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Meggie (German Edition)

Meggie (German Edition)

Titel: Meggie (German Edition)
Autoren: Karin Hackbart
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dieses Piepzeichen durch den Raum.
    John spürte ihre Angst.
    „Hab keine Angst. Alle Schläuche sind fest in meinem Arm verankert.“
    Meggie berührte Johns Lippen und küsste ihn diesmal fester und leidenschaftlicher, wie sie es oft getan hatte, wenn sie sich vorübergehend trennen mussten. Meggie schloss die Augen und hörte immer noch das Piepzeichen, das sie irgendwie beruhigte.
    Als sie sich vorsichtig wieder aufrichtete, war plötzlich eine Stille im Raum. Kein Piepzeichen mehr. Keine Wellen, die ausschlugen.
    „ John!“ rief Meggie. Seine Augenwaren geschlossen und er hörte sie nicht mehr. Es war der letzte Kuss gewesen. Draußen auf dem Flur stand die Schwester und sah Meggie sofort an, was geschehen war, obwohl Meggie keines Ausdrucks fähig war.
    Sie lief eilig fort um den Arzt zu holen, der auch wenige Sekunden später angerannt kam. Meggie sah von der Tür aus, wie er sich über John beugte und versuchte mit allen möglichen Maßnahmen ihn wieder zurück zu holen, aber das Piepzeichen war für immer verklungen und nach einiger Zeit gaben sie es auf.
    Die Schwester kam auf sie zu, legte ihre Hand auf Meggies Schulter und sagte: „ Es tut mir leid.“
    Meggie nickte. Sie ging in die entgegengesetzte Richtung zum Fahrstuhl. Sie war wie betäubt. Nicht einmal weinen, richtig weinen konnte sie, was ihre Schmerzen in der Brust vielleicht gelindert hätte. Unten in der Eingangshalle kamen ihr David und Paul entgegen. Sie hatten es nicht schnell geschafft zu kommen. Paul sah sie nicht einmal an und ging an ihr vorbei. David blieb vor ihr stehen und nahm sie sofort in die Arme.
    „Er ist tot“, stotterte sie. „Mein Gott, er ist tot.“
    Wie zwei Ertrinkende klammerten sie sich aneinander und weinten. Jetzt erst konnte sie weinen, aber der Schmerz in der Brust verschwand nicht und wurde auch nicht weniger.
    „Wir wollten heiraten“, sagte sie. „Wir haben uns wirklich geliebt.“
    „ Ich weiß“, antwortete David und rückte ihr Gesicht an seine Brust, wie es John so oft getan hatte. Meggie löste sich aus seiner Umarmung, weil sie es unerträglich empfand, David bei sich zu haben, der John so glich.
    Wie in Trance ging sie weiter durch die menschenvolle Eingangshalle. Sie sah July durch einen Schleier am Eingangstor stehen und auf sie warten.
    Sie konnte nichts sagen. Schweigend sah sie July an und brachte keinen Ton hervor sondern weinte.
    Zusammen verließen sie die Eingangshalle und gingen nach draußen. Vor der Drehtür stand Meggies Mutter und sah sie an.
    „Er ist tot“, sagte Meggie. „Tot.“
    Es klang wie eine Drohung oder ein Vorwurf.
    „Früher oder später wäre es sowieso so gekommen. Wir wollten es dir ersparen“, entgegnete sie kühl. Die Kälte begann Meggie zu schmerzen und sie konnte sie nicht mehr ertragen.
    „ Komm nach Hause“, sagte ihre Mutter.
    Meggie schüttelte den Kopf. „Ich komme nie mehr nach Hause.“ Sie ging an ihrer Mutter vorbei. July folgte ihr und legte ihre Hand um ihre Schulter. Wie durch einen Tunnel ging Meggie, dessen Ende sie nicht absah, immer noch den Schleier vor Augen, der nicht verschwand. Es war kalt draußen und Meggie fror und es gab niemanden mehr, der sie in die Arme nahm und wärmte. Niemanden!
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
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