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Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Autoren: Marita Grimke
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gleich aus.
    „Ja, hier. Noch eine Stunde und wir sind da“, versuchte Djuma sie zu beruhigen. Mayra seufzte auf. Es ging schon eine Weile steil bergauf und sie war erschöpft. Sie fragte sich, wie Djuma so frisch aussehen konnte. Schließlich war er es gewesen, der verletzt war und nicht sie. Vermutlich trieb sie zu wenig Sport. Ihre Mutter Cassiopeia fiel ihr ein. Ihrer Mutter würde sie nie, nie erzählen, dass sie vor sich selber zugegeben hatte, dass sie zu wenig Sport machte. Dann fiel Mayra ein, dass sie nicht wusste, wie sie ihrer Mutter überhaupt jemals etwas von diesem Tag erzählen sollte. Es kam ihr alles sehr, sehr unwirklich vor.
    Die nächste Stunde forderte Mayra die letzten Kräfte ab. Endlich öffnete sich der Wald, und sie sah eine Hütte auf einer Wiese vor sich liegen. Die Festung, in der sich Philippus verschanzt hatte, lag hoch am Berghang genau gegenüber. Djuma blieb am Waldrand kurz stehen und sondierte die Lage. Die Läden der Hütte waren verschlossen. Weder Mensch noch Tier waren zu sehen. Auch Mayra blieb stehen und atmete durch. Sie war zutiefst erleichtert, aus der Enge des Waldes heraus zu sein. Vor ihr lagen weite Hänge, die auf ihrer Höhe noch teils bewaldet, teils von Wiesen durchzogen waren und oberhalb der Hütte in karstiges Gebirge übergingen. Djuma hatte die Wiese überquert und schöpfte sich Wasser zum Trinken aus einem Trog neben der Hütte. Mayra merkte auf einmal, wie durstig sie war. Müde folgte sie Djuma.
    Das Wasser war kühl und schmeckte süß. Mayra kam es vor, als ob sie noch nie etwas so Köstliches getrunken hätte wie dieses Gebirgswasser, das von einer Quelle im Wald in diesen Trog geleitet worden war. Djuma hatte mittlerweile die Hütte erkundet und kam mit etwas Hartkäse und haltbarem Brot wieder nach draußen. „Diese Hütten sind nur zeitweise bewirtschaftet. Aber es ist immer etwas zu Essen und Feuerholz gelagert, für Wanderer wie uns“, erklärte er.
    Djuma legte die Lebensmittel auf der Bank vor dem Haus ab und setzte sich daneben. Mayra konnte auf einmal nicht mehr. Die Bank sah sehr einladend aus, sehr friedlich in der Sonne. Aber sie konnte nicht mehr, konnte keinen Schritt weiter. Die Trennung von Djuma, das Wiederfinden, der Kampf, das Blut, der lange Marsch, all das brach über ihr zusammen! Mayra blieb stehen wie gelähmt. Sie fing an zu zittern. Djuma merkte, was los war, und kam sofort zu ihr herüber. Sanft nahm er sie in die Arme. Mayra schluchzte auf und ließ sich halten. Sie lehnte sich an Djumas Brust. Er umfing sie mit seinen Armen und er umfing sie mit seinen Gedanken. Eine ganze Weile standen sie so.
    Doch schließlich versiegten Mayras Tränen. Mit einem zittrigen Atemzug sah sie hoch zu Djuma und sah, wie liebevoll er sie anschaute. Sie wischte sich die Tränen weg und, immer noch ein bisschen beschämt wegen ihres Ausbruchs, löste sie sich von Djuma.
    „Du isst jetzt erst mal etwas!“, sagte Djuma in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Mayra nickte. Er hatte Recht. Mit etwas zu Essen im Magen würde sie sich besser fühlen. Zusammen setzten sie sich auf die Bank. Djuma brach ein Stück von dem Brot ab und reichte es an Mayra weiter. Sie griff es sich, nahm einen Bissen und kaute. Das Brot war ungewohnt grobkörnig. Aber es schmeckte gut.
    Die Festung am Berghang gegenüber lag nun schon ganz im Schatten, während sie selbst noch in Licht getaucht waren, und Mayra genoss die Wärme. Drüben waren der Turm, die ihn umgebenden Gebäude und die Mauer, die die Anlage umzog, im Abenddunst gerade noch zu erkennen, ebenso der ausgebrannte Fluggleiter. Aber alles lag zu weit in der Ferne, als dass man Einzelheiten hätte auseinanderhalten können. Im Dunkel der heraufziehenden Nacht sah die Festung mehr aus wie ein Spielzeug und nicht wie ein Gelände, auf dem sich die Soldaten eines ganzen Planeten für eine Entscheidungsschlacht verschanzt hätten. Aber der Schein des Friedens trog.
    „Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Mayra.
    Djuma zeigte auf die Burg ihnen gegenüber und erklärte: „Wir durchqueren das Tal und marschieren bis in die Nähe der Festung. Im Schutz der Dunkelheit schleichen wir uns auf einem Weg hinein, auf dem uns keiner erwarten wird.“
    „Rein theoretisch klingt das ganz einfach!“, kommentierte Mayra.
    Djuma sagte ernst: „Du musst das nicht tun. Mayra, du bist meinem Volk in nichts verpflichtet!“ Ohne etwas darauf zu sagen, schüttelte Mayra nur den Kopf. Djuma stand auf. Er drückte
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