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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter
Autoren: Serena David
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Vergleich.
    «Ein Kugelfisch?», schlug sie vor.
    «Mhm.» Er zog sie zu sich, kitzelte sie an ihrem nichtvorhandenen Speck und vergrub seine Nase an ihrem Hals. «Aber du riechst besser», stellte er fest.
    «Und sie wird auch schlanker bleiben.» Rose hatte ihre Arbeit wieder aufgenommen und setzte mit konzentriertem Blick Farbpunkte, während sie sprach. «So oft, wie sie schwimmen geht.»
    «Nimmst du mich mal mit?», fragte Adrian.
    Ondra errötete bei dem Gedanken an das letzte Mal, als sie zusammen schwimmen gegangen waren. Wie eine Sirene hatte sie ihn in die Tiefe gelockt. Sie war nichts als sein unsichtbarer, unheilvoller Schatten gewesen. Und beinahe hätte sie ihn dabei ertränkt. «Dich Landratte?», versuchte sie zu scherzen und flüchtete in seine Umarmung.
    «Nein im Ernst, für dich würde ich es versuchen.» Liebevoll sah er sie an. Er berührte ihr Gesicht. «Du hast ja ganz heiße Wangen.»
    «Findet ihr, ich sollte hier noch ein Eck der Küste sichtbar werden lassen?», fragte Rose, um für ein wenig Ablenkung zu sorgen.
    Dankbar richtete Ondra sich auf den Knien auf, rutschte näher und tat, als begutachte sie ausgiebig das halbfertige Bild. Endlich schüttelte sie den Kopf. «Nein, ich finde es gut so. Nur Wasser und Licht. Und du, Adrian?»
    Auch Adrian hatte sich über das Gemälde geneigt. «Es ist richtig gut, nicht wahr?», sagte er in anerkennendem Ton zu seiner Geliebten.
    «Ja», bestätigte Ondra. Sie war froh, dass Rose wieder begonnen hatte, ihren Garten zu verlassen. Froh, dass sie zurückgefunden hatte zu dem, was ihr einst am Herzen lag. So schön sie selbst die Rosen fand, sie waren doch nur ein Teil von dem, was Rose ausmachte. Da war immer auch die andere Seite gewesen. Und Jonas. Nach den dramatischen Ereignissen hatte sie Adrians Tante lange nur stumm aus der Ferne beobachtet, besorgt darüber, wie es ihr nun ging und wie sie zu ihr, Ondra, stand, nun, da sie wusste, wer genau sie war und dass sie auf schicksalhafte Weise miteinander verwandt waren. Doch genau wie die Wunde an ihrer Schulter schienen – dank der Begegnung mit Ondras Vater – auch Roses Wunden der Vergangenheit zu heilen.
    Ondra war sich nicht sicher, wie viel davon sie dem Fund verdankten, den sie gemacht hatten, als sie endlich in Ruhe die Hinterlassenschaften sichteten, die sie zuvor so überhastet aus dem Bootshaus geräumt hatten, um Platz für Ondras Exil zu schaffen. Lilys Tagebuch war darunter gewesen. Rose hatte sich lange mit der Lektüre zurückgezogen. Dann hatte sie eines Tages in der Tür von Ondras und Adrians Zimmer gestanden und hatte ihr das Büchlein aufgeschlagen hingehalten.
    ‹Ich mache mir Sorgen um Frank›, stand da. ‹Er spinnt sich immer weiter in diese verrückte Idee ein. Heute auf dem Boot will er mit Jonas darüber sprechen. Ich mache mir wirklich Sorgen. Adrian bettelt, aber ich werde ihn nicht mitnehmen.›
    «Rose», hatte Ondra gesagt. Aber die hatte nur das Buch an sich genommen, es zugeklappt und war wieder gegangen. Drei Tage später hatte Rose zum ersten Mal wieder vor sich hin gesungen. Heute dann hatte sie ihre Staffelei ausgepackt und verkündet, sie wolle «ans Meer».
    Ondra ließ sich Zeit damit, das Bild zu studieren. «Ja, es ist gut. Sehr sogar, Rose.» Sie lächelte ihr zu. «Ich hätte nicht gedacht, dass jemand es fertigbringt, das Meer so zu begreifen, so … so …» So wie wir es tun, dachte sie und suchte vergebens nach Worten, die sie nicht verraten würden.
    Rose warf ihr einen schnellen Blick zu, der ihr bestätigte, dass sie verstand.
    «So mit Liebe», schlug Adrian vor.
    «Ja.» Dankbar griff Ondra nach seiner Hand. «Genau das ist es. Mit Liebe.»

Über Serena David
    Hinter dem Pseudonym Serena David verbirgt sich eine sehr erfolgreiche Autorin historischer Romane.

Über dieses Buch
    Das Meer war ihr Schicksal.
     
    In Vollmondnächten bekommen Meerjungfrauen, was immer sie sich wünschen. Für wenige Stunden können sie sogar unter Menschen
     wandeln. In einer dieser Nächte verliebt sich die Meerjungfrau Ondra unsterblich: Adrian, der eigentlich in London studiert,
     verbringt seine Semesterferien in dem kleinen schottischen Küstenstädtchen. Für ihre große Liebe ist Ondra bereit, das Undenkbare
     zu wagen – sie will Mensch werden. Doch als eine Wasserleiche an den Strand gespült wird und Adrian in Verdacht gerät, etwas
     mit dem Mord zu tun zu haben, wird die ungleiche Liebe auf eine harte Probe gestellt …

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    Rowohlt
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