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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn
Autoren: Die Achse des Bosen
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Abraham Lincoln mit dem eisernen Gesicht stand. Auch in diesem Raum hingen Ölgemälde an den Wänden: eines mit Quincy Adams und Jefferson, den historischen Persönlichkeiten, die von historischen Mauern hinunterschauten. Ihre Porträts betonten die Würde des Präsidentenbüros hinter dem Vorzimmer. Der Besucher würde es gleich betreten.
    Er hatte hier schon oft auf den Präsidenten gewartet. Doch an diesem kalten, stürmischen Novembermorgen wünschte er sich, irgendwo anders zu sein. Douglas Steve ns, der Direktor des FBI, war von Angst erfüllt. In den dreißig Jahren seiner Dienstzeit war es schon häufiger seine Aufgabe gewesen, dem Präsidenten schlechte Nachrichten zu überbringen. Eines war jedoch ganz sicher: Kein anderer Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten hatte je eine so niederschmetternde Nachricht erhalten wie die, die er überbringen musste.
    Als er Schritte hörte, stand er auf und warf schnell einen Blick in einen der Wandspiegel. Er war wie immer tadellos gekleidet, und sein Körper roch leicht nach frischer Seife. Vor zwei Stunden hatte er zu Hause in Arlington heiß geduscht, nachdem ihn das Klingeln seines Handys geweckt hatte.
    Mit seiner Miene war es nicht so gut bestellt wie mit seinem Äußeren. Die nackte Angst hatte tiefe Furchen in seine Haut gegraben. Er sah plötzlich mindestens zehn Jahre älter aus. Sein Blick fiel auf die Aktentasche in seiner rechten Hand, die die Quelle seines Kummers enthielt. Als er daran dachte, fing seine Hand an zu zittern, und auf der Stirn bildete sich kalter Schweiß.
    Normalerweise war er gelassen und hatte seine Gefühle vollkommen unter Kontrolle. Das war in dieser schweren Stunde nicht der Fall. Heute Morgen war Amerikas schlimmste Befürchtung Wirklichkeit geworden.
    Stevens spähte durch die offene Tür auf die Bronzebüste.
    Abraham Lincoln blickte mit seinem typisch kummervollen Blick nach unten, als wolle er sagen: Ich verstehe, welch eine Bürde Sie belastet. Ihnen gehört mein ganzes Mitgefühl.
    Stevens dachte: Danke, Abe. Leider hilft mir das nicht weiter.
    Die Tür wurde geöffnet, und der Berater sagte: »Der Präsident wünscht Sie nun zu sprechen.«
    *
    Sie saßen im Oval Office. Der Präsident hatte an seinem Schreibtisch Platz genommen. Hinter seinem Rücken stand die amerikanische Flagge. Über dem Pyjama trug er einen Hausmantel. Sein Haar war zerzaust, und die Augen waren geschwollen, denn man hatte ihn soeben aus dem Schlaf gerissen. Präsident Andrew W. Booth war ein vitaler Mann Mitte fünfzig. Er hatte sich den Weg nach oben mit verbissener texanischer Entschlossenheit und der Bereitschaft, jedem Hindernis und jeder Krise die Stirn zu bieten, erkämpft. Stevens wusste, dass den Präsidenten heute Morgen eine Krise auf die Probe stellen würde, die viel größer war als alle anderen, mit denen er es bisher zu tun gehabt hatte.
    Ein Mitarbeiter der Nachtschicht hatte eine Kanne frischen Kaffee auf den Schreibtisch gestellt. Booth schaute durchs Fenster auf den strömenden Regen. Die Strahlen des Blitzes erhellten den Rasen vor dem Weißen Haus. Der Präsident lächelte verhalten und bot Stevens einen Sessel an. »Ist das ein Wetter, Stevens. Kaffee?«
    »Nein, danke, Mr. President.«
    »Sie sagten, es sei sehr dringend.«
    Stevens nickte. »Es tut mir Leid, dass ich Sie geweckt habe, Sir, aber die Sache duldet keinen Aufschub.«
    »Dann sollten wir sofort beginnen.« Der Präsident goss sich Kaffee ein und trank einen Schluck. Er war noch ein wenig benommen.
    Stevens’ Stimme war heiser und bebte vor Angst. »Heute Nacht wurde um ungefähr Viertel nach zwölf in Georgetown im Hause eines saudiarabischen Diplomaten ein Paket abgegeben.
    Das Paket war nicht an ihn, sondern an Sie adressiert, Sir, an den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Wir wissen nicht, warum dieser Mann als Mittelsmann ausgewählt wurde. Die Auslieferung des Paketes ging ganz einfach über die Bühne. Es klingelte an der Tür des Diplomanten. Als er aus dem Bett gestiegen und zur Tür gegangen war, lag das Paket mit Ihrer Adresse bereits auf der Treppe. Er beschloss, das FBI-Büro in Washington anzurufen und um Rat zu bitten. Um ein Uhr fünfundvierzig wurde ich von meinem Stellvertreter über die Sache informiert. Er bat dringend um ein Gespräch.
    Fünfundvierzig Minuten später trafen wir uns in meinem Büro.
    Nachdem ich über den Inhalt des Paketes informiert worden war, wusste ich, dass ich Sie unverzüglich treffen musste, Sir.
    Daher
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