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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Umschlag zu und steckte ihn sich in die Tasche. Dann nahm er den Stapel Papiere aus dem Bankschließfach, schritt zum Kamin und stapelte sie schön ordentlich auf dem Rost.
    Er nahm ein Streichholz aus der Schachtel auf dem Kaminsims, strich es an und hielt es an die Papiere. Dann ging er zu dem Wandsafe hinter einem Ölgemälde, klappte das Bild in seinen Angeln vor und stellte die Kombination ein.
    Er zog bestimmte Papiere heraus und vergewisserte sich, daß nichts mehr im Safe war, das jemand hätte belasten können, dann trat er wieder an den Kamin. Er sah zu, wie das Feuer das Papier verzehrte und legte neue Nahrung für die Flammen nach, bis nur noch schwarze Asche übrig war, die er mit dem Schürhaken durchwühlte, um ganz sicherzugehen.
    Die Flammen hatten ihr Werk vollbracht. Es war nichts übrig.
    Nachdem er alles erledigt hatte, verließ er das Haus. Er fuhr zur Post, die vier Blocks entfernt lag, kaufte Briefmarken und gab den Brief per Express auf. Dann fuhr er ohne Umwege zum Haus zurück, parkte den Wagen diesmal in der Garage und ging wieder in sein Arbeitszimmer.
    Bring es schnell hinter dich! riet ihm eine innere Stimme.
    Keine Zeit zum Nachdenken. Keinen Gedanken an den Schmerz verschwenden, der ihn erwartete. Aus der obersten Schublade des glänzenden Apfelholzschreibtisches nahm er einen langläufigen Colt Kaliber fünfundvierzig, kontrollierte, ob alle Kammern geladen waren, steckte den Lauf der Waffe in den Mund, gegen den Gaumen und formte mit den Lippen ein perfektes O um das kalte Metall.
    Dann drückte er ab.
    Es war in weniger als einer Sekunde vorbei. Tscharkin hörte nicht einmal den Knall des Schusses, der ihn hoch- und zurückschleuderte. Die Kugel zerstörte sein Gehirn, indem sie sich ihren Weg durch seinen Schädel bahnte und am Hinterkopf austrat. Knochensplitter und blutige Hirnmasse flogen durch das Zimmer und klatschten hinter ihm an die Wand. Die weiße Mauer war mit einemmal von grauen und roten Tupfen gesprenkelt, während das abgestumpfte Blei des Projektils sich in das Holz dicht unter der Decke bohrte.
    Weniger als eine Sekunde scharfen Schmerzes. Alles in allem hätte sich Nikolas Tscharkin keinen schnelleren und schmerzloseren Tod wünschen können.
    2. KAPITEL
    Asunción, Paraguay.
    Mittwoch, 23. November.
    Rudi Hernandez zog an seiner Zigarette und betrachtete wohlgefällig die Figur des Mädchens, das gerade am Schalter eincheckte. Es war Mittag, und auf dem Flughafen herrschte reges Treiben, aber Hernandez ließ die junge Frau nicht aus den Augen.
    He, vergiß nicht, wer sie ist! ermahnte er sich.
    Aber er konnte einfach nicht anders: Er bewunderte ihre Kehrseite, den Anblick ihrer langen, seidenweichen, sonnengebräunten Beine und den perfekt gerundeten Po, der das rote, enge Sommerkleid vollendet ausfüllte.
    Der Anblick war wundervoll, und Rudi mußte unwillkürlich lächeln. Das war das spanische Blut in ihm. Er mochte Frauen.
    Und ganz besonders mochte er Erika.
    Jetzt drehte sie sich um und lächelte ihn an. Sie hatte alles erledigt, nahm ihren Paß und ihre Tickets und hob ihr Handgepäck vom Tresen. Sie kam zu ihm herüber, und er trat seine Zigarette auf dem Marmorboden aus.
    Rudi erwiderte ihr Lächeln. »Alles okay?«
    Erika nickte. »Ich habe noch eine Viertelstunde, bevor ich an Bord gehen muß. Haben wir noch Zeit für einen Kaffee?«
    »Klar.«
    Er nahm ihr das Handgepäck ab und ging durch die Abflughalle voraus zu dem kleinen Café in der Ecke. Er fand einen freien Tisch und bestellte zwei Kaffee und zwei Brandy.
    Der Kellner brachte die Getränke. Hernandez betrachtete Erika, wie sie ihren Kaffee schlürfte, und überlegte, ob er es sagen sollte, ob er ihr verraten sollte, was er für sie empfand.
    »Dir spukt doch etwas im Kopf herum, Rudi, hab’ ich recht?
    Ist es diese Geschichte?«
    Rudi Hernandez wollte schon den Kopf schütteln, wollte ihr sagen: Nein, es ist nicht die Story, sondern du – das, was ich für dich empfinde. Das Mädchen war fünf Jahre jünger als er, fünfundzwanzig, und jedesmal, wenn er sie nach einer längeren Abwesenheit wiedersah, kam sie ihm noch hübscher vor. Ihr blondes Haar hatte sie kurz geschnitten, und es paßte wundervoll zu ihrem hübschen Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Ihre Figur war auch etwas fülliger geworden, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte: Hüften und Brüste waren voller, weiblicher. Und sie trug Make-up: Rosa Lippenstift, blaues Maskara.
    Doch Rudi Hernandez nickte nur. »Ja, die
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