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Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
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sich strafrechtlich betrachtet keine Gedanken machen. Gülle ist legal.
     
    Auch die Industrie schläft nicht und bietet div. Transportbehältnisse über den Handel an. Echte „Güllisten”, wie sich die Hardcore-Güller selbst nennen, bleiben jedoch skeptisch. „Verpackung ja, doch Inhalt nein” heißt es aus den Reihen der Kritiker, was die industrielle Produktion angeht. Das Sechser-Pack Gülle aus dem Supermarkt wird vorerst ein Ladenhüter bleiben, auch wenn die günstigeren Preise verlocken mögen. Qualität hat ihren Preis und da ist sich der Gülle-Konsument insgesamt einig.
     
    In der gehobenen Gastronomie stehen dem verwöhnten Gast eigene Gülle-Zonen zur Verfügung und die „Gülle danach” zelebriert Lebensart vom Feinsten. Edelmarken wie z. b. „Eau de Gülly”, welche lediglich auf dem Gülle-Schwarzmarkt zu astronomischen Summen erhältlich sind, liefern eigene Flakons für den bequemen Transport in der Handtasche und „deine Gülle für unterwegs und zwischendurch”.
     
    Herr Kaiser von den Versicherungssekten hat ausgedient, man ruft den Gülle-Dealer seines Vertrauens und „snifft” nur wenige Augenblicke danach ungetrübte Natur aus dem Kanister. Die Sinnestrübung nach einer einzigen tiefen Inhalation, wird in Künstlerkreisen als „Zweite psychogene Phase” nach den Einflüssen der Rauschgiftkonsume in den Sechzigern gesehen und eröffnet nicht nur den Musikern völlig neue Perspektiven.
     
    Gülle ist und bleibt unbedenklich, schadet weder der Psyche noch übt es Auswirkungen auf die körperliche Entwicklung aus. Wer dennoch süchtig wird, verantwortet es bloß vor sich selbst. Gesetze greifen hier daneben. Keine Gülle ist besser als eine andere. Jede Gülle wird vor der Abgabe an den Endverbraucher streng kontrolliert und Abweichungen nicht geduldet.
     
    Sichern Sie sich noch Heute Ihre persönliche Handelsregion und werden Sie Gülle-Dealer. Bei freier Zeiteinteilung und freien Abnahmemengen liegt Ihnen ein gigantischer Zukunftsmarkt zu Füßen. Wer Morgen sagt „hätte ich Gestern mal lieber…” hat Heute schon ein Vermögen verschenkt. Denken Sie in Ruhe darüber nach.
     

Wandertag
     
    Gerade bei diesen Temperaturen sind wieder eine Menge Leute auf den Beinen und rennen hektisch von A nach B. Sie haben es alle fürchterlich eilig. Eilig sich wieder in den Schatten begeben zu können und sich tunlichst minimal zu bewegen. Jede Körperbewegung wird mit Schweißausbrüchen belohnt und die machen so hässliche Ränder am T-Shirt in der Achselgegend.
     
    Und genau da, also in der Achselgegend kann man es überhaupt nicht brauchen. Der Riemen vom Rucksack drückt ohnehin schon von hinten nach vorne und über die Schulter und dann noch diese unbarmherzige Achselnässe. Ganz schlimm.
     
    Ohne den Rucksack lief die Brühe nicht so stark vom Rücken abwärts, zwischen den Gesäßbacken, auch Arschritze genannt entlang und dann schnurgerade bis in die Socken, oder in die braunen Sandalen, wenn man auf die weißen Geringelten verzichtet hat.
     
    Ich stehe schon seit einigen Jahren vor der Frage, wer eigentlich den ganzjährigen Wandertag ausgerufen hat. Früher sah man Leute in Gruppen durch die Gegend marschieren und sofort war klar, die haben heute Wandertag. Heute ist das eben keineswegs mehr so klar, es ist offensichtlich jeder Tag ein Wandertag, wozu sonst der Rucksack.
     
    Ob klein oder groß, jung oder alt; allerorts tragen die Leute hinterrücks noch etwas mit sich. Es sei praktisch, erzählte mir ein Rucksackträger, man könne alles so wunderbar verstauen.
     
    Alles? Was alles? Was nehmen die Leute mit, wenn sie aus dem Haus gehen? Wagenheber, Verbandkasten und Warndreieck? Mir reichen meine Papiere, Hausschlüssel und ZuF (Zigaretten und Feuerzeug). Wenn diese Rucksackträger nun erst dahinter gekommen sind, wie vermeintlich praktisch es ist, wäre es mir aber sehr peinlich analog zugeben zu müssen, wie unpraktisch mein bisheriges Dasein verlaufen ist. Wo hat man früher den ganzen Krempel verstaut, der heutzutage einen ganzen Rucksack zu füllen vermag…?
     
    Ein anderer erklärte mir penibel, dass diese Rucksackgeschichte auch etwas mit der Mode zu tun habe. Ach, das soll modisch sein? Ich stelle mir gerade Sophia Loren bei einer Gala mit Rückengeschirr im Abendkleid vor. Ja, zum Bölken modisch…
     
    Unser/e Bundeskanzler/in steigt in Washington zum Staatsempfang aus dem Flieger und rückt der First Lady erst einmal den Rucksack zurecht, klar, daran
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