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Mein Ex, der Schneesturm und ich

Mein Ex, der Schneesturm und ich

Titel: Mein Ex, der Schneesturm und ich
Autoren: Shannon Stacey
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für die Stadt. Das kleine Haus der Familie lag in einem Wohnviertel weitab des Hafens, der nicht gerade eine malerische Touristenattraktion war, sondern ein rauer, schmutziger Ort, wo die Hummerfischer ankerten. Obwohl sich Sandys Heim nicht eben in einer Nobelgegend befand, war es dennoch besser als die verwahrlosten Häuser bei den Docks, in denen sie ihre Kindheit verlebt hatten.
    Schließlich traf er bei der Adresse ein. Sandy wohnte in einem kleinen, gepflegten Einfamilienhaus mit grünen Fensterläden, das etwas zurückgesetzt von der Straße stand. Brody bog in die Einfahrt ein und parkte hinter dem betagten Wagen, den Sandy ihm beschrieben hatte. Er stellte den Motor ab, stieg aus, streckte sich und atmete tief ein.
    Wenigstens neutralisierten die Kälte und der fallende Schnee den Geruch. An wärmeren Tagen roch die salzige Seeluft so penetrant nach Fisch und Verzweiflung, dass sich Brody, nachdem er die Stadt verlassen hatte, sogar eine neue Garderobe anschaffen musste, weil an seinen Sachen selbst nach mehreren Besuchen im Waschsalon immer noch der Geruch von Tucker’s Point klebte.
    Damals hatte er sich mit steifen, kratzigen Jeans und dünnen T-Shirts aus dem Billigladen behelfen müssen. Heute dagegen war seine Jeans fast so weich wie sein Merino-Kaschmirpullover und die Sohlen seiner Stiefel waren nicht abgetreten. Er warf sein Geld nicht für schicke Markenkleidung zum Fenster heraus, legte jedoch Wert auf Qualität und Langlebigkeit.
    Als er schon halb das Haus erreicht hatte, schwang die Eingangstür auf. Ungeachtet seiner Abneigung gegen Tucker’s Point schlug sein Herz beim Anblick seiner Schwester sofort schneller. In den zwei Jahren, in denen sie sich nicht gesehen hatten, hatte sie sich durch das Leben als Ehefrau und Mutter verändert. Ihre Figur war runder, wie bei den meisten jungen Müttern. Sie trug das lange, braune Haar zu einem Pferdeschwanz und wirkte ein wenig blass. Die dunklen Ringe unter ihren grünen Augen gehörten wohl dazu, wenn man zum ersten Mal Mama wurde.
    Stürmisch fiel ihm Sandy um den Hals. „Ich kann nicht glauben, dass du da bist!“
    „Du hast mir gefehlt.“ Sie lagen sich in den Armen, bis plötzlich ein zorniger Schrei aus dem Haus ertönte. „Wird wohl Zeit, dass ich meinen Neffen kennenlerne.“
    Sandy führte ihn ins Wohnzimmer, in dem Noahs Wiege stand, und hob das Baby heraus. Der Kleine brüllte unbeirrt weiter, während sie ihn an ihren Bruder weiterreichte. Brody hielt das wütende, kleine Bündel auf dem Arm. Obwohl Noahs Gesichtchen rot angelaufen und vor Zorn verzerrt war, sah er zum Anbeißen aus.
    „Wenn du Hunger hast, hast du auch immer diesen Gesichtsausdruck“, bemerkte er grinsend.
    „Sehr witzig.“ Sie nahm ihm das Baby ab, wechselteNoah die Windeln und machte es sich dann auf der Couch gemütlich. „Stört es dich?“
    „Nein.“ Seiner Schwester beim Stillen ihres Sohnes zuzusehen, fand er weniger unangenehm, als die Aussicht, noch länger dem ohrenbetäubenden Geschrei ausgesetzt zu sein, das der Kleine momentan von sich gab.
    Er trat ans Fenster, damit sie sich ungestört auf das Sofa lümmeln konnte. „Scheint so, als würde aus dem Schnee Eis. Der Wind hat auch zugenommen.“
    „Ich lebe immer noch nach dem Motto schlafen, wann immer das Baby schläft und habe nicht mal den Wetterbericht geschaut. Mike meinte nur, dass er Überstunden schieben muss, von Eisregen hat er allerdings nichts erwähnt.“
    „Im Radio wurde ebenfalls nur Schnee gemeldet, aber kein Glatteis.“ Bei Schnee zu fahren stellte kein Problem dar, doch wenn sich Tucker’s Point in eine Eisbahn verwandelte, bestand die Gefahr, dass er seinen Flug verpasste und das war das Letzte, was er wollte.
    Sie unterhielten sich, während Sandy Noah stillte. Sie berichtete ihm, wie gut es für Mike lief, seit er für die Stadt arbeitete, und erkundigte sich dann nach seinen Geschäften. Brody verkaufte Immobilen, und obwohl der Markt derzeit sehr angespannt war, hatte er dank seiner Umsicht noch genug Geld auf der Bank, um nachts ruhig schlafen zu können. Danach sprachen sie über das Baby und Sandy erzählte, dass sie und Mike sich noch immer darüber uneins waren, ob sie nach Ende ihrer Elternzeit wieder in ihren alten Job als Buchhalterin einer Arztpraxis zurückkehren sollte oder nicht.
    Sie hatte gerade das Baby zurück in den Wagen gelegt, da wurde das Haus plötzlich von einer starken Windböe getroffen. Kleine Eiskristalle prasselten gegen die
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