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Mehr als nur ein halbes Leben

Mehr als nur ein halbes Leben

Titel: Mehr als nur ein halbes Leben
Autoren: Lisa Genova
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ist mit Bob? Könnte er auch für den NEHSA arbeiten?«, fragt sie.
    »Nein, nein. Die Organisation beschäftigt hauptsächlich ehrenamtliche Mitarbeiter. Und er würde sowieso etwas anderes machen wollen.«
    Heidi sieht auf ihre Uhr. Meine alte Uhr. Sie steht ihr gut.
    »Wo ist Bob denn?«, fragt sie, als sie sieht, wie spät es ist.
    Die Kinder und meine Mutter sind schon im Bett.
    »Noch auf der Arbeit.«
    »Wow, so spät noch.«
    »Ja.«
    Ich führe es nicht genauer aus. Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass Bob Phasen hat, in denen er einen Monat lang jeden Tag bis spätabends arbeiten muss, aber die aktuelle Phase hat genau zu dem Zeitpunkt begonnen, als ich den Job bei Berkley abgelehnt habe – und das Timing kommt mir ein bisschen zu exakt vor, um ein Zufall zu sein. Möglicherweise macht er Überstunden, um zu verhindern, dass er als unser einziger Ernährer entlassen wird, oder er steht unter noch extremerem Druck, weil er versucht, seiner schwächelnden Firma zu helfen, noch einen Tag länger zu überleben. Aber ich habe den Verdacht, dass er mir und meinem Jobangebot in Vermont einfach ausweicht.
    »Wann würdet ihr denn gehen?«
    »Na ja, der NEHSA braucht so bald wie möglich eine Antwort von mir, aber ich würde nicht vor dem Herbst anfangen müssen. Das heißt, wir haben noch etwas Zeit.«
    »Was wirst du ihnen also sagen?«
    »Ich will zusagen, aber das kann ich erst, wenn Bob zuversichtlich ist, dass er dort oben auch etwas finden kann. Wir werden sehen. Wenn es nicht klappt, dann bin ich sicher, dass ich auch hier irgendetwas finden werde«, sage ich, ohne mir dessen wirklich sicher zu sein.
    »Was ist mit deiner Mom? Würde sie mitkommen?«
    »Sie will für den Sommer zurück ans Cape fahren, aber nach dem Labor Day wird sie wieder bei uns wohnen.«
    »Und was hält sie davon, in Vermont zu leben?«
    »Oh, es gefällt ihr sehr gut dort oben. Besser als hier.«
    »Und wen werdet ihr im Sommer als Hilfe haben?«
    »Falls wir in Vermont sind, ist dort die Nichte von Mike Green. Im Sommer verbringt sie ihre Collegeferien zu Hause und braucht einen Teilzeitjob. Sie hat jahrelang als Kindermädchen gearbeitet und macht eine Krankenpflegeausbildung. Mike denkt, sie würde wunderbar zu mir und den Kindern passen. Und falls wir hier sind, so wird Abby im Mai aus New York zurück sein, und sie hat gesagt, sie könnte im Sommer als Kindermädchen für uns arbeiten.«
    »Klingt, als ob du alles bis auf Bob geregelt hast.«
    »Oh ja.«
    Alles bis auf Bob.

ACHTUNDDREISSIGSTES KAPITEL
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    Es ist das letzte Märzwochenende, und während man sich in weiten Teilen des Landes bereits über den Beginn des Frühlings freut, feiert Cortland sein alljährliches Für-immer-Winter-Festival. Bob, Charlie, Lucy und ich sind gerade mit dem Mittagessen in der Haupthütte fertig, nachdem wir den ganzen Vormittag auf der Piste waren. Meine Mutter und Linus haben den Vormittag über das Festival besucht, und jetzt wollen Bob und die Kinder auch dorthin, aber ich bin zu erschöpft dafür. Wir entscheiden, dass Bob mich für ein Nickerchen zu Hause absetzen wird und er und die Kinder ohne mich hinfahren werden.
    Das Festival ist eine einwöchige Angelegenheit, ein typischer Vermonter Kleinstadt-Spaß für die ganze Familie. Es gibt Schneemann-Wettbewerbe, Lagerfeuer und getoastete Marshmallows, heiße Schokolade und Eis mit Sirup, Schlittschuhlaufen auf dem See, Skilanglaufrennen und Livemusik. Und die ganzen örtlichen Geschäfte verkaufen ihre Waren auf dem Festivalmarkt – Ahornsirup, Fudge, Marmeladen, Käse, Quiltdecken, Gemälde und Skulpturen. Wir sitzen im Auto, und ich lese laut aus der Festivalbroschüre vor, um die Kinder in Stimmung zu bringen.
    »Oooh, heute gibt es das Hundeschlittenrennen!«
    »Vielleicht könnte ich als professioneller Hundeschlittenführer arbeiten«, schlägt Bob vor.
    »Ja!«, brüllen Charlie und Lucy.
    »Und Eisfischen«, versuche ich beim Thema Festival zu bleiben.
    »Ich könnte ein Eisfischer auf dem zugefrorenen See sein«, fährt Bob fort.
    »Ja!«, jubeln Charlie und Lucy.
    »Bob«, sage ich.
    »Oder ich könnte im Garten Kühe halten und Eiscreme machen!«
    »Ja!«, kreischen sie und kichern.
    Ich lache auch, aber nur, weil ich mir unwillkürlich vorstelle, wie Bob mit hochgekrempelten Ärmeln versucht, eine Kuh zu melken.
    »Und ich könnte meinen eigenen Eiswagen haben, und ich wäre der Eismann!«
    »Ja!«, rufen sie.
    »Mach das, Daddy«, bittet Lucy.
    »Ja, sei ein
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