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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck
Autoren: Hepburn Lucy
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in meiner Tasche.«
    » Voilà , Ihr Cognac.« Der Steward war zurück zu Quinns Platz geschwebt, klappte nun den Tisch herunter, legte
eine Papierserviette darauf und stellte einen schweren kristallenen Cognacschwenker mit einem sehr großzügigen Schluck goldbrauner Flüssigkeit darauf ab.
    Quinn sah zu ihm auf und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. »Bitte noch einen, wenn Sie so ausgesprochen reizend sein würden!«

Kapitel 2
    T rotz der überwältigenden Panik, die sich in Julia nun ungehindert breitmachte, schaffte sie es auf wundersame Weise, in ihrem Hirn einige Synapsen freizuhalten, um zu registrieren, dass sich dieses Kuckucksei doch ein ganz klein wenig anders anfühlte, obgleich es sich um das gleiche Modell wie ihre eigene Tasche handelte. Es war zwar ganz eindeutig eine hundertprozentig echte Bottega Veneta aus der Limited Edition, doch es war nicht ihre. Weil jede einzelne ein Unikat und damit unverwechselbar war.
    »Wie kann es denn sein, dass mir das nicht gleich aufgefallen ist?«, jammerte sie und sah hilfesuchend zu ihrem Onkel, der ebenso ohnmächtig dreinblickte wie sie selbst.
    »Schätzchen, gib dir nicht die Schuld«, versuchte er sie zu beruhigen. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass etwas von so geringer Wahrscheinlichkeit wirklich passiert sein soll. Die Chancen standen doch eins zu einer Million! Du solltest Lotto spielen diese Woche. Das Glück des Außenseiters scheint dir hold zu sein.«
    »Sehr beruhigend, vielen Dank auch«, gab Julia patzig zurück. »Oh Gott, ich halte das einfach nicht aus! Unsere Trauringe! Lorenzo und ich haben sie extra bei Sheila Fleet Jewellery in Orkney Islands bestellt. Sheila ist eine alte Schulfreundin von Dad …«

    »Die Glückliche«, schnaubte Quinn. Argyle Douglas, Julias Vater, war, um es milde auszudrücken, eher traditionell eingestellt und hatte sich nie recht mit seinem Schwager arrangieren können. »Vielleicht kann sie einfach zwei neue anfertigen …«
    Quinn hielt mitten im Satz inne, als er das versteinerte Gesicht seiner Nichte sah.
    »Einige Dinge wollte ich eigentlich nur einmal im Leben im Original besitzen«, Julias Ton klang nun eine Spur schnippisch. » Einen Ehemann, ein vollständiges Gebiss, eine Fendi Spy Bag. UND EINEN EHERING! «
    In diesem Moment tauchte der orangefarbene Steward mit zwei frischen Gläsern Cognac auf. Vorsichtig stellte er sie vor Quinn und Julia ab, berührte Quinn dabei ganz leicht an der Schulter, griff dann nach dem leeren Glas und verschwand wortlos wieder.
    »Komm, lass mich noch mal sehen!«, sagte Quinn sanft, nahm Julia die Tasche ab und begann, darin zu wühlen. »Schauen wir doch mal, ob wir herausfinden können, wem dieses Baby gehört. Hast du schon im Innenfach … Aha!«
    Er zog eine Kreditkarte heraus und hielt sie triumphierend hoch. »Et voilà!«
    »Eleonore Deschanel«, las Julia laut. Sie musste die Augen ein bisschen zusammenkneifen, um die abgegriffene Schrift auf der Karte entziffern zu können. »Na klar, eine Französin. Ich google sie sofort, wenn ich nach Hause komme.«
    »Deschanel? Deschanel, Deschanel, den Namen habe ich schon einmal gehört …« Geräuschlos schnippste Quinn mit den Fingern, als könne er sich so besser erinnern.

    Julia hingegen traf in der Zwischenzeit eine Entscheidung. Schweigend löste sie den Riemen um das Tagebuch und schlug die erste Seite auf. Gleichzeitig versuchte sie, das ungute Gefühl, eines der ungeschriebenen Gesetze des Lebens zu brechen, hinunterzuschlucken; man las einfach nie und unter keinen Umständen die Privataufzeichnungen einer anderen Person. Ihre Eltern hatten Julia und ihre Geschwister in dieser Hinsicht mustergültig erzogen – private Post blieb privat, ebenso wie persönliche E-Mails, vertrauliche Gespräche und – na ja, ein Tagebuch sowieso. Das ledergebundene Tagebuch eines fremden Menschen zu öffnen kam also gewissermaßen öffentlicher Leichenfledderei gleich. So etwas machte man einfach nicht!
    Julia erblickte einige Listen mit Zahlen, weiter nichts. Sie seufzte, schlug das wieder Buch zu und versuchte, den Schuhriemen so gut wie möglich wieder zuzuschnüren. Sobald sie daheim in Frean Hall angekommen war, würde sie die Eigentümerin der Tasche via Internet ganz schnell ausfindig machen.
    »Ich hab’s!«, rief Onkel Quinn plötzlich aus. »Deschanel, eine alteingesessene Winzerfamilie aus dem Département Var. Um genau zu sein, gehört ihnen sogar die halbe Region dort unten an der Mittelmeerküste. Ja, das
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