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Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte
Autoren: David Levithan
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Du hast mir nie gesagt, was du eigentlich an ihm gefunden hast. Jedenfalls kam es für mich nicht überzeugend genug rüber.
    »Das«, sagte er und deutete auf den Grabstein, »ist der Ort, wo wir uns das erste Mal geküsst haben.«
    Hab ich dir zu verstehen gegeben, dass ich das nicht wissen wollte? Oder hast du für dich entschieden, es mir nicht zu sagen?
    Jack wirkte jetzt ganz durcheinander und das konnte ich nicht gebrauchen. Durcheinander zu sein war eindeutig meine Domäne, nicht seine.
    »Was läuft hier eigentlich, verdammt noch mal?«, fragte er schließlich. »Hat es was mit Miranda zu tun?«
    Jetzt war es wieder an mir, verwirrt zu sein. »Miranda?«
    »Miranda Lee? Du kennst doch Miranda Lee, Ev?«
    Ich nickte.
    »Wir … also, könnte sein, dass zwischen uns beiden was läuft. Ich meine, hätte ich gerne. Und ich glaube, es ist auch so. Wir haben nur noch nicht, du weißt schon, darüber richtig miteinander geredet.«
    »Oh.«
    »Ich wollte es dir sowieso mal erzählen.«
    »Warum? Ähm, ich meine, musst du doch gar nicht.«
    »Schon gut, Ev. Ich hätte es dir erzählt. Ich meine, im Moment gibt es da noch gar nichts. Es ist nicht so, dass … also, es geht schon eine Weile. Und Miranda ist wirklich nett.«
    Das war sie. Nett.
    Etwas in mir freute sich für ihn. Glücklich glücklich glücklich. Und ein anderer Teil von mir war einfach nur … überrascht. Ich fand es von ihm … falsch zu früh unloyal fies ich weiß nicht, wie ich es fand.
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Deshalb hielt ich das Foto mit dem Grabstein hoch und sagte: »Zeig mir, wo es ist.«

7 B
    Ich wollte nicht nach Einbruch der Dunkelheit los, aber Jacks voller Trainingsplan ließ uns keine andere Wahl. Es gibt nie keine andere Wahl. Man hat immer die Wahl. Die Frage ist nur, ob sie auszuhalten ist. Der Friedhof ist ganz in der Nähe von Jacks Zuhause, deshalb bin ich bei ihm vorbeigekommen, um ihn abzuholen. Etwas verlegen stand ich in der Tür, während er sich bei seinen Eltern entschuldigte. Genauso wie er sich immer entschuldigt hat, wenn er mit dir losgezogen ist.
    »Seid ihr beiden jetzt unzertrennlich?«, fragte ich.
    Du hast gelacht. »Weißt du das nicht, Evan? Menschen sind nie unzertrennlich.«
    Ich wollte beinahe darauf antworten, dass ich früher immer geglaubt hatte, wir beide seien unzertrennlich.
    Aber das hätte nur bewiesen, dass du recht hattest.
    Auf dem Weg zum Friedhof redeten wir nicht miteinander. Alles, was ich ihn nicht fragen wollte, und alles, was er mir nicht sagen wollte, summierte sich zu einem wenig hilfreichen Schweigen.
    Eine Sekunde lang malte ich mir aus, wir ihr zwei euch küsst. Einmal hab ich euch gesehen. Es war auf der Party von Gabe Weissmann und ihr habt euch in den Garten verzogen. Ich hatte dir was zu trinken geholt, ohne dass du mich groß darum bitten musstest. Ich hab nach dir Ausschau gehalten, einfach nur um dir das Glas in die Hand zu drücken. Zuerst hab ich euch im Schatten gar nicht gesehen. Ihr habt euch geküsst. Das war alles, mehr nicht. Ich habe mich noch nie so unsichtbar gefühlt. Weil keiner von euch beiden mich wahrgenommen hat. Ihr wart ganz ineinander versunken. Nicht nur in den Anblick des anderen. Auch ihn zu fühlen. Zu schmecken. Zu berühren. Ich war davon ausgeschlossen.
    Ich hätte gern gewusst, ob Jack sich auch an diesen Moment erinnerte. Ob ihn all diese Erinnerungen jetzt quälten. Was eigentlich mit den Küssen geschah, wenn sie einmal vorbei waren.
    Alles Dinge, die ich ihn nicht fragen konnte.
    Als wir dann auf dem Friedhof waren, sagte ich schließlich: »Erzähl.«
    »Was?«
    »Die Geschichte. Du und Ariel. Euer erster Kuss. Darum geht es doch hier, oder?«
    Er stöhnte. Ganz bestimmt gab es Momente, in denen er mich hasste.
    »Fühlt sich für mich so an, als wäre es schon eine Ewigkeit her, verstehst du?«
    Ich nickte.
    »Aber klar erinnere ich mich daran. Ich weiß nur nicht, was das jetzt für eine Rolle spielen soll.«
    »Erzähl.«
    Warum hab ich da nicht lockergelassen? Wahrscheinlich weil er sich dabei so unwohl fühlte. Und weil ich mir nie sicher gewesen war, ob er auch dasselbe durchgemacht hatte wie ich. Ich empfand es immer als unfair, dass wir beide so gehandelt hatten, wie wir gehandelt hatten, aber danach nur ich mit dem ganzen Leid zu kämpfen hatte. Gibst du uns beiden die gleiche Schuld?
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, sagte er jetzt, während er mit mir zum Grabstein ging. »Sie war an dem Abend gut
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