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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten
Autoren: Armistead Maupin
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Kellner drückte ihr einen Kuß darauf und sagte: »Bella. «
    Mrs. Madrigal lächelte stolz. »Natürlich ist sie bella! Bei der Mu … äh … na ja.«
    Mona lächelte sie mit verschwommenen Augen an. »Du bist so was von verrückt.«
    »Grazie« ,sagte ihre Vermieterin.

Abstieg ins Nirgendwo
    Mary Anns Augen wurden groß wie Hostien, als sie zu der Stelle hinübersah, wo der Mann mit den Implantaten gestanden hatte. »Ich schwor’s dir, Burke. Er hat gleich dort neben der Tür gestanden.«
    »Kann ja sein«, meinte Burke schulterzuckend. »Aber jetzt steht er nicht dort.«
    »Wahrscheinlich ist er wieder rausgegangen.«
    »Willst du nachsehen?«
    Sie zögerte. »Ich denke, das sollten wir. Aber es darf nicht so wirken wie jetzt.«
    »Richtig. Hast du nicht auch gesagt, daß er was bei sich hatte?«
    Sie machte es Burke nach und wechselte von der knieenden in die sitzende Position. »Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie leicht beklommen. »Aber es hat ausgesehen wie eine Kühlbox aus Styropor.«
    Er blinzelte sie an. »Müßte ich wissen, was das zu bedeuten hat?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab es nie erwähnt. Jon hat letzte Woche gesehen, wie er mit einer Kühlbox aus Styropor aus dem Krankenhaus gekommen ist.«
    »Und?«
    »Nichts und. Er hat es nur gesehen. Draußen auf dem Parkplatz.«
    Burke zog die Augenbrauen hoch. »Glaubst du etwa«, fragte er mit gespielter Dramatik, »daß er zur Kommunion statt Wein lieber Bier trinkt?«
    »Ich blase die Sache doch gar nicht auf, Burke.« Sie wußte, daß seine Schnoddrigkeit nur ein Abwehrmechanismus war, doch es irritierte sie trotzdem.
    Er stand auf und half ihr aus der Bank. Während sie auf das Portal zugingen, betraten drei oder vier neue Andächtige den Bau. »Wieviel Zeit haben wir noch?« wollte Burke wissen.
    »Eine viertel Stunde«, kam die Antwort.
    Sie erreichten den Eingang. »Ich geh voran«, sagte Mary Ann. »Wir schlendern einfach raus und tun so, als würden wir ein bißchen frische Luft schnappen.«
    Burke zwinkerte ihr zu und hielt den Daumen nach oben.
    Mary Ann zog an der schweren Tür und trat in die Dunkelheit hinaus. So beiläufig wie möglich musterte sie die Leute, die plaudernd auf dem Vorplatz standen. Der Mann mit den Implantaten war nicht darunter.
    Sie nahm Burkes Arm und ging zurück in die Kathedrale. »Das ergibt keinen Sinn«, flüsterte sie. »Er kann doch sonst nirgends hingegangen sein.«
    »Mit einer Ausnahme …« Burke drehte sich um und deutete auf den Fahrstuhl gleich rechts neben dem Eingang. Er lag etwas abseits im Dunkeln und war ihrer Aufmerksamkeit bis dahin völlig entgangen. »Damit geht’s wohl in den Glockenturm oder so.«
    »Wohin?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht zu Quasimodo?« Er streckte die Hand aus und drückte auf den Knopf.
    »Burke! Was machst du da?«
    »Wir können doch jetzt nicht aufhören, oder?«
    Plötzlich glitt die Fahrstuhltür zur Seite, und profanes Neonlicht ergoß sich in diesen tintenschwarzen Winkel der Kathedrale. Burke packte Mary Ann am Arm und zog sie in den Fahrstuhl. Die Tür schloß sich augenblicklich.
    »Burke, wir könnten in Schwierigkeiten kommen.«
    Er antwortete nicht, denn er war völlig auf die Kontrollknöpfe fixiert. »Es gibt 2, 3 und TG«, sagte er. »TG muß Tiefgeschoß heißen. Probieren wir es für den Anfang mal mit der 2. Meinst du nicht auch, daß wir dem Ort eher gerecht werden, wenn wir gen Himmel fahren?« Er drückte auf den 2er-Knopf.
    Nichts passierte.
    »Laß das bleiben, Burke. Mach die Tür auf.«
    »Warte doch mal.« Er probierte es mit dem 3er-Knopf. Der Fahrstuhl rührte sich nicht von der Stelle.
    »Burke!«
    »Einmal noch.« Der TG-Knopf setzte sie diesmal in Bewegung. Nach unten. Nach weniger als zehn Sekunden war die Fahrt zu Ende. Die Tür gab den Blick auf einen beleuchteten Gang frei. Burke trat hinaus und zog Mary Ann mit. Die Fahrstuhltür schloß sich.
    »Das ist bloß der Geschenkeladen«, flüsterte Mary Ann. Mehrere Schaufenster in dem Gang boten einen Einblick in das religiöse Warenhaus: zum größten Teil Statuen des heiligen Franziskus und Wandbehänge aus Filz mit Hippie-Peace-and-Love-Sinnsprüchen.
    Obwohl der Laden im Halbdunkel lag, probierte Burke die Tür aus. Abgeschlossen. Die beiden anderen Türen auf dem Flur ebenfalls. Der Fahrstuhl bot den einzigen Ausgang. Burke grinste Mary Ann leicht verlegen an, dann drückte er auf den Aufwärts-Knopf. Nichts geschah.
    »Aha!« sagte Burke. »Mr. Tyrone-Implantat muß auf dem
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