Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Autoren: Marita Grimke
Vom Netzwerk:
Mutter etwas gegen die Ehe ihres Großvaters mit Ursula hatte, die sie noch nicht kennengelernt hatte. Ihre eigene Großmutter lebte seit Jahrzehnten in einem Heim. Sie hatte wohl zu viele Medikamente genommen und war nun nicht mehr ansprechbar. Von Verrat konnte, Jahre nach der Scheidung, eigentlich keine Rede mehr sein.
    Rogers befand sich nur ein paar Tage auf Unionia, um Fragen seiner diplomatischen Mission mit dem Amt für außerföderale Angelegenheiten zu besprechen. Er hatte sich gezielt erst an diesem Nachmittag gemeldet. Seine Taktik ging auf. Cassiopeia gelang es nicht, bei dem Überfall per Ganzkörperübertragung schnell genug eine Ausrede zu erfinden, und so war sie gezwungen, Rogers zum Abendessen einzuladen.
    Nun saß Mayra mit ihren Eltern und ihrem Großvater am Tisch, und sie löffelten ihren Brei, der heute leuchtend grün war und völlig geschmacklos. Cassiopeia hatte bemüht höflich nach dem Wohlbefinden ihres Vaters gefragt und dem von Ursula. Rogers hatte knapp geantwortet, und das einsetzende Schweigen wurde von Sternon unterbrochen, der nach der aktuellen Mission des Admirals fragte. Rogers wurde als Admiral der Sternenflotte oft als Vermittler in diplomatisch heiklen Situationen eingesetzt. Er erklärte, dass er auf Terrestra daran arbeite, diesen rückständigen Planeten, eine der verlorenen Kolonien, in die Sternenföderation zurückzuführen.
    Mayra hatte noch nie von „verlorenen Kolonien“ gehört. Ihr Großvater, der gerne dozierte, setzte ihr auseinander, dass sie ja bereits wisse, dass in der Föderation alle kartierten und von intelligenten Wesen bewohnten Planeten zusammengeschlossen seien. Mayra nickte, Rogers lehnte sich zurück, nippte an seinem Glas Synthetikwein und fuhr fort: „In der Frühzeit der Raumfahrt gab es ein großes Unglück, als ein Asteroidenhaufen den damaligen Hauptsitz traf und der Rechner zerstört wurde, der alle Kolonien verzeichnete. Seither werden alle Daten multipel dezentral gelagert, doch damals waren manche der Daten unwiederbringlich verloren. Zu einigen gerade besiedelten Planeten brach der Kontakt ab.“
    Mayra war geschockt. „Was ist denn mit den Menschen in den Kolonien passiert?“
    Ihre Mutter antwortete: „Die meisten Kolonien wurden schnell wieder gefunden. Von anderen weiß man es nicht. Sie waren auf sich gestellt. Es kommt immer wieder vor, dass wir Planeten entdecken – oder man muss sagen wieder entdecken –, auf denen es Spuren menschlicher Besiedlung gibt. Aber es leben dort keine Menschen mehr. Auf Terrestra ist das anders, richtig?“
    Rogers nickte: „Terrestra ist nach Jahrtausenden die erste verlorene Kolonie, die wir wieder gefunden haben. Und es leben tatsächlich noch Nachkommen der ersten Siedler!“ Er räusperte sich. „Die Zustände sind allerdings erschreckend. Man muss sich das einmal vorstellen: Weil dort Metalle für die gestrandeten Kolonisten nicht in ausreichender Menge zugänglich waren, gibt es dort keine Maschinen, keine Roboter, keine Aggregate. Die Menschen auf Terrestra leben komplett archaisch. Und warum auch immer, haben sie sich dafür entschieden, sich von einer Familie regieren lassen. Die Gesellschaft wird von einem König beherrscht, der nicht etwa gewählt wird, sondern der durch Abstammung zum obersten Regenten wird.“ Rogers schüttelte fassungslos den Kopf. „Die Demokratie, die eigene Selbstbestimmung aufzugeben, das ist das, was ich nicht verstehe.“
    „Aber du bist nicht da, um zu verstehen“, warf Cassiopeia trocken ein.
    Rogers stimmte ihr zu. „Nein, meine Aufgabe ist, einen Weg auszuhandeln, wie Terrestra wieder offiziell Teil der Föderation werden kann.“
    Entschlossen stellte Rogers sein Glas ab. „Aber genug von der Politik. Wie geht es eigentlich Ryan? Das Letzte, was ich von ihm sah, war eine Übertragung an seine gesamten Bekannten. Es schien ihm gut zu gehen auf seiner Urlaubsreise.“
    Cassiopeia nickte. „Ja, das ist auch mein aktueller Informationsstand.“
    „Onkel Ryan hat seinen Spaß und ich kann zusehen, wo ich meine Ferien verbringe“, murmelte Mayra.
    Rogers hatte sie gehört, wusste aber nicht, was sie meinte, bis Cassiopeia erklärte: „Auf Ryans Farm war Mayra immer in den großen Ferien.“
    „Dann komm uns doch besuchen, Mayra, auf Terrestra!“ lud Rogers seine Enkelin ein.
    „Au ja!“ entfuhr es der. Erwartungsvoll sah sie ihre Mutter an.
    Cassiopeia fiel die Kinnlade runter. „Ja, danke, sehr nett.“ Verwirrt stand sie auf, fing an das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher