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Mehr als fromme Wuensche

Mehr als fromme Wuensche

Titel: Mehr als fromme Wuensche
Autoren: Margot Kaessmann
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Männer, die auf eine eigene Karriere verzichten, weil die Frau berufstätig ist, sind regelrechte Exoten. Frauen haben es oft schwer im Land, es gibt Frauenhandel, Gewalt in Familien, Zwangsehen, ja sogar Ehrenmorde. Ein durchaus komplexes Bild also bei uns.
    Der Weltfrauentag ist aber auch eine gute Gelegenheit, den Blick einmal in die weite Welt schweifen zu lassen. In Äthiopien habe ich Frauen kennen gelernt, die gegen die Praxis der Genitalverstümmelung demonstrierten. Auf brutale Weise werden dort noch immer Mädchen grausam verletzt. In Brasilien erzählte eine Frau, wie sie von zwei Männern auf offener Straße brutal vergewaltigt wurde – jetzt ist sie zu allem anderen auch noch mit HIV/Aids infiziert. Auf den Philippinen werden schon kleine Mädchen in die Zwangsprostitution verschleppt.
    Zwei Drittel der weltweit 1,3 Milliarden Menschen, die mit weniger als einem Dollar am Tag überleben müssen, sindweiblich. Sie erbringen weltweit 52 Prozent der Arbeitsleistungen, erhalten aber nur zehn Prozent des Welteinkommens und besitzen nur ein Prozent des Eigentums. Die Welthungerhilfe hat darauf aufmerksam gemacht, dass in Afrika Frauen für 80 Prozent der Nahrung sorgen, aber weniger als zehn Prozent der Felder besitzen. Wenn es in dieser Welt um Globalisierung geht, dann müssen auch die Rechte von Frauen globalisiert werden. Das wäre ein gutes Thema am Weltfrauentag. In Deutschland und Westeuropa sollten wir uns auf jeden Fall bewusst sein, wie lange diese Rechte erkämpft wurden. Sie müssen für alle Frauen gelten, gleich welcher Herkunft, gleich welcher Religion.
    Wir können den Weltfrauentag ja nutzen, um zu feiern, wie viel für Frauen erreicht wurde. Er bleibt aber auch eine Mahnung, wie viel noch zu tun ist, damit Frauen in aller Welt frei und ohne Angst leben können.
    Viel zu lange stand gerade die Kirche für eine Unterordnung der Frau unter den Mann. In vielen Kirchen der Welt sind Frauen noch immer nicht zu den geistlichen Ämtern zugelassen. Dabei zieht sich wie ein roter Faden die Geschichte der Frauen durch die Bibel, immer wieder zur Seite gedrängt von der Geschichte der Männer, die in der Regel die biblischen Bücher aufgeschrieben haben. Erst seit dem letzten Jahrhundert wird neu entdeckt, welche Rolle Frauen in Bibel und Kirchengeschichte gespielt haben. Und in evangelischen Kirchen ist inzwischen deutlich: Männer wie Frauen können jedes Amt in der Kirche wahrnehmen, es gibt keine biblischen oder theologischen Gründe, die dagegen sprechen. Wie schreibt der Apostel Paulus : „Hier ist nicht Jude nicht Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau: denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Galater 3,28)

Mitten im Leben
    A ls Manfred starb, war er gerade 58. Mitten im Leben sozusagen. Das haben alle noch nicht verkraftet. So plötzlich, so unerwartet. Bei der Beerdigung wollten sie keine Beileidsbekundungen und ein Grab gibt es auch nicht. „Wenn ich mal tot bin, verstreut meine Asche doch einfach“, hat er gesagt. Ja, und das haben sie getan. Aber jetzt fragt der Kleine: „Wo ist Opa denn?“ Und eine Antwort wissen sie nicht so recht.
    Am Totensonntag, der auch Ewigkeitssonntag genannt wird, werden in den Kirchengemeinden die Namen der Menschen verlesen, die im vergangenen Jahr verstorben sind. Wir erinnern, gedenken. Ja, da ist viel Schmerz und Trauer. Aber auch Dankbarkeit. Und manches Mal vielleicht Zorn. Das Erinnern der Toten ist wichtig, und zwar für die Lebenden. Früher habe ich über meine Mutter gelächelt, weil sie immer die Todesanzeigen las. Heute lese ich sie. Und ich sehe, dass die Geburtsdaten der Verstorbenen sich immer schneller meinem Geburtsjahr anzunähern scheinen. Merkwürdig, dass der Tod uns immer wieder überrascht, wo wir doch alle kaum etwas so sicher wissen wie die Tatsache, dass wir sterben müssen.
    Ich weiß, heute wollen viele, dass ihre Asche verstreut wird. Die Bestattungen sind auch zu teuer, und wer soll denn das Grab pflegen? Ja, das stimmt. Auf unseren Friedhöfen muss sich etwas ändern. Warum muss es denn ein Eichensarg sein, warum ein teurer Stein? Gewiss kann die Asche verstreut werden. Aber dann bitte mit Würde, und nicht irgendwo anonym.Dann soll wenigstens der Name erinnert werden, auf einem Schild oder einem Stein. Menschen brauchen doch auch Orte für ihre Trauer.
    Und warum nicht die Urne mit nach Hause nehmen? Ist doch viel einfacher, kann über den Umweg nach Holland auch gemacht werden.
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