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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter
Autoren: Chris P. Rolls
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genug Trainingsrückstand hätte.  
    „Wo müssen Sie denn hin?“, fragte der junge Mann hilfsbereit. „Ich kann Sie vielleicht mitnehmen. Das Rad passt problemlos rein.“ Er machte eine Geste zu dem dunkelblauen Geländewagen, der einsam auf der Straße stand. Besorgt musterte er Kai und fügte hinzu: „Sie sollten bei der Kälte bestimmt nicht in den dünnen Sachen heimlaufen.“ Kai löste den Blick von seinem zerstörten Trainingsplan und Fahrradtraum und sah ihn an. Seine Wut verrauchte sofort, als er den etwas unsicheren Blick bemerkte. Natürlich war das vernünftig. Er würde sich in den feuchten Trainingsklamotten eine saftige Erkältung einhandeln, wenn er hier verschwitzt herumstand.
    „Klasse, das wäre echt super, wenn du mich mitnehmen könntest“, erklärte er und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. „Ich muss nach Hagenow zurück.“ Der Junge konnte ja nichts für seine miese Stimmung und eigentlich war er ein echt interessanter Typ. Unter anderen Umständen … Hastig wandte Kai den Blick ab. Blöde, untervögelte Libido.  
    „Kein Problem, ich wohne in der Nähe von Moraas, aber ich kann Sie gerne nach Hagenow bringen und da gleich einkaufen“, erklärte der junge Mann, packte bereits das Rad und hob es hoch, um es zum Wagen zu bringen. Er ist kräftiger als er aussieht, bemerkte Kai. Er konnte nicht verhindern, dass sein Blick gewohnheitsmäßig auf den Hintern des Jungen fiel. Die enge Hose versteckte nichts, betonte hingegen einiges. Man konnte das Spiel der Muskeln darunter sehen. Holla, was für ein toller Anblick. Kais Hände zuckten und seine Zunge verselbstständigte sich prompt. 
    „Netter Hintern“, rutschte es ihm heraus. „Was?“ Sein Retter wandte sich irritiert um. „Du hast einen tollen Hintern.“ Kai grinste ihn an. Der junge Mann schaute verwirrt, bevorzugte allerdings so zu tun, als ob er Kais Worte überhört hätte, und schob das Fahrrad tiefer hinein.
    Die Augen sind graugrün und wirklich schön, dachte Kai. Der Rest von ihm ist auch höchst attraktiv. Eine echte Sahneschnitte.  
    „Wie heißt du eigentlich?“ Kai bemerkte zerknirscht, dass er sich nicht einmal bedankt hatte. Die hintere Tür des Autos schloss sich und sein Retter strich sich die Haare zurück. „Danke übrigens, dass du mich da raus geholt hast“, holte Kai verlegen nach. „Ich bin Leon Lenkowski.“ Der junge Mann reichte ihm förmlich die Hand. „Kai“, antwortete dieser und schüttelte sie mit festem Druck. „Kai reicht völlig. Und du kannst das Siezen sein lassen, okay? Soviel älter als du bin ich bestimmt nicht. Achtzehn bist du, sonst dürftest du ja kein Auto fahren.“ Er sah Leon lächelnd an. „Fast “, bestätigte dieser ertappt und fügte leiser hinzu: „Ich darf eigentlich noch nicht alleine fahren. Nur hatte heute keiner Zeit und ich musste unbedingt nach Redefin zum Vorreiten.“
    Kai stutzte und versuchte die Informationen zu verarbeiten. „Reiten?“ Der Begriff erzeugte andere Assoziationen, bei denen sein Blick unwillkürlich abermals über Leon glitt. „Ach, äh … im Landgestüt?“ Jetzt verstand er: Diese Hose war eine Reithose. Und sie stand Leon ausgesprochen gut. Dieser nickte und trat an die Fahrertür heran. „Ich fahre sehr vorsichtig“, versprach er.
    „Na dann, vertraue ich dir mal. Solange du mich nicht in die nächste Schneewehe beförderst. Ich bin gerade 27 geworden und möchte gerne noch älter werden.“ Er trat auf die andere Seite und stieg ein.
    Der Geländewagen roch muffig und nach Pferd. Hinter ihm lagen neben seinem Fahrrad ein Paar schwarze, lange Reitstiefel und ein Helm. Überall waren Heu- und Strohhalme, sogar ein paar Haferkörner wischte Kai von seinem Sitz, bevor er sich seufzend hineinsetzte. Immerhin ist es warm. So langsam begann er zu frieren.
    „Entschuldige, das Auto ist ein halber Trecker.“ Leon zupfte einige Strohhalme vom Polster. „Du bist also Reiter?“ Kais Neugierde war geweckt. Leon startete, schnallte sich an und sah artig in den Rückspiegel, während er langsam losfuhr. „Mein Vater hat einen Reitstall. Ich habe mich heute in Redefin für ein Praktikum vorgestellt“, erzählte er.
    „Was denn für ein Praktikum?“ Kai versuchte krampfhaft zu vermeiden, seinen Blick ungebührlich lange auf Leon oder gar dessen Schritt ruhen zu lassen, von dem die enge Hose viel zu viel zeigte. Oder zu wenig, je nach Standpunkt. Verdammt, der Winter ist echt zu lang und einsam … uh und er ist
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