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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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stecken. Dann brachte er den Rest Patrick.
    Der machte sich daran, einen Druckverband zu improvisieren. «Ist gut», murmelte er, als sein Sohn zu stöhnen begann. «Ist ja alles gut, wirst sehen.»
    Quentin nahm den Arm seines Vaters. «Siehst du, Papa, ich hab’s gesagt. Die Apokalypse.»
    «Armer Irrer», knurrte Patrick und zurrte mit unterdrücktem Zorn die Bambuskette fest. Er hob den Kopf. «Er ist verrückt, aber er war’s nicht.»
    Knightley nickte. «Ist mir klar.»
    «Er hat die Bude hier vermietet, an Schürzenjäger wie diesen Dreckskerl da draußen, damit sie ungestört die Touristinnen bumsen konnten. Es gibt nicht viele unbeobachtete Ecken in Broxton.»
    «Ist mir klar», wiederholte Knightley und ließ offen, ob er Quentins Gewohnheiten, die Liebestollheit der Broxtoner oder den Mangel an Privatsphäre in Kleinstädten meinte. «Können Sie ihn tragen?», fragte er.
    «Hab ich mein Leben lang was anderes gemacht, als ihn durchzuschleppen?», gab Patrick Morgan mit zusammengebissenen Zähnen zurück. «Nehmen Sie die Füße.»
    Flüchtig dachte Knightley darüber nach, dass dort draußen irgendwo eine Wasserwand darauf lauerte, über sie herzufallen. Und dass er möglicherweise sein Leben verspielte, weil er dem unsympathischen Mitwisser eines Mordes dabei half, einen ebenso unsympathischen Verrückten eine viel zu enge Treppe hinunterzuschleppen für eine Fahrt, auf der er vermutlich ohnehin verrecken würde.
    «
Ihr
Wagen», wiederholte Morgan, als sie endlich die Straße erreicht hatten.
    Knightley schüttelte den Kopf. «Der Platz reicht nicht für alle.»
    «Sie wollen dieses Dreckschwein mitnehmen?», empörte sich Morgan.
    Knightley legte Quentin an der Schwelle ab und richtete sich auf, schwer atmend, aber kerzengerade. «Allerdings», sagte er. «Und ich werde ihn der Justiz übergeben, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Ihn wegen Mordes und Sie wegen versuchten Mordes und Quentin als Mitwisser. Also holen Sie schon Ihren Lieferwagen. Wir legen die beiden auf die Ladefläche.» Er zückte seine eigenen Autoschlüssel und umschloss sie fest mit der Faust, zum Zeichen, dass er sie nicht herausgeben würde. Dann wandte er sich ab.
    Hinter sich hörte er Patrick Morgan fluchen, dann seine schnellen Schritte. Knightley vermutete, dass er versuchen würde zu flüchten. Aber das war vorerst zweitrangig. Er würde nicht weit kommen. Der Inspektor ging um die Ecke des Gebäudes und blieb vor der Gestalt stehen, die dort lag, halb benommen vor Schmerz, aber bei Bewusstsein.
    Als er ihn bemerkte, richtete der Mann sich leicht auf und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Oberschenkel.
    Das Problem allerdings, das sah Knightley mit einem Blick, lag einige Handbreit tiefer. In einem seltsamen Winkel stand der Unterschenkel zur Seite ab. In gerader Linie hingegen ragte ein weißer, blutverschmierter Stift aus dem Fleisch. Das war der Knochen.
    Knightley versicherte sich, dass die Pistole, mit der auf Quentin geschossen worden war, außer Reichweite lag. Zur Sicherheit stieß er sie mit der Schuhspitze noch ein wenig an, sodass sie trudelnd über das Pflaster schlitterte. An der Hauswand blieb sie liegen. Keine Chance mehr. Der Mann stöhnte.
    Knightley zog seine Hosenbeine hoch und ging in die Knie. «Hallo, Ned», sagte er.
     
    Adrian spürte die Berührung erst kaum. Sein Körper war eiskalt geworden im Regen. Jedes Gefühl war aus den malträtierten Muskeln gewichen. Er öffnete die Augen erst, als die Stimme ihn ansprach.
    «Sie können jetzt loslassen.»
    «Mr. Morningstar?» Verständnislos sah er den Gerichtsmediziner an.
    «Wenn ich mich recht erinnere, waren wir bei Michael.» Morningstar lächelte und zog Maud zurück auf den Pfad.
    «Was machen Sie hier?» Es war eine dämliche Frage, das war selbst Adrian klar. Aber er war einfach zu überwältigt.
    «Tja», sagte Morningstar. «Zum Fischen schien es mir heute ungünstig. Da habe ich mich für eine Bergtour entschieden.»
    «Ha!», machte Adrian unfroh.
    Morningstar räusperte sich. «Ist … war Rose bei euch, ich meine, deine Tante?»
    Adrian schüttelte den Kopf. «Da unten ist niemand mehr. Wir waren allein.»
    Unwillkürlich schauten sie beide in den Kessel hinunter und danach hinaus auf das Meer, oder vielmehr dahin, wo das Meer sein sollte.
    «Wir müssen uns beeilen.» Der Satz kam beiden gleichzeitig über die Lippen.
    Morningstar nahm Mauds Arm und legte ihn sich über die Schulter. «Was ist mit ihr?», fragte

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