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Medinas Fluch

Medinas Fluch

Titel: Medinas Fluch
Autoren: Katja Piel
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mit dem Verbrennen nicht so ganz verstanden habe. Dein Vorteil ist, dass dich diese Wesen nicht sehen können, du aber sie. Für sie bist du quasi unsichtbar und das ist so einzigartig, dass Granny mich und sich selbst damals geopfert hat. Deshalb musstest du auch so aufwachsen, damit du vor nichts Angst hast und lernst, für dich zu kämpfen, ohne Rücksicht auf Verluste, und ihr Plan ist aufgegangen. Jedenfalls glaube ich das.“ Dabei hörte er sich nicht traurig an, was ihr wieder Tränen in die Augen trieb. „Med, hör auf! Du brauchst nicht flennen. Bist ja kein kleines Baby mehr.“
    Wie gern hätte sie ihren großen Bruder jetzt in die Arme genommen und an sich gedrückt. Verfluchter Dreck , dachte sie. „Und jetzt? Soll ich jetzt raus rennen und irgendwelche Leute abknallen, die mir komisch vorkommen, um dann in der Irrenanstalt zu landen, weil ich was von paranormalem Zeug erzähle?“ Bei dem Gedanken musste sie lachen.
    „Granny sagte was von einem weiteren Brief, hast du den nicht gefunden?“
    Sie verneinte. Doch plötzlich erhellte sich ihr Gesicht. „Doch, natürlich! Da waren mehrere Briefe, sie sind oben im Wohnzimmer. Ich konnte sie aber alle nicht lesen, außer den von Granny“, wandte sie ein und ließ mutlos die Schultern hängen. Was rede ich da eigentlich? Briefe, paranormal, Ross!
    Medina nahm den kleinen Tisch aus der Waffenkammer mit in die Grube. Mit seiner Hilfe kletterte Medina aus dem Loch in den Keller zurück und ging mittlerweile wesentlich sicherer durch die Dunkelheit zur Treppe.
    Angespannt blickte sie auf die Zettel, die auf dem Boden nebeneinander lagen. Noch weniger Licht drang in das Wohnzimmer. Medina schätzte, dass es langsam Abend wurde. Zwei der fünf Briefe konnte sie abhaken. Ihr Problem war nur, dass sie die drei weiteren nicht lesen konnte, also ließ sie sich unschlüssig auf den Boden plumpsen und blieb im Schneidersitz davor sitzen. Wieder spürte sie den leichten Lufthauch in ihrem Gesicht und klopfte ungeduldig auf die Zettelwirtschaft.
    „Und jetzt, Ross? Kannst du mir erklären, was ich damit anfangen soll?“
    Stille! Ross sagte nichts und wieder glaubte sie, dies wäre alles nur ein blöder Traum und sie würde gleich erwachen. Entnervt stöhnte sie, stand wieder auf und beschloss, erst mal eine zu rauchen.
    Die Sonne tauchte gerade hinter den Häuserreihen ab, wie sie vermutet hatte. Leider wurde es dadurch hier draußen nicht kühler, im Gegenteil hatte sie das Gefühl, gegen eine wabernde Wand zu laufen. Dennoch zwang diese verdammte Nikotinsucht sie, draußen zu bleiben und mehrere hektische Züge zu inhalieren. Der Schweiß rann ihr unangenehm die Achseln hinunter und sammelte sich klebrig unter ihrer Brust. Jetzt würde ich gerne nackt in einen kühlen Pool springen, ein paar Bahnen schwimmen und danach einen kalten Cocktail trinken, sinnierte sie. Irgendwie kam ihr die ganze Situation, die ihr im Haus passiert war, unwirklich vor und wenn sie nicht wieder Ross‘ sanfte Stimme vernommen hätte, hätte sie ihm vermutlich den Rücken zugekehrt, wäre zu Alex rüber geschlendert und hätte sich wieder nach Frisco fahren lassen.
    „Ich glaube, ich kann mich erinnern, was du machen sollst. Ist total bekloppt, aber komm rein, dann kann ich es dir erklären. Rauchen ist übrigens ungesund, Med“, rief er ihr noch und war wohl wieder im Haus verschwunden.
    „Leck mich doch“, murmelte sie, schnippte die Kippe weg und ging hinein. Shit, doch nicht einfach abhauen. Die Scheiße hier ist echt real.
    „Die drei Seiten sind wie ein Puzzle aufgebaut. Was die ganze Zeit keinen Sinn ergab, ist recht einfach zu durchschauen, wenn man die Logik begriffen hat. Siehst du die Seite hier zum Beispiel?“
    Medina senkte den Kopf.
    „Ross, bitte verarsch mich nicht. Welche meinst du? Falls du dich erinnerst, kann ich dich nicht sehen“, angespannt schaute sie in das Wohnzimmer.
    „Ach so, ’tschuldige“, antwortete Ross. „Also, ich meinte die zweite, in der Mitte. Da sind ein paar Zeichen, die aussehen wie umgedrehte Vs. Du findest sie nur an den Seiten der Briefe. Sie sind auch auf den anderen Blättern zu finden.“
    Medina nickte und wurde plötzlich aufgeregt. Ja, er hat Recht , dachte sie. Neugierig legte sie alle drei aneinander und stellte fest, dass es sich tatsächlich um eine Art Puzzle handelte. Die umgedrehten Buchstaben – wenn es überhaupt welche darstellen sollten, mussten sich mit den Spitzen berühren, was nicht so einfach war, denn immer
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