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Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme
Autoren: Patrick D. Cowden
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Füße in die Unterneh­menswelt gesetzt hat. Es ist auch unsere Aufgabe, dass unsere Chefs nicht zu Memmen werden – indem wir selbst zu Helden werden. Indem wir Mut beweisen, wo die Memmen Angst haben.
    Treten wir den Memmen-Chefs entgegen!

TEIL EINS
    Das Beziehungsdesaster:
Mein Boss und ich

Meinen Boss und mich verbindet etwas. Arbeitsrechtler nennen es ein Arbeitsverhältnis. Ein räumlich und zeitlich festgelegtes Verhältnis also, das sich nur um die Arbeit dreht.
    Nur um die Arbeit? Von wegen.
    Selbst das kühlste, sachlichste Arbeitsverhältnis stellt eine Beziehung dar. Zwischen zwei Menschen, die mehr austauschen als lediglich geschäftsrelevante Informationen. Eine Beziehung, in der wir – gewollt oder nicht – negative wie positive Gefühle entwickeln.
    Unser Boss muss nicht nur Zahlen managen, sondern auch Emotionen – unsere und die seinen. Den meisten Führungskräften wird das erst klar, wenn der Karren im Dreck steckt. Wenn die Leistungen nicht mehr stimmen, wenn die Stimmung im Team auf dem Tiefpunkt angekommen ist, wenn wir, die Mitarbeiter, drauf und dran sind zu kündigen.
    Wir sind eben anspruchsvoll. Es muss einiges stimmen, um mit einem Menschen, der formal über uns bestimmen kann, in einer guten, vertrauensvollen Beziehung stehen zu können. Können wir es nicht, dann ist diese Beziehung deshalb nicht weniger intensiv, dafür aber ein ständiger Quell der Unzufriedenheit. Das war schon damals zu Schulzeiten nicht anders, oder?
    Mit wie viel Frust oder Freude wir den halben Tag im Klassenzimmer verbrachten, das hing natürlich von unserer Beliebtheit bei den Jungs und Mädels um uns herum ab, und von unseren Noten. Aber auch maßgeblich von unseren Lehrern.
    Wir akzeptierten es, wenn ein Lehrer streng, aber dafür gerecht war. Bei den Langweilern rauschte unsere Energie den Bach runter. Sie trauten sich einfach nichts, alles musste bei ihnen nach Lehrplan laufen. Die kuscheligen Menschenversteher, die sich über jedes unserer Problemchen mit uns unterhalten wollten, nahmen wir eher auf den Arm als ernst. Den fiesesten Herrschern und Spaßbremsen gehorchten wir vielleicht, aber wir hassten sie. Vielleicht, weil wir instinktiv spürten, wie viel Frust und Unsicherheit sich hinter ihrem Kontrollwahn verbargen.
    Und dann gab es immer den einen Lehrer, den alle mochten, dem fast die ganze Klasse bedingungslos vertraute.
    Ich erinnere mich bis heute daran, wie unser Lieblings­lehrer den Klassenraum betrat. Das Gebrüll um ihn herum erst einmal ignorierte, um dann mit einem kurzen Nicken unsere ganze Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wir liebten ihn geradezu. Und er uns. Da war sich meist die ganze Klasse einig. Lieblingslehrer, das waren diejenigen, die uns freundschaftlich auf Augenhöhe begegneten, die mal einen Spaß mitmachten ohne sich bei uns anbiedern zu wollen. Die sich dafür begeisterten, was sie uns lehrten. Wir respektierten sie – weil wir offen unsere Meinung sagen durften, ohne dafür bestraft zu werden. Dabei wussten sie, wann es galt, eine Grenze zu ziehen – und auch das war dann für uns okay. Für uns waren solche Lehrer Helden.
    Memmen vor der Tafel akzeptierten wir nicht. Wir ignorierten sie. Oder machten ihnen die Hölle heiß.
    Ob sich unsere Chefs sich das eingestehen wollen oder nicht: Es geht immer um mehr als nur ein Arbeitsverhältnis. Wenn wir mit einem Menschen zu tun haben, der uns in einem bestimmten Rahmen ȟbergeordnet« ist, dann spielen emotionale Aspekte eine Rolle, die sich offiziell in keiner Arbeitsplatzbeschreibung finden. Denn dieser Arbeitsplatz ist wie ein Topf voller heißer Zutaten, der vor Irrationalität überkocht.
    Da steigen von tief unten Neid und Missgunst auf, kämpfen Zuneigung und Ablehnung gegeneinander, löst sich Unsicherheit in Bestätigung auf, brodeln Hass und Liebe wild durcheinander. Ja, es geht sogar um Liebe.
    Es herrscht ein Wust an Gefühlen, die Mitarbeiter untereinander und mit ihrem Chef verbinden. In einem gegensei­tigen, immer neu auszubalancierenden Beziehungsgeflecht. Und damit kann nicht jeder umgehen. Viele Mitarbeiter nicht. Aber auch nicht diejenigen in den Machtpositionen. Nicht je­der Lehrer und vor allem nicht jeder Chef.
    Es gibt sie, die Chefs, die das können. Diejenigen, die uns beflügeln und begeistern und in einigen Unternehmen Großes leisten. Und dann, ja dann gibt es
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