Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meggie (German Edition)

Meggie (German Edition)

Titel: Meggie (German Edition)
Autoren: Karin Hackbart
Vom Netzwerk:
weit nach Mitternacht, als Meggie zu der alten Villa zurückkehrte. Sie war glücklich. Noch nie im Leben war sie so glücklich gewesen. Meggie schlich sich leise die Treppen zum Haus hinauf. Sie glaubte, dass die anderen alle längst schlafen würden, aber July saß noch auf der Veranda in dem alten Schaukelstuhl und wippte hin und her.
    „ Wo kommst du denn jetzt her?“ fragte sie und versetzte Meggie einen kleinen Schreck, als sie so unerwartet da saß und zu sprechen begann. „Ich war spazieren“, antwortete Meggie schnell und lehnte sich neben July an die Hauswand.
    „ So lange?“ fragte July ungläubig.
    „ Ja, so lange.“
    Dann schwiegen beide, bis July weiter fragte.
    „Warst du in dem Haus dort drüben?“ Sie zeigte auf Johns Haus. Meggie nickte.
    „ Bei dem alten Mann?“ fragte July ungläubig nach und ihr Ton war fast vorwurfsvoll.
    „ Er ist nicht alt“, wies Meggie empört zurück. „Jeff sagte, dass er alt ist.“
    „ Jeff hat keine Ahnung. Er ist Anfang fünfzig“, verteidigte Meggie ihn, obwohl sie es eigentlich  nicht nötig hatte, Johns Alter zu rechtfertigen oder gar zu entschuldigen.
    July spürte, dass Meggie verletzt war.
    „Entschuldige bitte. Es tut mir leid, wenn ich etwas Falsches gesagt habe. Aber für dich war ja auch schon jemand alt, wenn er die vierzig überschritten hatte.“
    Meggie entgegnete nichts.
    July hatte ja Recht. Bevor sie John kannte, war es wirklich so, dass alles über vierzig als alt und über fünfzig als steinalt angesehen wurde.
    „ Ist es mehr als Sympathie?“ fragte July vorsichtig.
    „ Ja, es ist mehr. Viel mehr. Ich habe es mir nie so schön vorgestellt. Ich bin einfach glücklich, wenn ich bei ihm bin. Kannst du das verstehen?“
    July zuckte die Schultern.
    „Ich muss es ja nicht verstehen, Meggie. Du musst es verstehen und deine Eltern müssen es verstehen, wenn dir die Sache ernst ist.“ –„Ach, meine Eltern“, wehrte Meggie ab.
    „ An die denke ich dabei nicht. Warum sollte ich an die denken. Die gehen ihre Wege. Ich meine, es ist doch schließlich kein Verbrechen, wenn man jemanden liebt, der älter ist.“
    „ Natürlich ist es kein Verbrechen. Aber du weißt ja, dass andere leicht ein Verbrechen daraus machen können. Vor allen Dingen Eltern können so etwa gut. Ich möchte wissen, wie dein Vater reagiert, wenn er dem Freund seiner Tochter begegnet, der nur einige Jahre älter ist als er selbst.“
    „ Ich liebe ihn wirklich“, fuhr Meggie dazwischen.
    „ Das kannst du doch nach einem oder zwei Tagen gar nicht sagen“, meinte July.
    „ Doch, das kann ich“, erwiderte Meggie barsch und ging ins Haus. Irgendwie war sie wütend, weil July sie nicht verstand, sie nicht verstehen wollte, obwohl sie sich doch sonst nicht so schwer damit tat.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    VI
     
    Die letzte Woche der Ferien brach an. Meggie genoss jeden Tag, den sie mit John verbringen konnte. Sie unternahmen ausgedehnte Spaziergänge und Meggie lernte unter Johns Obhut endlich schwimmen. Als es zwei tage ununterbrochen regnete bleiben sie im Ferienhaus, saßen vor dem Fenster, dicht aneinandergedrängt und beobachteten die Regentropfen auf den Scheiben, sahen übers Meer, verfolgten stillschweigend die Sonnenuntergänge, hörten Musik oder schwiegen. Den Tag, an dem Meggie wieder mit den anderen zurückfahren musste, verdrängten sie.
    Aber eine Woche war nicht die Ewigkeit. Der Tag des Abschiednehmens  kam schneller, als Meggie es sich vorgestellt hatte und es war schmerzhafter, als sie sich es vorgestellt hatte. Die letzte Nacht verbrachte Meggie bei John. Es war die kürzeste Nacht, die sie je erlebt hatte und es war die Schweigsamste. Sie umklammerten sich gegenseitig, so als würde keiner den anderen gehen lassen wollen. Keiner sprach ein Wort. Jeder hing seinen Gedanken nach und wollte dabei nicht gestört werden. Worte hätten den Abschied nur noch schwerer gemacht. Am Morgen der Abfahrt frühstückten sie gemeinsam auf der Veranda. Meggie wollte ein letztes Mal den Blick über das Meer genießen.
    Sie brachte an diesem Morgen keinen Bissen herunter.
    „ Treffen wir uns in New York?“ fragte sie ängstlich.
    „ Natürlich“, antwortete John. „Schließlich leben wir in der gleichen Stadt und nicht in verschiedenen Kontinenten. Wir werden uns so oft sehen, wie es geht.“
    Er versuchte sie zu beruhigen. Meggie sagte nichts. Hier war alles schon und einfach, aber New York war es nicht und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher