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Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme
Autoren: Patrick D. Cowden
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und gar keine Memme. Die hervorstechendste Eigenschaft jeder Memme ist ihm fremd: Feigheit.
    Das Memmen-Biotop
    Ich glaube nicht, dass Menschen als Memmen geboren werden. Sie werden vielmehr dazu gemacht. In Unternehmen, in denen nicht gute Führungseigenschaften wie Ehrlichkeit, Mut, Anteilnahme und Begeisterung belohnt werden, sondern in denen vor allem Macho-Memmen besonders schnell aufsteigen und von der Spitze herab regieren. Unternehmen, in denen selbst die talentiertesten Chefs irgendwann zu Memmen werden.
    Im zweiten Teil »Mein Boss und das System« werden wir sehen, warum gerade große Unternehmen ein wahres Memmen-Biotop darstellen.
    Große Unternehmen sind geprägt von hierarchischen Zwängen. Insbesondere das untere und mittlere Management wird in dieser Tretmühle in die Mangel genommen. Loyal nach oben sollen sie sein und zugleich ihren Mitarbeitern eng verbunden. Für viele Chefs ein Widerspruch, der sie über­fordert. Nicht zuletzt, weil sie von den Oberbossen in der Führungsspitze der Unternehmen nicht die Unterstützung erhalten, die sie für ihre Führungsaufgabe brauchen.
    Stattdessen werden Führungskräfte hineingepfercht in ein System, das von Misstrauen durchdrungen ist. Wo die Führungsspitze weder ihren eigenen Managern noch den Mitarbeitern wirklich Eigenständigkeit zubilligt, sondern auf Kontrolle setzt.
    Die Furcht vor Kontrollverlust – sie zieht sich durch dieses Buch, wie sie sich durch viele Unternehmen zieht. Angefangen in der Unternehmensspitze wird der negative Geist von jeder Führungsebene der nächsttieferen Ebene vorgelebt. Ein Geist, der sich unter anderem in dem verengten und kurzsichtigen Blick auf Umsätze und Zahlen widerspiegelt.
    Sich als Führungskraft unter diesen Umständen den eigenen Freiraum zum Entscheiden und Gestalten zu erkämpfen wird zur großen Herausforderung, sobald man mehr will als nur das eigene Team zu verwalten.
    Der dritte Teil »Mein Boss und die Folgen« beschreibt die Konsequenzen des von Unternehmensseite geförderten Mem­mentums: Das Festkrallen am Status Quo, das Getriebensein und die Mutlosigkeit der Manager.
    Wie sehr Mitarbeiter und Führungskräfte durch Jahre der Zugehörigkeit zu einem solchen System der Freiheitsbe­raubung entmündigt werden, erlebte ich vor einiger Zeit auf dem Kongress eines großen deutschen Unternehmens.
    Das Schweigen der Memmen
    In dem riesigen Saal nahmen mehrere hundert Führungskräfte Platz. Es waren fast nur Männer zwischen 30 und 50, die versuchten, es sich in den engen Stuhlreihen bequem zu machen – einige in schlecht sitzenden Sakkos von der Stange und mit geöffneten Knöpfen an zu eng gewordenen Hosen, andere in teuren Anzügen von bekannten Modemarken. Sie lachten, sie flüsterten und sie warteten. Auf den jungen Vorstand. Einen Überflieger par excellence.
    Abheben, durchstarten, aufsteigen – danach hatten sich irgendwann einmal alle auf diesem Kongress gesehnt. Bis auf ­wenige junge Manager, die gerade zum ersten Mal etwas Höhenluft schnupperten, lag diese Erfahrung allerdings für die meisten weit in der Vergangenheit. Vor Jahren oder sogar Jahrzehnten hatten sie begonnen, selbst Mitarbeiter zu führen. Vom einfachen Techniker waren sie zum Abteilungsleiter, vom Kundenbetreuer zum Servicemanager befördert worden. Für einige von ihnen ging es dann noch ein, zwei oder auch drei Ebenen höher. Bis der Aufstiegsleiter plötzlich die Sprossen ausgingen. Bis ihnen der tägliche Kampf an der Kundenfront, die überzogenen Vorgaben der Vorgesetzten und unzufriedene Mitarbeiter ihrem Dasein als Führungskraft eine Schwere verliehen, die ihnen mit der Zeit die Flügel stutzte.
    Wenn man könnte, wie man wollte – das hatte ich oft gehört an diesem Tag. Manche von ihnen wollten, konnten aber nicht. Und viele von ihnen wollten ganz einfach gar nicht mehr.
    In Scharen waren die Kunden weggelaufen, wurde in der Öffentlichkeit über den elenden Service ihres Unternehmens gelästert. Jetzt standen große Veränderungen bevor. Ihre Sparte des Unternehmens würde sich nicht nur einen neuen Namen geben. Das ahnte die vielköpfige Managerschar, die im Unternehmen weder ganz unten noch ganz oben war, sondern irgendwo zwischen allen Fronten feststeckte.
    Während seine Begrüßungsworte trocken aus den Boxen knarrten, leuchtete die Glatze des
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