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Mehr als fromme Wuensche

Mehr als fromme Wuensche

Titel: Mehr als fromme Wuensche
Autoren: Margot Kaessmann
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nächsten Morgen würden sie in ihre vertraute Gruppe in der Kita gehen können. Die Mütter wären deutlich entlastet. Und eure Verhandlungen würden wir trotzdem ernst nehmen.

    „So werden die Letzten die Ersten
und die Ersten die Letzten sein.“ (Matthäus 20,16)
    Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg ist aus der Sicht von Arbeitgebern wie Arbeitnehmern eine Provokation. Alle, die in diesem Weinberg gearbeitet haben, erhalten den gleichen Lohn: die, die schon frühmorgens angefangen haben, genauso wie die, die erst kurz vor Ende des Tagwerks noch angeheuert wurden! Die Arbeiter können sich nicht gerecht behandelt fühlen, weil alle einen Einheitslohn erhalten, obwohl sie ganz unterschiedliche Stunden an Arbeit geleistethaben. Die Arbeitgeber können nicht als angemessen empfinden, dass einen vollen Tageslohn erhält, wer nur eine Stunde arbeitet. Das Gerechtigkeitsempfinden wird durch das Gleichnis gestört.
    Der zentrale Punkt aber ist: Es geht um Gottes Güte. Gott will, dass jeder Mensch hat, was er zum Leben braucht. Damals war der eine Denar, den jeder Arbeiter bekam, sozusagen das Mindesteinkommen für einen Tag. Das erhält jeder Arbeiter von Gott. Als ein Arbeiter sich beschwert, fragt der Weinbergbesitzer: „Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin?“ Ja, es geht in der Bibel um Gerechtigkeit. Die besteht aber zuallererst darin, dass alle genug zum Leben haben.

Technik
    M anchmal sind Menschen schon merkwürdig. Da gehe ich über die Straße, jemand kommt laut redend hinter mir. Meint der mich, denke ich? O nein, er redet mit seinem Knopf im Ohr! Auch beim Joggen haben immer mehr Leute so einen. Ist doch schade, finde ich. Die hören die ersten Vögel im Frühling nicht oder wie sie einer grüßt und auch nicht das Geräusch vom Zug. Nix da, die Leute sind auf einem anderen Kanal. Jeder für sich, ganz alleine mit dem MP3-Player.
    Aber dann: Ich habe auch so ein Teil, da ist meine Lieblingsmusik drauf. Wenn ich die einmal richtig laut hören will, ohne dass meine Familie oder die Nachbarn genervt sind, ist so ein MP3-Player einfach großartig. Das kann ja geradezu ein Akt der Nächstenliebe sein, wenn die Alternative dröhnend laut aufgedrehte Musik wäre. Inzwischen habe ich mir auch schon ganze Sendungen runtergeladen. Da kann manches konzentrierter angehört werden, manchmal auch mehrfach, wenn ich es einfach besser wahrnehmen will.
    Das ist wohl immer so mit der Technik: Sie hat gute und sie hat schlechte Seiten. Wir müssen alle je einzeln wählen. Es stimmt, das macht das Leben manchmal komplizierter. Bei der Cebit in Hannover sehen wir in jedem Jahr wieder, wie irrsinnig viele Neuigkeiten es gibt, die wir gar nicht alle wahrnehmen können. Eine spannende Sache aber ist das allemal. Die Technik hat doch auch viele Fortschritte gebracht. Ich erinnere mich genau, dass ich mächtig gegen diese „Handytypen“gelästert habe. Bis ich 1995 meinen Kindern versprochen hatte, abends zu Hause zu sein und sie ins Bett zu bringen, weil mein Mann nicht da war. Ich war mit dem Auto unterwegs. Da verunglückte vor mir ein Lastwagen mit Betonteilen – Vollsperrung für vier Stunden! Ich bin von Auto zu Auto gelaufen und habe gefragt, ob jemand ein Handy hat, von dem aus ich Bescheid sagen kann, was los ist. Am nächsten Tag habe ich eins angeschafft.
    Alles kann zum Segen und zum Fluch werden. Wer nur noch surft und smst, aber mit niemandem reden kann, wird sehr einsam und verliert etwas von dem, was Menschlichkeit ausmacht. Wer aber meint, sich von allem fein säuberlich fern halten zu können, dem geht ein Stück Realität verloren. Wahrscheinlich ist genau das wichtig: auswählen, was mir hilft, was zum guten Leben beiträgt, und das andere auf der Seite liegen lassen. Wie heißt es so weise in der Bibel: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.“ (1. Timotheus 5,21)

Globalisierung der Frauenrechte
    W eltfrauentag, jedes Jahr am 8. März – brauchen wir den denn noch bei uns? Eine Frau ist Bundeskanzlerin, unsere Bundesfamilienministerin hat sieben Kinder, hierzulande machen mehr Mädchen Abitur als Jungen. Gleichberechtigung – Probleme von gestern! O nein, das finde ich zu einfach. Zwar ist in unserem Land viel erreicht worden, in der Tat. Aber noch immer können in Deutschland viele Frauen Kindererziehung und Berufstätigkeit nicht verbinden. Gerade leitende Posten verlangen ein solches Maß an Flexibilität und Mobilität, dass sie für Mütter geradezu ausgeschlossen sind.
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