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Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
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vor einer derartigen Wand und brüllt aus vollem Halse irgendwelche Gemeinheiten heraus, so hört man nichts, ist aber dennoch heiser. Das kann frustrierend sein. Spätestens jetzt erkennt man, dass eine Schallschluckwand kein Ersatz für eine Klagemauer ist. Der Dialog zwischen Romeo und Julia wäre den beiden nur von den Lippen abzulesen gewesen, stünde seinerzeit schon eine Schallschluckwand parat.
     
    Leonardo da Vinci wär blass…
     
    Würden diese Wände jetzt auch noch Müll schlucken, so ergäben sich völlig neue Perspektiven in Sachen Parkplatzmangel. Durch den Wegfall etlicher Müllhalden in Ortsrandgebieten, könnten hier Bau- und Supermärkte ansässig werden, würden Arbeitsplätze geschaffen und wie schon erwähnt – Parkplatz bis zum Horizont.
     
    Auch dieser lästige Eiertanz um die bunten Mülltonnen im Vorgarten hätte ein Ende. Wo kommt was rein und so. Die Müllschluckwand ist unauffällig, umgebungsdesigned und erschwinglich. Klatschte Papa früher ein miserables Essen an die Wand und hinterließ damit Flecken und Zorn, so kann er jetzt auch noch die alte Zeitung hinterherwerfen. Die Wand schluckt’s einfach weg. Kolossal, ich bin begeistert.
     

Fernseher kaputt
     
    Natürlich soll es Leute geben, die gar keinen Fernsehapparat besitzen, aber persönlich habe ich noch nie jemanden kennen gelernt. Vielleicht können die Leute ja lesen, oder lösen gerne Kreuzworträtsel, oder meiden die Stromkosten eines TV-Gerätes, um mit dem Ersparten in Urlaub zu fliegen.
     
    Allein an der Stehweise des Inventars lässt sich der Platz eines Fernsehers ausmachen. Strahlenförmig treffen unsichtbare Linien direkt auf die Mattscheibe. Die Sitzposition des Hausherren ist allen anderen voran am Deutlichsten zu erkennen. Ohne sich zu verrenken erreicht er mühelos die Fernbedienung, die Schale mit den Salzstangen und das Knie seiner Frau, nebst der verdienten Pulle Bier.
     
    Und so kommt er wie an Tausend anderen Tagen völlig abgespannt nach Hause und sehnt sich in seinen ach so gemütlichen Sessel, greift wie paralysiert zur Fernbedienung und… nichts passiert. Hektisch wird es jetzt. Die Fernbedienung wird in der Hand gewogen. Sollte sich jemand erdreisten, die Batterien für den MP3-Player entwendet zu haben? Nein. Alle da.
     
    Warum immer ich?
     
    Das Gezeter geht los. „Wer hat am Fernseher rumgespielt?“ Betroffene Gesichter machen die Runde, doch niemand bekennt sich schuldig, im Sinne der Anklage. Nun kommt der Fachmann in Person des Hausherrn dran. Mit herabgesenktem Blick geht man auf das Gerät zu, als wolle man ihm drohen und zur Einsicht bewegen. Der Apparat ist davon eher weniger beeindruckt.
     
    Einen Schlag mit der flachen Hand oben drauf, einen links und einen rechts, aber der Fernseher ignoriert die sportiven Motivationen und bleibt stumm, wie auch bildlos. „Der ist kaputt“, hört man deutlich aus dem Munde des Gefrusteten. „Und jetzt…?“ fügt er noch hinzu, bloß um die Frage gestellt zu haben, denn eigentlich ist sie völlig bedeutungslos.
     
    „Wir könnten ja mal was spielen.“, wirft die Dame des Hauses ein. „Mensch ärgere dich nicht“ bestimmt…, fügt der mit knallrotem Kopf bewaffnete Gatte hinzu. „Und wenn wir uns mal einfach nur unterhalten?“ meint die Große. Unterhalten ist so eine Sache. Worüber bloß und warum genau dann, wenn die Flimmerkiste ihren Geist aufgibt?!
     
    Alternativen als Ausgleich gesucht.
     
    Welches Unterhaltungsthema könnte jetzt so spannend sein, wie das laufende TV-Programm, ganz egal welcher Sender. Auch schaut man in dieser Situation keinesfalls in die Zeitung. Womöglich läuft gerade etwas von epochaler Wichtigkeit und man würde es glatt verpassen.
     
    War heute das Pokalendspiel, wird einer aus dem Container geworfen, oder stehen Wahlen an? Könnte man zum Nachbarn gehen und dort fernsehen? Nein, der wartet noch auf seinen Rasenmäher und ist bestimmt sauer, weil man vergaß ihn zurückzugeben, seit drei Jahren.
     
    Vielleicht lässt er sich mit einem Bierchen bezirzen…? Ach was. Man kann den Trottel eh nicht leiden und seiner Frau wächst ein Damenbart. Den Rasenmäher bringt man ihm zurück. Im Herbst. Wann sonst. Aber was ist mit dem leidigen Fernseher? Der ist immer noch hinüber.
     
    Kein Bild kein Ton, ich komme schon…
     
    Natürlich, das ist es. Ein Service muss her und zwar flott. „Wo zum Geier ist die Tageszeitung?“ herrscht es in die Ohren der familiären Mitbewohner. „Wir bekommen doch gar
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