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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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ihrer
warmen, funkelnden Augen erschien durch das kostbare Kleid nur noch
intensiver. Ihr Kleid war aus eisblauem Atlasstoff, an dessen Saum aufflatternde
Schwalben gestickt waren, die gen Himmel zu fliegen schienen. Die
Puffärmel waren im Renaissancestil geschlitzt und ließen leuchtende dunkelrosa
Unterärmel durchblitzen. Sie hatte ihr Haar, das ihr wie Kaskaden über die
Schulter fiel, noch nicht gebunden und wirkte wie eine Madonna Raphaels. Sie
sah genauso aus wie jene Damen aus früheren Zeiten, für die die Ritter damals
gerne ihr Leben gegeben hätten. Niemand konnte heute abend stolzer auf sie
sein als ihr ältester Bruder.
    »Trevor!
Trevor! Komm und hilf mir. Soll ich die Perlen im Haar tragen oder nur diesen
langweiligen Blumenkranz, wie Peg es will?«
    Trevor sah
die grollende ältere Kammerzofe hinter Mara an und mußte sich das Grinsen
verkneifen. »Du hattest also alle Hände voll zu tun«, wandte er sich in
keltischem Dialekt an die Dienerin. Peg antwortete ihm in breitem Gälisch.
»Aye, Sir. Man sollte sie besser mit der Peitsche zähmen.«
    Trevor warf
die Kopf zurück und lachte laut auf – sehr zu Maras Mißvergnügen. »Worüber
tuschelt ihr zwei denn?« sagte sie und tapste undamenhaft zum Frisiertisch
hinüber. »Es ist ziemlich unhöflich, wenn zwei sich in einer Sprache
verständigen, die der dritte nicht versteht!«
    »Und wo hast
du das gelernt?« fragte Trevor auf englisch.
    »Bei Mrs.
Mellenthorps Lektionen für die junge Lady.« Sie nahm das kleine, rote Buch vom
Tisch auf, als wäre es ihre Bibel. »Hier steht es, Trevor, auf Seite vierzehn. > Unhöflichkeit ist nur bei anderen, niemals bei sich selbst zu
tolerieren < .«
    Plötzlich
riß Mara die Augen auf. »Oje, wahrscheinlich war es jetzt von mir schrecklich
unhöflich, daß ich euch beschuldigt habe, ihr hättet keine Manieren!«
Sie begann, hastig das Buch durchzublättern, als ob sie eine Stelle finden wollte,
die das bestätigte.
    »Genug von
Mrs. Mellenthorp!« Trevor nahm ihr das Buch aus der Hand und betrachtete sie in
ihrer fraulichen Aufmachung. Ein trauriges Lächeln erschien auf seinen Lippen.
    »Keine
kurzen Kleider mehr, nicht wahr, Mara? Nach dem heutigen Abend bist du eine
Lady und trägst nur noch die Kleider einer Lady.«
    Mara
erwiderte sein Lächeln, umarmte ihn dann plötzlich stürmisch. »Vielen Dank für
das wundervolle Kleid, Trevor. Ich liebe es wirklich genauso sehr, wie du mir
vorher gesagt hast.«
    »Also bin
ich doch nicht das Ungeheuer, als das du mich letzten Winter noch bezeichnet
hast.«
    Mara
grinste ihn schelmisch an. »O doch, das bist du doch.« Sie wandte sich an ihre
Zofe und erklärte: »Du hättest ihn sehen sollen, Peg, als er da vor Monsieur
Worth saß. Es war in seinem Pariser Geschäft in der Rue de la Paix. Monsieur
Worth zeigte Trevor all seine fantastischen Kleider.« Nun begann Mara den
rundlichen Couturier zu imitieren. Sie nahm ihre Alpakadecke von der
Chaiselongue und wedelte sie vor Pegs Nase zur Begutachtung hin und her.
    »Wäre dies
etwas für Ihren Geschmack, Mr. Sheridan?« fragte Mara mit verstellter Stimme,
die die von Monsieur Worth perfekt traf.
    »Zu tief
ausgeschnitten«, ahmte sie nun mit tieferer Stimme ihren Bruder nach.
    »Und was
halten Sie von diesem hier, wenn Sie mir die Frage gestatten?«
    »Zu
protzig.«
    Maras Miene
wurde so hochnäsig, wie die des Monsieurs Worth nur sein konnte. »Und dieses,
Monsieur Sheridan, könnte das Ihrem geschätzten Geschmack entsprechen?«
    »Doch nicht ROT!« stieß sie die Antwort ihres Bruders hervor, wobei sie an ihrem
unterdrückten Kichern fast erstickte.
    Peg wandte
sich ab, doch ihre bebenden Schultern verrieten ihr Vergnügen an Maras
Vorstellung.
    Trevor
dagegen runzelte die Stirn und nahm Mara die kleine Decke aus der Hand. »So
dankst du mir also für dieses wertvolle Kleid?«
    Mara drehte
sich erneut zu Peg um. »Oh, ja, ich hätte ja fast noch etwas vergessen. Als
Trevor sich endlich für ein Kleid entschieden hatte, versicherte Monsieur Worth
ihm immer und immer wieder, daß er seine ganze Seele in die Fertigstellung des
Prachtstückes einfließen lassen würde. Und als Trevor dann die Rechnung bekam,
weißt du, was er da sagte?«
    Peg
schüttelte den Kopf.
    »Er sagte: > Mr. Worth, offenbar schätzen Sie Ihre Seele preislich zu hoch ein.«
    Mara ließ
sich laut glucksend auf den Diwan zurückplumpsen, während Peg ihr Grinsen
diskret hinter der vorgehaltenen Hand verbarg.
    »Sehr gut«,
sagte Trevor
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