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Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Titel: Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
Autoren: Margot Kaessmann
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die deutsche Botschaft im Sudan angegriffen, weil in den USA ein islamfeindliches Video gezeigt wurde. In aller Welt brachen Diskussionen los: Gilt die Meinungsfreiheit, oder darf jeder alles zeigen, auch wenn es religiöse Gefühle bewusst verletzt? Muss hier nicht eine Grenze gezogen werden, weil öffentliches Ärgernis erregt wird? Eine sehr schwierige Debatte. Als Christinnen und Christen gehen wir mit Karikatur anders um. Unser Gott hat die tiefste öffentliche Schmähung und Verletzung erlebt, so glauben wir, als Gottes Sohn am Kreuz unter der ironisch gemeinten Inschrift „INRI“ starb –„Jesus von Nazareth, König der Juden“. Was könnte das Gottesbild tiefer infrage stellen? Wenn nun Provokateure, offenbar leider solche, die sich selbst als Christen verstehen, die tiefsten religiösen Gefühle von Muslimen verletzen, können wir uns nur entgegenstellen, indem wir die Provokation ins Leere laufen lassen. Zur Gelassenheit mahnen. Mit Menschen muslimischen Glaubens sprechen. In unserem Land deutlich machen, dass wir auf diese Provokation nicht eingehen!
    Hier liegt mir an Klarheit und Ehrlichkeit, in der auch Irritierendes, Fremdes thematisiert werden kann. Wahrscheinlich haben wir den Dialog zwischen Christen und Muslimen zu lange einzelnen Interessierten überlassen. Es wird darum gehen, auch die Begegnung im Alltag zu suchen. Voraussetzung dafür ist aber, dass wir unsere eigene Religion, unseren eigenen Glauben kennen. Für mich ist Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben und nicht der Gott, von dem Mohammed im Koran spricht. Aber ich werde dafür eintreten, dass Menschen in Deutschland ihren Glauben in Freiheit ausüben können. Dazu gehört ein klares Ja zu den Grundlagen dieser Freiheit, unserer Verfassung.
    Aber es gehört dazu auch Interesse aneinander. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an einen weiteren Taxifahrer, der mich vor Kurzem in Marburg abends nach einem Vortrag zum Hotel fuhr. Er hat zwei Töchter, eine studiert bereits, die andere geht aufs Gymnasium, ist aber mit 15 in einem schwierigen Alter. Wir sprachen vor dem Hotel noch eine ganze Weile miteinander. Der Mann will das Beste für seine Töchter und sorgt sich um ihre Zukunft. Genau wie ich. Er respektiert sie, ist stolz auf die erste Studentin in der Familie und froh, dass die beiden in unserem Land, in dem wir beide mit unseren Familien wohnen, ohne Zwänge aufwachsen können. Die gelingenden Geschichten werden zu wenig erzählt, denke ich.
    Miteinander in Freiheit
    Wollen wir uns denn von Angst treiben lassen? Eines ist klar: Migration wird in Zukunft ein noch stärkerer Faktor! Wir werden in einer Welt leben, in der Grenzen überschritten werden. Und angesichts der Alterspyramide in Deutschland können wir froh sein über Zuwanderung. Wir wollen doch ein weltoffenes Land sein. Unsere demografische Entwicklung macht darüber hinaus Zuwanderung notwendig, denn viele Bereiche unserer Wirtschaft und unseres Sozialsystems würden ohne Zugewanderte nicht funktionieren. Und es ist doch auch schön, in einem Land der Vielfalt zu leben! Dass es dabei Spannungen gibt und Reibungsverluste, ist nicht überraschend. Die Frage ist, wie wir damit umgehen.
    Mir scheint der Begriff der Freiheit der Schlüsselbegriff zu sein. Nur wenn sie Religionsfreiheit, Glaubens- und Meinungsfreiheit bewusst bejahen, können Religionen einen Beitrag zur Konfliktentschärfung leisten. Da erwarte ich mir viel mehr Engagement von uns als Christinnen und Christen. Wir können uns nicht in vermeintliche Schonräume zurückziehen! Wir müssen hinausgehen, die Begegnung mit dem anderen suchen und die Freiheit offensiv verteidigen. O ja, die Meinungs-, Religions- und Gewissensfreiheit wurde so manches Mal gegen kirchliche Institutionen mit ihrem Machtgebaren und Beharrungsvermögen erkämpft. Aber letztlich ist es die Freiheit, die Luther entdeckte, an der Bibel gewonnen, im Gewissen geschärft. Darüber gilt es, mit Menschen anderen Glaubens und ohne Glauben in unserem Land in einen offensiven Dialog zu treten! Und es ist doch auch spannend, einander kennenzulernen. Ein Muslim erzählte mir in Berlin kürzlich ausführlich von seinen Erfahrungen bei der Pilgerfahrt nach Mekka. Wie alle ein weißes Gewand anhaben und alle sozialen Differenzen darunter verschwinden. Wie am Morgen vier Millionen Menschen gleichzeitig beten, das es wie eine Auferstehungserfahrung sei. Das war ungeheuer spannend für mich, ich weiß viel zu wenig darüber…
    Im
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