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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn
Autoren: Die Achse des Bosen
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Tartu festgemacht hatte, stiegen ein Inspektor der kanadischen Zollbehörde und ein Beamter der Einwanderungsbehörde die Gangway hinauf. Kalugin, der beide Männer von früheren Fahrten kannte, führte sie in die Offiziersmesse und bot ihnen frischen Kaffee an. Er musste vier Formulare unterschreiben: Das Ladungsmanifest, die Zolldeklaration, eine Angabe des Heimathafens und des Zielortes der Schiffsfracht. Die Mannschaft hatte sich versammelt und wartete, um dem Beamten der Einwanderungsbehörde ihre Papiere zur Überprüfung vorzulegen. Jeder erhielt eine Genehmigung zum Landgang, die ihn berechtigte, den Hafen zu betreten und zu verlassen, solange die Tartu dort vor Anker lag. Schließlich reichte der Beamte der Einwanderungsbehörde Kalugin die Liste zur Unterschrift. Da der Kapitän und seine Mannschaft noch nie das Gesetz übertreten hatten, war dieser Besuch reine Formalität. Das Schiff wurde nicht durchsucht und die Fracht nicht überprüft.
    Zehn Minuten, nachdem die beiden Beamten die Tartu verlassen hatten, beugte sich Kalugin über die Reling steuerbords, zog hektisch an seiner Zigarette und sah den Matrosen nach. Der größte Teil der Mannschaft ging von Bord, um die ganze Nacht in Montreal zu huren und zu saufen. Kalugin würde sich später ebenfalls an Land vergnügen, wenn er das Geschäftliche erledigt hatte. Er wartete, bis der letzte Mann am Ende der Gangway verschwunden war. Dann warf er die Kippe ins Wasser und ging zurück zur Kabine.
    Sein Passagier wartete bereits. Er hatte sich die Kapuze des Blousons über den Kopf gezogen. Eine dicke Wollmütze und ein Schal verdeckten seine Gesichtszüge. Er hatte kein Gepäck bei sich und hielt nur seine gefälschten Dokumente in der Hand: Reisepass, Seemannsbrief und Genehmigung zum Landgang.
    »Fertig?«, fragte Kalugin.
    Der Mann nickte.
    Kalugin schlug seinen Kragen hoch und beobachtete von der Reling steuerbords, wie der blinde Passagier die Gangway hinunterging. Der Maschinenmaat, der eifrig einen Kran auf der anderen Seite des zugefrorenen Decks überprüfte, beachtete ihn nicht. Der Russe marschierte auf den Hafenausgang zu und folgte der Mannschaft. Die Dienst habenden Beamten der Zoll-und Einwanderungsbehörde überprüften die Papiere der Mannschaft der Tartu nicht. Sie zogen es vor, in ihren warmen Büros sitzen zu bleiben. Der Russe konnte den Hafen ungehindert verlassen und verschwand in der eiskalten Montrealer Nacht. Seine genaue Identität war Kalugin nicht bekannt, und es interessierte ihn auch nicht. Ein illegaler Einwanderer, hatten die Tschetschenen gesagt, die ihn an dem Tag, bevor seine Mannschaft angetreten war, um Mitternacht in Tallinn an Bord gebracht hatten. Kalugin stellte diese Erklärung nicht infrage. Sein Entgelt hatte er bereits bei einer Bank in Helsinki unter einem falschen Namen angelegt.
    Der Kapitän spuckte ins Wasser und lächelte. Der Gedanke, um zwanzigtausend US-Dollar reicher zu sein, erfreute sein Herz.
    »Viel Glück, wer immer du auch sein magst.«
    Um Mitternacht erreichte der Passagier die Kleinstadt Dunstan, die knapp zwei Kilometer von der amerikanisch-kanadischen Grenze entfernt lag. Der in Ägypten geborene Taxifahrer, der ihn an der U-Bahn-Station Catherine Street aufgabelte, hatte einfache Instruktionen erhalten. Er sollte den Fahrgast zu der Landstraße einen Kilometer außerhalb von Dunstan fahren und dort absetzen. Während der Fahrt sollte er kein Wort sagen, wenn er nicht angesprochen wurde, und keinen Blick ins Gesicht des Fahrgastes werfen. Knapp neunzig Minuten später setzte der Taxifahrer seinen Fahrgast an genau der Stelle ab, die ihm genannt worden war. Anschließend drehte er und fuhr zurück nach Montreal.
    An der Landstraße außerhalb von Dunstan wuchsen zu beiden Seiten Kiefern und Birken. Die amerikanische Einwanderungsbehörde hatte an vielen der kleineren Übergänge an abgelegenen, bewaldeten ländlichen Gegenden, wo es keine Grenzposten gab, ferngesteuerte Infrarotkameras installiert.
    Doch an dieser riesigen, 5.600 Kilometer langen Grenze blieben Tausende von Kilometern unbewacht. Dazu gehörte auch diese Stelle, an der nur gelegentlich kanadische und amerikanische Patrouillen Streife liefen.
    Der Mann verließ die Straße und drang in die Dunkelheit des Waldes ein. Nach etwa einem Kilometer gelangte er an einen schmalen Waldweg, der bis in den Norden des Bundesstaates New York durch die Wälder führte. Hier wartete ein blauer Geländewagen. Die Scheinwerfer des Explorers
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