Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Ex, der Schneesturm und ich

Mein Ex, der Schneesturm und ich

Titel: Mein Ex, der Schneesturm und ich
Autoren: Shannon Stacey
Vom Netzwerk:
Tür zu Tür gehen, haben sicher die größten Erfolgsaussichten, sie zu finden. Es wäre ärgerlich, wenn sie von dort Leute abziehen müssten, um uns zu retten.“
    Er sah wieder aus dem Fenster und spähte nach etwas Lilafarbenem, während Mike sich per Funk von der Zentrale auf den neusten Stand bringen ließ und ihnen seine Bedenken übermittelte.
    In glitzerndes Eis eingeschlossen, wirkte seine Heimatstadt friedlich und geradezu malerisch wie eine Landschaft in einer Schneekugel. Der Zusammenhalt unter den Einwohnern beeindruckte Brody ebenfalls. Aus den Gesprächen, die das Funkgerät übertrug, schloss er, dass alle in der Gemeinde zusammenstanden und einander halfen.
    Vielleicht konnte man solche Qualitäten erst als Erwachsener richtig würdigen? In seiner Jugend und den wenigen Jahren, die er nach dem Schulabschluss hier gelebt hatte, hatte Brody die Stadt verabscheut, doch inzwischen war er älter und reicher an Lebenserfahrung, hatte als Pokerspieler Erfolge gefeiert und sich gleichzeitig eine Karriere als Immobilienmakler erarbeitet. Er wusste den Zusammenhalt in Kleinstädten wie Tucker’s Point nun mehr zu schätzen, und konnte nachvollziehen, warum die Leute gern dort lebten und nicht bei erster Gelegenheit fortgingen – wie er es getan hatte.
    „Wir kehren um“, unterbrach Mike Brodys Gedanken. „Sie beordern alle Fahrzeuge zurück. Ich nehme eine andere Route, damit wir auf dem Rückweg noch einmal nach ihr Ausschau halten können.“
    Brody war zugegebenermaßen erleichtert, doch trotzdem traf es ihn, dass sie die Suche abbrechen mussten. Wenn sie erst einmal wieder in der Halle waren und Mike zu seiner Familie zurückkehrte, war er wieder sich selbst überlassen. In der Turnhalle gab es kein Versteck, weder für ihn noch für Delaney.
    Sie hatten die Schule schon fast erreicht, als Mike das Thema ihrer Unterhaltung von seinem Job, über den Brody inzwischen mehr als genug wusste, auf die Vergangenheit lenkte. „Wir hatten zwar nur wenige gemeinsame Bekannte, aber ich habe trotzdem mitbekommen, dass du und Delaney damalsein Paar wart. Sandy hat erzählt, dass ihr, als du weggezogen bist, immer noch zusammen wart.“
    Er hatte den Satz nicht als Frage formuliert, schien aber dennoch auf eine Antwort zu warten. „Richtig.“
    „Ist bestimmt merkwürdig, sie wiederzusehen.“
    Als sie plötzlich vor ihm stand, hatte ihm das einen Schock versetzt, doch langsam gewöhnte er sich daran, wieder in ihrer Nähe zu sein. Es gefiel ihm sogar.
    Außerdem gab es zwischen ihnen beiden noch einiges zu klären.

4. KAPITEL
    Obwohl sie es eigentlich überhaupt nicht wollte, hatte Delaney die ganze Zeit über gespannt auf Brodys Rückkehr gewartet. Darum bemerkte sie ihn auch sofort, als er in die Halle zurückkehrte und sich gleich suchend nach ihr umsah. Ihre Blicke trafen sich und erst, als Brody von Mike angesprochen wurde, wandte Delaney sich ab.
    Sie steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten. Obwohl sie sich wieder und wieder ins Gedächtnis rief, wie sehr Brody sie verletzt hatte, fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Das Knistern zwischen ihnen beiden war intensiv wie früher, ihre Gefühle für ihn ein mächtiger Strom, der sie erbarmungslos mitriss und hinabzog – und irgendwie hatte sie Lust, alle Vorsicht in den Wind zu schießen und sich kopfüber in die Fluten zu stürzen.
    Mit Mike und Brody kehrten auch die anderen Mitglieder der Suchmannschaft zurück. Delaney ging in die Küche, um für die Männer Kaffee aufzusetzen. Die meisten würden sich zwar erst einmal schlafen legen, aber sie wollte trotzdem eine Stärkung für sie parat haben.
    „Miss Delaney?“, fragte eine Kinderstimme hinter ihr. Sie fuhr erschrocken herum. Mariah Turner stand auf der Türschwelle. „Haben die Männer April gefunden?“
    „Noch nicht, meine Kleine.“ Wahrscheinlich gingen Mariah und das vermisste Mädchen in dieselbe Klasse. Eigentlich sprachen die Erwachsenen nur im Flüsterton über die Suche, doch Mariah hatte offenbar trotzdem etwas darüber aufgeschnappt. „Aber die Suche geht weiter. Sie werden sie finden.“
    „Ist sie von zu Hause ausgerissen?“
    „Ich weiß es nicht.“ Delaney lächelte ihr aufmunternd zu. „Hat sie denn etwas davon erwähnt, dass sie weglaufen wollte? Oder von Problemen in der Schule?“
    „Nein. Wenn sie nicht fortgelaufen ist, wurde sie dann vielleicht entführt?“
    Was sollte Delaney erwidern? Darauf war sie bei den Katastrophenübungen nicht vorbereitet worden.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher