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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
Autoren: Eoin Colfer
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Bein gebissen. Das glauben die dir sofort.«
    Er hatte Recht. Jeder Polizist in der Stadt kannte Belch Brennan und seinen Köter. Diesmal gab es keinen Ausweg. Zum ersten Mal in ihrem Leben würde Meg Finn sich nicht mit klugen Sprüchen aus der Klemme holen können.
    Aber es kam noch schlimmer.
    Belch nutzte die Verwirrung seiner Partnerin und schnappte ihr die Flinte aus der Hand. Grinsend zeigte er seine gelben Zähne. »Du wagst es, mich mit ’ner Knarre zu bedrohen?«
    Meg spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. »Er blutet wie verrückt, Belch. Vielleicht stirbt er!«
    Belch zuckte die Achseln. »Na und?« Er fixierte Meg. »Jetzt knöpf ich mir erst mal dich vor.«
    »Belch! Wir müssen einen Kran–«
    »Schließlich steht mein Ruf auf dem Spiel. Wenn einer von den Jungs rauskriegt, dass ein Mädchen ungestraft ein Gewehr auf mich gerichtet hat …«
    Meg kannte Belch. Er würde ihr erst mal eine lange Rede halten, weil er sich für einen knallharten Kerl hielt, und am Ende würde er sich so heißgeredet haben, dass man nicht wissen konnte, was er als Nächstes tat. Sie beschloss, nicht darauf zu warten. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und sprang durch das noch immer offen stehende Fenster.
    Belch nickte seinem jagdeifrigen Pitbull zu. »Los, Junge. Schnapp sie dir.«
    Raptor leckte sich die Lefzen und schoss los. Sein Herrchen ließ sich Zeit. Es gab keinen Grund zur Eile. Niemand entkam Raptor.
    Belch hockte sich neben den Rentner. »Nicht weglaufen, McCall. Bin gleich wieder da.« Der alte Mann antwortete nicht.
    Meg verfolgte mit ihrer Flucht einen Plan. Sie wollte zum nächsten Haus laufen, in dem Licht brannte, und an die Tür hämmern. Lieber würde sie der Polizei gegenübertreten, als den alten Lowrie McCall sterben lassen. Eins hatte sie allerdings nicht bedacht. Ein tödlicher Fehler. In all der Verwirrung und Dunkelheit lief sie nach rechts statt nach links. Links wäre sie in den zentralen Innenhof gekommen, auf den fast alle Wohnungen der Anlage hinausgingen. Die Rettung. Rechts landete sie jedoch im Wartungsbereich mit der Hauptantenne und dem Gastank. Eine Sackgasse.
    Raptor kam um die Ecke gefegt, nur noch blitzende Zähne und Atemwolken, die ihm aus den Nasenlöchern stoben. Dann stand er breitbeinig vor ihr und versperrte den Rückweg.
    »Lauf zu Herrchen«, versuchte Meg es hoffnungsvoll. »Ab mit dir.«
    Hätte der Hund verächtlich lachen können, er hätte es getan. Die Kleine würde nicht an ihm vorbeikommen.
    Belchs Schatten fiel in den engen Hof. »Was bist du nur für ’ne Niete, Finn. Läufst direkt in eine Sackgasse.« Der Doppellauf der Schrotflinte starrte sie aus der Dunkelheit an wie ein Augenpaar.
    »Belch, um Himmels willen, ruf einen Krankenwagen – noch ist es nicht zu spät.«
    »Doch, ist es. Zumindest für dich.«
    Die Wölbung des Gastanks drückte kalt gegen Megs Rücken. Sie spürte die Schweißnaht an ihrer Wirbelsäule. Keine Fluchtmöglichkeit.
    Der Lauf der Flinte zielte direkt auf sie.
    »Lass den Quatsch, Belch. Das ist nicht komisch.«
    »Ich lache auch nicht, Finn.« Das stimmte. Er lachte nicht.
    »Du erschießt mich doch sowieso nicht. Also hau mir ein paar rein, los, mach schon.«
    Belch zuckte die Achseln. »Mir bleibt leider nichts anderes übrig. Für dich ist es kein Problem, du bist noch ein Kind. Aber ich bin sechzehn, und damit voll für meine Taten verantwortlich. Das hier bedeutet Knast. Und ich denke, du wirst früher oder später singen.«
    Noch vor kurzem hätte Meg ihm geantwortet: Du und denken, Dickerchen? Hätte ich dir gar nicht zugetraut! Doch jetzt – das hier war ein anderer Belch. Der Belch der Finsternis.
    »Ich werde ganz bestimmt nicht singen, Belch, ich hänge schließlich mit drin.«
    »Stimmt. Aber …« Er ließ den Satz unvollendet.
    Meg war klar, dass sie ihm irgendwie ihre Loyalität beweisen musste. Sagen, was er hören wollte. »Was soll’s?«, murmelte sie, und die Worte kratzten ihr wie Glassplitter in der Kehle.
    »Wen interessiert’s schon, wenn einer von den Gruftis stirbt? Mich jedenfalls nicht.«
    Prüfend beobachtete Belch ihr Gesicht, suchte nach den Spuren der Lüge.
    Anscheinend fand er sie. »Tut mir Leid«, sagte er und legte das Gewehr an. »Ich glaube dir nicht.«
    Und dann kam der Riesenfehler. Der eine, der all die anderen Fehler dieser Nacht des Stümperns geradezu lächerlich erscheinen ließ. Es war der letzte Fehler, den Belch je machen sollte.
    Meg hatte Recht, er wollte
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