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Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Autoren: Marita Grimke
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Mayra einen Kuss auf die Stirn und suchte sich ein Seil aus einem Geräteschuppen an der Hüttenwand. Das hängte er sich quer über die Schulter, damit es ihn nicht behinderte. Aufmunternd sah er Mayra an: „Komm!“ Sie brachen auf.

Kapitel 54
    Die Sonne war schon hinter den Berggipfeln untergegangen, als sie aus dem Wald heraustraten und Philippus’ Festung vor ihnen lag. Erschöpft ließ Mayra sich auf den Boden sinken, stand aber sofort wieder auf. Die Erde war sehr feucht, und auch die Fläche ihnen gegenüber war nicht wirklich eine Wiese, obwohl sie mit grünen, orangefarbenen und blauen Gewächsen bedeckt war. Zwischen ihnen und der Festung lagen einige hundert Meter stinkendes, glucksendes Moor. „Da willst du rüber?“, fragte Mayra zweifelnd. Vorsichtig testete sie das Grasbüschel vor ihr. Der Boden hielt sie, doch sie spürte auch, wie er schwankte. Ein paar Schritte in den Sumpf hinein und sie würden einsinken. Hinter dem Moor zog sich eine Felswand von mindestens 20 Standardmetern Höhe nach oben, bevor die Mauer begann, die noch einmal drei Meter hoch war. „Und da willst du rauf?“, Mayras Stimme klang verzagt. Djuma nickte.
    Nach nur ein paar Schritten fühlte Mayra den Boden unter sich schwanken. Sie waren auf dem Moor angekommen. Mayra bekam Angst und blieb stehen. „Äh, wie bitte mache ich das, dass ich in so einem Sumpf nicht einsinke?“, fragte sie so gelassen, wie sie konnte.
    Djuma blieb stehen und schaute zu ihr zurück. „Du stellst dir einfach vor, dass du nicht einsinkst!“ Während er schon losging, setzte er noch hinzu: „Die Wirklichkeit folgt der Vorstellung.“
    Mayra seufzte. Sie fixierte die Festung auf der anderen Seite des Moores mit dem Blick und lief los, ohne nach unten zu sehen. Dabei versuchte sie die Erwartung aufzubauen, dass sie festen Boden unter den Füßen hatte, so festen Boden wie auf den Straßen von Unionia, die sie immer sicher getragen hatten.
    Auf diese Weise lief Mayra eine ganze Strecke weit Richtung Festung. Es wunderte sie, dass der Boden tatsächlich nicht so schwankte, wie sie es erwartet hatte, und sie ohne Probleme hinter Djuma herkam. Sie schaute nach unten und entdeckte, dass sie überhaupt nicht auf festem Boden stand. Sie stand nicht einmal auf Boden. Sie stand auf einer dreckigen Wasserpfütze und das nächste Grasbüschel war mehr als einen Schritt weg. Mayra schrie vor Schreck leise auf. Gleichzeitig begann sie einzusinken. Sie brach durch die Wasseroberfläche und stand bald bis zu den Knien im Schlamm. Sie versuchte ihren rechten Fuß aus dem Modder herauszuziehen, aber das Einzige, was das bewirkte, war, dass sie mit dem linken Fuß noch tiefer einsank. „Djuma!“, rief Mayra panisch.
    Djuma drehte sich um. In der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. „Zieh dich raus! Mach einfach. Du schaffst das!“
    Mayra versuchte nun den linken Fuß herauszuziehen. Aber das einzige Ergebnis war, dass sie nun bis an die Oberschenkel festsaß. „Die Realität folgt der Vorstellung“, murmelte Mayra vor sich hin. Ihre Gedanken rasten.
    „Vertrau dir selbst, Mayra, vertrau dir!“, hörte sie Djumas Stimme.
    Was Mayra in dem Moment gerne gehabt hätte, war, dass irgendeine Kraft, vielleicht so wie eine große Metallplatte, sie von unten nach oben an die Oberfläche drückte. Sie atmete einmal genervt durch und stellte sich genau das vor. Sofort fing sie an nach oben zu schweben. Der Sumpf zog weiter an ihren Füßen und versuchte, sie unten zu halten. Doch ebenso langsam wie unaufhaltsam ging es für Mayra nach oben, bis sie wieder auf dem Wasser stand. „Oups!“, entfuhr es ihr. Sie schaute nach unten. „Ich kann auf Wasser stehen!“ Mayra war begeistert.
    „Sag ich doch!“ Djuma grinste und ging weiter.
    „Hej!“, rief Mayra und sah zu, dass sie hinterherkam.
    Als sie an der Felswand ankamen, wunderte Mayra schon gar nichts mehr. Auch nicht, dass Djuma bedächtig das Seil von der Schulter nahm, es nach oben schweben ließ, bis es sich spannte, und es dann fest wie eine Stange werden ließ. „Du kletterst zuerst“, wies Djuma sie an. „Bis zu dem Felsvorsprung da. Siehst du? Dort stellst du dich hin und hältst das Seil, bis ich neben dir bin. Von da aus geht es weiter.“
    Mayra kam die Idee so seltsam vor, dass sie trocken meinte: „Warum schweben wir nicht einfach nach oben?“
    „Das könnten wir“, kam die selbstverständliche Antwort von Djuma. „Aber wann immer es geht, nehme ich mir etwas Reales zum
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