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Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Autoren: Marita Grimke
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meinem reden lassen, wenn sie sieht, dass er von mir ist.“
    „Eben. Was willst du von so jemand?“
    „Sie ist hübsch!“
    Mayra stöhnte auf. Damit hatte Fredi unbestreitbar Recht. Cynthie war das hübscheste Mädchen ihrer Altersstufe, wenn nicht der ganzen Schule. Groß, schlank, lange blonde Haare, einen elastischen Gang und ein Siegerinnenlächeln auf den Lippen. Cynthie würde nie, niemals mit jemand wie Fredi sprechen, nicht, wenn ihr klar war, dass es Fredi war, mit dem sie sich gerade unterhielt. Fredis Eltern hatten den schlechten Geschmack besessen, ein behindertes Kind auf die Welt zu bringen. Obwohl Fredis genetische Defekte wie üblich vor der Geburt entdeckt worden waren, hatten sich seine Eltern geweigert, ihn durch einen anderen Embryo zu ersetzen. Nun war Fredi einer der ganz wenigen Menschen, die von Geburt an auf einen Schwebestuhl angewiesen waren. Seine Beine waren zu verkrümmt, die Nerven zu wenig ausgebildet, als dass die Ärzte ihm das Laufen hätten ermöglichen können. Aufrecht saß Fredi nur, weil eine externe Wirbelsäule aus Titan mit seinem Rücken verbunden war. Mayra fand, dass Fredi der einzige in der Schule war, mit dem es sich lohnte zu reden. Er war der Bruder, den Mayra sich immer gewünscht hatte.
    „Ich soll schon wieder auf einen Empfang“, informierte Mayra ihren Freund.
    Der warf in gespieltem Entsetzen die Hände in die Luft. „Wer ist es denn diesmal?“
    „Die Bierbrauer.“
    In Fredis hellblauen Augen blitzte der Schalk. „Dann wirst du dich in deinen freien Stunden mal vom Studium des Körperaufbaus und der Krankheiten von Hund, Esel, Katz und Maus lösen müssen. Und stattdessen dich um die Vorzüge von Bier kümmern!“
    „Ich mag kein Bier!“ Mayra ließ sich auf ihr Bett fallen.
    „Da bist du mir eine Erfahrung voraus“, meinte Fredi leicht verträumt. „Ich hab Bier noch nie getrunken. Verträgt sich nicht mit meinen Nerven.“
    „Es ist bitter, Fredi. Mehr braucht da keiner drüber zu wissen.“
    Fredi widersprach: „Seit Jahrtausenden ein beliebter Lieferant für B-Vitamine!“
    Mayra zog sich ein Kissen über das Gesicht.
    In bestem Cassiopeia-Tonfall ermahnte Fredi sie: „Mayra, du brauchst Gesprächsthemen!“
    „Ich will nicht!“, kam es undeutlich unter dem Kissen hervor.
    „Deine Mutter erwartet, dass du wie sie wirst, dass du dich elegant von Gesprächsgrüppchen zu Gesprächsgrüppchen bewegst, mit immer neuen nichtssagenden Worten, die keinem wehtun und allen schmeicheln!“
    Mayra warf das Kissen Richtung Fredi, wobei das Kissen natürlich durch die Projektion hindurchflog und hinter dem Bild von Fredi auf dem Boden landete. „Sag mir lieber, was ich anziehen soll! Meine Mutter droht mit Kleiderkauf!“
    Fredi grinste. „Wie schrecklich! Das müssen wir verhindern.“ Er tat so, als ob er überlegte. „Hm. Das lange Schwarze mit dem engen Rock?“
    „Haha! Damit ich wieder über die Schleppe stolpere und hinfalle und der ganze Saal über mich lachen kann. Danke, Fredi, für diesen hilfreichen Rat!“
    „Dann nimm das orangefarbene!“
    Mayra schnaubte. „Das ich anziehen musste, weil es der Neffe der Senatorin entworfen hat, von der meine Mutter die Stimme brauchte. Das hat sich so mit meiner Haarfarbe gestochen, dass mir die Augen Tage danach noch wehtaten.“
    Fredis Lächeln war fast ernst gemeint, als er vorschlug: „Das Mintfarbene mit den weißen Punkten.“
    Mayras Lächeln war Zucker, als sie antwortete: „Oh ja, das passt zu meinen Haaren, das passt zu meiner Figur. Nur schade, dass der Fleck nicht rausging, der da drauf ist, seit ich mir einen halben Topf Seetangdessert drübergekippt habe. Beim vorletzten Empfang. Der für Ingenieure für Gras und Halme.“
    „Mayra, du bist unübertroffen!“
    „Oh ja“, meinte Mayra. „Unübertroffen in gesellschaftlicher Tolpatschigkeit.“
    „Ach, das ist doch alles Absicht. Du willst bei solchen Angebern doch keinen Erfolg haben!“ Fredi schaute kurz über seine Schulter. „Meine Mutter ruft. Ich muss ins Bett. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf!“
    Mayra winkte ihm zu. „Gute Nacht!“ Fredi beendete die Übertragung. Sein Bild verschwand.
    Mayra stand auf, ging zu ihrem Schrank. Der glitt, als sie 20 Zentimeter von ihm entfernt war, automatisch auf. Missmutig betrachtete Mayra ihre Kleider. Dann drehte sie sich um und ging zu ihrem Computerterminal. Sie schaute kurz zu der 3-D-Projektion einer kleinen Schimmelstute neben ihrem Bildschirm. In ihrem Abbild wirkte
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