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Mehr Essen - weniger Wiegen

Mehr Essen - weniger Wiegen

Titel: Mehr Essen - weniger Wiegen
Autoren: Martin Kunz
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35-jährige Juristin Vera aus München
    Durch jahrelange Jojo-Effekt-Erfahrungen bin ich echt gefrustet und stehe unter enormem Leidensdruck: Wegen meines Übergewichts habe ich mittlerweile akute Gesundheitsprobleme. Ich muss handeln, um endlich wirksam abzunehmen: Um mindestens 10, besser 15 Kilo sollte ich mein Gewicht reduzieren, rät mein Hausarzt. Weihnachten 2005 wog ich bei 1 Meter 70 fast 90 Kilo.
    Meine Erinnerungen an den letzten Diät-Versuch: Ich bemühte mich, die Nahrungszufuhr erheblich einzuschränken. Ich zählte die Kalorien jeder Erbse und jeder Salamischeibe, begnügte mich mit Miniportionen, aß kaum mehr als 1000 kcal pro Tag und versuchte den übermächtigen Appetit mit Pillen in den Griff zu bekommen. Natürlich verzichtete ich auf alle süßen Leckereien und Alkohol. Der Hunger begleitete mich dabei auf Schritt und Tritt.
    Die Radikal-Diät zeigte zwar schon nach einer Woche erste Erfolge — immerhin zwei Kilo weniger brachte das Leiden –, sie provoziert, so erklärte es mir mein Arzt, über das Hungerhormon Ghrelin aber einen noch stärkeren Appetit. Gleichzeitig sanken durch die rigiden Einschnitte in die Nährstoffzufuhr meine Stimmung und Aktivitätsniveau. Außerdem schrumpfte durch die
Mangelernährung und den Sportverzicht auch meine Muskelmasse – mit dem Ergebnis, dass ich jetzt noch weniger Kalorien verbrennen kann als bisher und dafür leichter Fettpölsterchen anlege.
    Da Essen als Frustbremse entfiel, plagten mich nach drei Wochen Depressionen, die zusätzlichen Stress erzeugten. Irgendwann wurde dann die Versuchung, unerlaubte Speisen zu essen, doch zu groß.
    Ich stopfte eine ganze Tafel Schokolade in mich hinein. Und einmal mehr fühlte ich mich als Diätversagerin …
    2006 startete Vera mit Volumetrics und schrieb mir letztmals 2008, dass sie sich bei knapp unter 80 Kilo eingependelt habe. Durch mehr Ausdauersport mit Kollegen wolle sie irgendwann auch noch die 75-Kilo-Grenze reißen.
    Warum herkömmliche Diäten versagen
    Ernährungsforscher gehen davon aus, dass 80 bis 90 Prozent aller Diäten fehlschlagen und dass die Hälfte aller Abspeckwilligen nach einem Jahr sogar mehr wiegt als vor der Selbstkasteiung – der berühmt-berüchtigte Jojo-Effekt. Das Ergebnis überrascht nicht etwa, weil vier Fünftel es nicht geschafft haben, wirklich bemerkenswert sind die 10 bis 20 Prozent, die mit herkömmlichen Schlankheitskuren tatsächlich abgenommen haben.
    Noch nie waren die Deutschen so dick wie heute, berichten
Nachrichtenmagazine, Zeitungen und TV-Stationen in regelmäßigen Abständen. Der Focus schrieb einmal: »Mehr als 20 Millionen Deutsche hätten aber auf die Frage Was macht mich dick? bislang keine Antwort gefunden und suchten weiterhin nach Schlankheitsrezepten mit Abspeckgarantie.«
    Die Wunderpille zum Abnehmen ist noch nicht erfunden und wird vorläufig auch ein Wunschtraum bleiben. Und anstatt die wahren Ursachen zu erkennen, sucht man die Verantwortung in den Genen (»Das ist erbliche Veranlagung, meine Mutter war auch schon dick.«), bei der bösen Nahrungsmittelindustrie, den Fastfood-Herstellern oder macht einfach das Schicksal für die Wampe verantwortlich.
    Dass die Bundesbürger immer fetter werden, liegt zum einen an der grassierenden Bewegungsfaulheit, zum anderen an den fatalen Ernährungsgewohnheiten. Diese Erkenntnisse hat nicht nur das Robert-Koch-Institut (RKI) 2002 mit der Studie »Was essen wir heute?« dokumentiert, sondern auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in diversen Ernährungsberichten. Jede zweite Frau und fast drei Viertel aller Männer sind zu dick, weil sie zu viel Fett, Süßes und Alkohol zu sich nehmen. Schon im Schulalter verspeisen vor allem Jungen viel zu viel Fleisch sowie Wurst und trinken Unmengen zuckerhaltiger Getränke. Dagegen essen sie kaum die Hälfte der empfohlenen Menge an Obst und Gemüse. Aber auch die meisten Erwachsenen liegen bei den täglich verzehrten Mengen deutlich über dem von Experten empfohlenen Durchschnitt von 1900 kcal (Kilokalorien) bei Frauen beziehungsweise 2100 kcal bei Männern pro Tag. 3000 kcal und mehr schaufeln viele Erwachsene in Deutschland täglich in sich hinein. Vor allem zu viele fetthaltige
Milchprodukte und Wurstwaren, so diagnostiziert das RKI in seinem Bericht, schlagen massiv auf die Hüften.
    Dabei haben Ernährungspsychologen längst ausgemacht, dass Appetit und Sättigung im Wesentlichen Lernprozesse sind. Und einer der fatalsten Lernprozesse ist, sich an immer
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