Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte
Autoren: David Levithan
Vom Netzwerk:
war.
    In diesem Zustand hast du mich gefunden. Später hast du mir erzählt, du hättest mitgekriegt, wie sich Tara verhalten hat, und wärst mir hinterhergegangen, um zu schauen, ob bei mir alles okay sei. Ich zweifle bis heute, ob das stimmt. Ich halte es genauso gut für möglich, dass du zufällig mitgekriegt hast, was ich da draußen getan habe, und es dich auf merkwürdige Weise angezogen hat. Du bist zu mir gegangen und hast mir nicht etwa gesagt, dass du mich eklig findest, oder mich gefragt, was das eigentlich soll. Stattdessen hast du gesagt: »Hör auf damit.« Was ich dann auch getan habe.
    Ich sagte, dass ich das Leben hasse. Du sagtest auch, dass du das Leben hasst. Wir beschlossen, es gemeinsam zu hassen.
    Wir wussten überhaupt nichts vom Leben.
    Ohne dich hätte ich es nicht geschafft, meinen Hass zu zähmen. Ich hätte ihn gegen mich selbst gerichtet. Du hast mir geholfen, ihn zu bändigen. Mein Denken und Fühlen konnte sich auf andere Dinge richten.
    Aber immer kehrte es zurück zu dir.

5 D
    Du würdest nicht mehr zurückkehren, hat man mir gesagt.
    Ich habe ihnen nicht geglaubt.
    Ich wollte es von dir selbst hören.

6
    Zurück in die Gegenwart.
    In meinem Spind fand ich am nächsten Tag dich.

6 A
    Nicht dich.
    Eine Fotografie.
    Aber einen Augenblick war mir, als würde ich eine Leiche finden.
    Als würde ich finden,
    was von dir von mir unbedingt einmal
    gefunden werden musste.

6 B

6 C
    Nicht durch einen Lüftungsschlitz oder den Spalt unter der Tür in den Spind geschoben. Nein: an die Innenseite geklebt. Ein weißer Umschlag. Jemand hatte mein Schließfach aufgebrochen und den Umschlag mit dem Foto für mich deponiert.

6 D
    und auf einmal war alles wieder da
    du
    wie du sagst, »ich liebe dich«
    wie du sagst, »ich werde nie mit dir schlafen«
    wie du sagst, »für immer und ewig«
    dein heft mit der liste der momente, die dir am wichtigsten waren, mit blauer tinte die unterstrichen, bei denen ich dabei war
    wie du mich angeschrien hast es nicht zu tun es
    nicht zu tun nicht zu tun es nicht
    wie du immer glaubtest, dass die vögel mit dir reden
    jack geschlagen hast ihn geschlagen hast
    ihn geschlagen hast ihn geschlagen hast ihn
    und immer nur die schwarzen jelly beans essen
    wolltest, keine anderen
    deine tränen, als mein kater chester
    gestorben war, du hast
    sogar noch mehr geheult als ich
    und hast mir sogar geholfen,
    ein grab für ihn zu schaufeln
    hast für ihn das grab geschaufelt
    deine schönheit, wenn dir nicht bewusst war,
    wie schön du warst bist
    in den momenten, in denen ich dich beim
    nachdenken beobachtet habe
    mich immer fragend, ob du vielleicht gerade an mich denkst, und manchmal, das wusste ich, dachtest du an mich,
    und manchmal, das wusste ich, nicht
    hast du es nicht getan
    ich kannte dich besser als alle anderen. da war ich mir ganz sicher
    irgendwas?
    etwas?
    aber dieses foto von dir hatte ich nie zuvor gesehen

6 E
    Dieses Foto von dir habe ich nie gesehen.
    Dieses Foto von dir habe ich nie gesehen.

6 F
    Ich knallte meinen Spind zu. Ein paar Leute drehten sich zu mir um. Ich überlegte, ob es jemand von ihnen war. Beobachtete mich hier wer? Lauerte mir auf? Hielt meine Reaktion fest?
    Ich raste durch die Gänge, raste durch mein Gehirn, raste durch diese ganze kranke Geschichte, raste in Leute hinein und spürte, wie etwas in mir klirrte und zerbrach –
    Jack quatschte mit ein paar von seinen Leichtathletikfreunden. Ich wollte ihn nicht stören, aber wenn ich ihn nicht störte, dann würde ich in Stücke zerfallen, das wusste ich. Deshalb versuchte ich, das Rasen in mir zu bremsen, ich versuchte, ganz normal zu sein, während ich zu ihm ging und »Hallo« sagte und dann »Kann ich dich mal kurz sprechen?« und ihn von den anderen wegzog, denn es hatte mit dir zu tun, und ich war mir sicher, dass alle anderen dich inzwischen vergessen hatten und nicht verstehen würden, warum das jetzt so dringend war und dass sich etwas Wichtiges ereignet hatte. Ich zog Jack in ein leeres Klassenzimmer und ließ die Tür hinter uns zufallen.
    »Hey, worüber regst du dich denn so auf?«, fragte er.
    Auf, dachte ich.
    »Darüber«, sagte ich und starrte auf das Foto hinab, das ich in der Hand hielt.
    Und ab, dachte ich.
    Und Jack, der immer so cool blieb, Jack, der Leichtathletikfreunde hatte – Jack, der mir die ganze Zeit erklärte, das Leben müsse weitergehen – Jack, den du nicht so geliebt hast, wie du mich geliebt hast Jack warf einen Blick auf das Foto, und ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher