergangenheit riechen – Müll, Dunkelheit, Angst und Betrug. Sie duckte sich, hielt sich nah am Zaun und hastete entlang der Müllcontainer über den brüchigen Asphalt. Sie durfte sich jetzt nicht umdrehen. Nicht solange der Tod ihr so dicht auf den Fersen war.
    Der Straßenlärm wurde leiser. Sie entfernte sich von der bürgerlichen Sicherheit und kehrte in die Abgründe des Lebens zurück. Sie hörte die Ratten durch den Müll rascheln und das verzweifelte Murmeln eines Obdachlosen, der sich unter einem Karton zusammenkauerte.
    Sie schob die Hand in die Handtasche. In einem Reißverschlussfach steckten die Überreste ihrer Vergangenheit, denn eine Frau wie sie konnte der Hure Schicksal nicht vertrauen. Eine Frau wie sie fühlte sich nie wirklich sicher. Eine Frau wie sie warf immer einen Blick über die Schulter.
    Sie würde zu ihrem Schließfach auf dem Dulles International Airport gehen, wo sie einen Rucksack aufbewahrte, in dem sich zehntausend Dollar in bar, zwei Personalausweise, ein kleiner Kulturbeutel und Kleider zum Wechseln befanden. Sie würde ein Ticket für den erstbesten Flieger kaufen, und weg wäre sie. Hoffentlich, bevor die Polizei ein Phantombild von ihr hatte und es veröffentlichte.
    Ob der Buchladen eine Überwachungskamera hatte, auf der ihr Gesicht zu sehen war? Vermutlich schon.
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