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Mehr als fromme Wuensche

Mehr als fromme Wuensche

Titel: Mehr als fromme Wuensche
Autoren: Margot Kaessmann
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einbauen. Wir alle haben unseren Ort.
    Das Mitleiden aber, die Compassion, bleibt die größte Gabe. Bei denen bleiben, die leiden und sterben, sich nicht in die Mehrheit der Masse hinein ziehen zu lassen, sondern standhaft bleiben, dazu ermutigt der Glaube.

Mächtiger als der Tod
    W as feiern wir an Ostern? Wer die Dekoration sieht mit Osterhasen und Küken, Osterglocken und Lämmchen, wird denken, wir feiern ein Frühlingsfest. Gut, nach einem langen Winter ist der Frühling ja wahrhaftig auch willkommen. Aber Ostern hat einen anderen Inhalt!
    Wenn am Ostermorgen früh die Gottesdienste in den Kirchen beginnen, dann sagen Pfarrerin und Pfarrer zuerst: „Der Herr ist auferstanden!“ Und die Gemeinde antwortet: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ An vielen Orten finden diese Gottesdienste schon vor Sonnenaufgang statt. In den Morgen hinein nehmen wir diese Botschaft wahr. Aus dem Dunkeln wächst das Licht, es wird hell in der Welt. Das zeigt symbolisch, was Ostern bedeutet: Der Tod ist nicht das Ende! Wir sterben, alle, ohne Ausnahme. Das wissen wir. Aber als Christinnen und Christen glauben wird, dass aus dem Punkt hinter unserem Leben in dieser Welt ein Doppelpunkt wird: der Beginn eines neuen Lebens in Gottes Welt.
    Nein, beweisen können wir das nicht. Die Auferstehung von den Toten können wir nur glauben. Am Ostersonntag feiern wir, dass Jesus nicht bei den Toten geblieben ist. Die Frauen, die am Morgen an das Grab kamen, haben es als erste wahrgenommen. Er ist da, er ist lebendig. Und nach und nach haben immer mehr Menschen das verstanden. Der Tod ist nicht das Mächtigste in der Welt. Gott ist mächtiger, Gott überwindet den Tod.
    Das ist die „frohe Botschaft“, die „gute Nachricht“, die die Grundlage bildet für unseren Glauben. Wir erleben ja alle immer wieder, wie verletzlich das Leben ist. Menschen sterben, plötzlich und unerwartet oder auch alt und lebenssatt. Allzu oft wird versucht, das zu verdrängen. Viele leben vor sich hin, als gäbe es den Tod gar nicht und sind dann völlig schockiert, wenn jemand in ihrer Nähe stirbt. Wer glaubt, kann den Tod Teil des Lebens sein lassen. Er ist da, aber er kann mich nicht beherrschen, ständig beängstigen und umtreiben. So kann eine gewisse Lebensheiterkeit entstehen, eine Leichtigkeit, die nicht unbeschwert ist. Sie nimmt die Realität von Leben und Tod an, ohne daran zu verzweifeln.
    Der Tod ist nicht das Ende, er ist der Anfang eines neuen Lebens. Das haben Menschen seit Jahrhunderten durch Jesus Christus erfahren. Und das ist wahrhaftig ein Grund zu feiern!
    „Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten sucht. Er ist nicht hier, er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“ (Matthäus 28, 5f.)
    Wer den Tod als Teil des Lebens sieht, nimmt ihm seine Macht. Wir können die Kunst des Lebens, die ars vivendi, viel besser leben, wenn wir auch die Kunst des Sterbens, die ars moriendi kennen. Wer sich von Gott gehalten weiß über den Tod hinaus, kann den Tod als Teil des Lebens verstehen.
    Das ist die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens. Wir sind von Gott gehalten, im Leben und im Sterben und darüber hinaus. Wenn das kein Fest wert ist. Und all die Küken und die Eier und die Blumen, die passen dann auch dazu als Symbole für das neue Leben. So herum stimmt die Reihenfolge: erst Kreuz, dann Auferstehung und deshalb ein großes Osterfest.

Die Sache mit Gott
    W egen deines Glaubens zum Tod verurteilt – das ist in Afghanistan noch im Jahr 2006 wieder passiert. Unvorstellbar für uns hier in Deutschland! Da geht es eher etwas lässig und nach dem Motto: Was glaubst du denn so? Bist du in der Kirche oder bist du nicht in der Kirche?
    Vielleicht macht uns der Vorgang um Abdul Rahmanin Afghanistan, an den wir uns erinnern, ja ganz bewusst dankbar dafür, dass wir in unserem Land ein durch das Grundgesetz verbrieftes Recht auf Freiheit des Glaubens haben. Das ist ein hohes Gut! Aber nutzen wir diese Freiheit überhaupt? Ich habe oft den Eindruck, vielen Menschen ist die Sache mit Gott völlig egal. Sie denken gar nicht darüber nach, was sie glauben, für welche Überzeugungen und Werte sie einstehen. Und doch imponiert auch ihnen dieser Mann, der sich nicht für „verrückt“ erklären lassen wollte, der auch nach dem Freispruch mit dem Tod durch Lynchjustiz bedroht ist und nach einem Land sucht, das ihm Asyl gibt. Das muss uns auch nachdenklich machen mit Blick auf Menschen, die bei
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