Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
wage zu behaupten, dass bezüglich Pracht und Glanz nirgends etwas Vergleichbares zu finden sein dürfte - obwohl der heutige Kreml möglicherweise eine Ausnahme darstellt.
    »Diese Räumlichkeiten sind wahrhaftig Schatzkästlein uralter Kultur und Zivilisation«, rezitierte der amtliche Führer. »Hier sind unbezahlbare Kunstgegenstände zusammengetragen. Hier befinden sich die berühmte kaiserliche Bibliothek sowie die umfangreichste Miniaturen-Sammlung der ganzen Welt.
    Was möchten Sie zuerst sehen?«
    »Den Harem«, antwortete ich.
    Die beste Ehefrau von allen meinte etwas pikiert, ich wäre wie gewöhnlich gewöhnlich, aber der Führer wusste natürlich, von wem er nachher das Trinkgeld bekommen würde, und begab sich mit uns auf direktem Wege in den schönsten Gebäudeteil der aufwendigen Anlage.
    Das gesamte Topkapi schien nur zum Zweck dieser einen Abteilung gebaut worden zu sein. Jeder Raum des Harems war ein Juwel für sich. Die weichen Lager mit den schwellenden Pfühlen wirkten auf mich umwerfend, ebenso die reich ausgestatteten Boudoirs, in denen die süßen Bienchen in Schuss gebracht wurden, wenn sie zur Schichtarbeit mussten.
    »Hier, an dieser Stelle, pflegte der Sultan zu stehen«, sagte der Führer und deutete auf ein Fenster, »um die Frauen im Bade dort unten zu betrachten, wenn er sich die wählen wollte, die er gerade wählen wollte.«
    Ich trat an das Fenster und dachte an dies und auch an das, bis die beste Ehefrau von allen mich aus meinen polygamourösen Wunschträumen weckte, um mir mitzuteilen, dass sie nunmehr die Mosaiken zu besichtigen wünsche. Ich entgegnete ihr, sie möge nicht so ungeduldig sein, zu Hause hätten wir Mosaiken genug, und überhaupt müsste ich erst die gesellschaftspolitische Bedeutung dieser Einrichtung in mich aufnehmen. Während ich vom Fenster aus zu dem antiken Swimmingpool hinunterschaute, der mit seinen riesigen Ausmaßen glatt für tausendundeine Dame gereicht haben musste, überlegte ich mir, wie um alles in der Welt der Sultan das Ganze wohl seiner Frau erklärt haben mochte.
    »Abdul Hamid«, muss seine Frau eines Abends zu ihm gesagt haben, »dürfte ich wohl wissen, warum du die ganze Zeit an diesem Fenster stehst?«
    »Wer, ich?« fragte der Sultan. »Ich sehe nur mal nach, wie das Wetter wird, Schatzi.«
    »Und was sind das für Frauen?«
    »Sieht nach Regen aus.«
    »Ich habe dich gefragt, was all diese Frauen da unten zu bedeuten haben.«
    »Frauen? Welche Frauen?«
    »Diese Badenixen da. Sag bloß, du hast sie noch nie gesehen.«
    »Ich schaue immer nur zum Himmel, Herzchen. Abendrot, gut Wetter Bot', solche Sachen, weißt du. Ich schaue niemals runter. Aber, da du mich jetzt drauf aufmerksam machst, das scheint dort unten tatsächlich so eine Art Türkisches Bad zu sein. Nun ja, die Leute müssen sich mal waschen, nehme ich an.«
    »Und seit wann haben wir im innersten Bereich des Palastes eine öffentliche Badeanstalt?«
    »Keine Ahnung, Schatziputzi, aber ich werde mich erkundigen. Falls der Architekt einen Mist gebaut hat, lasse ich ihn köpfen, glaub mir.«
    »Abdul Hamid, du verbirgst mir etwas!«
    »Aber, aber, Mausi, wir sind doch wohl nicht wieder misstrauisch, oder?«
    »Dann erkläre mir bitte, was du eigentlich jede Nacht machst, wenn du dich hier wegschleichst!«
    »Ich?«
    »Ja, du! Du greifst dir den Bademantel und ziehst los!« »Nur aufs Klo, meine Süße.«
    »Drei Tage lang?«
    »Alles braucht eben seine Zeit. Außerdem, wenn ich nicht schlafen kann, spiele ich manchmal Schach mit den Eunuchen. Du kennst doch den Dicken mit dem Schwert? Kürzlich habe ich gegen ihn ein Remis geschafft! Er hatte zwar einen Springer mehr als ich, aber da habe ich meinen Turm geopfert, weißt du . . .« »Drei Tage!«
    »Ich hatte Schwierigkeiten mit meiner Dame.«
    »Und dann kommst du völlig erledigt wieder zurück und kannst dich kaum noch auf den Beinen halten.« »Wo er doch einen Springer mehr hatte«
    »Und die Musik?«
    »Was für eine Musik?«
    »Du weißt haargenau, was für eine Musik! Kein Mensch kann in diesem Palast auch nur ein Auge zumachen bei dem ständigen Bauchtanzkrach!« »Denkst du etwa, ich tanze Bauch?«
    »Nicht du. Die.«
    »Wer?«
    »Deine Mädchen.«
    »Liebling! Wirklich, ich muss schon bitten!«
    »Letzte Nacht bin ich zum Fenster gegangen und habe runtergerufen, sie sollten gefälligst mit dem Krach aufhören, ich hätte Migräne. Da keifte eine von deinen Weibern hoch: >Ruhe da oben, Sie stören den Sultan!< Was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher