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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
Autoren: Terry Pratchett
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Johnny.
    Er sah sich um. Es wurde langsam dunkel.
    »Ich glaube, ich sollte jetzt lieber nach Hause gehen«, erklärte er und wich ein Stück zurück.
    »Ich glaube, daran könnte ich mich gewöhnen«, sagte der Stadtrat und tanzte zur Tür zurück.
    »Ich werde… äh… ich besuche Sie wieder. Vielleicht«, sagte Johnny.
    »Komm, wann immer du willst«, meinte der Stadtrat, als Johnny sich davonmachte, so schnell es die Höflichkeit zuließ. »Ich bin immer zu Hause.«
    »Immer zu Hause«, murmelte er dann noch einmal. »Darin wird man richtig gut, wenn man tot ist. Hmmm. Auuuiiieah, das war’s doch, oder?«

Kapitel zwei
    N ach dem Essen kam Johnny auf den Friedhof zu sprechen.
    »Es ist eine Schande, was die Stadt da macht«, erklärte sein Opa.
    »Aber den Friedhof instandzuhalten kostet eine Menge«, sagte Johnnys Mutter. »Die meisten Gräber werden von niemandem mehr gepflegt, nur die alte Mrs. Tachyon geht noch hin, und die ist verrückt.«
    »Es hat nichts damit zu tun, daß die Gräber nicht mehr gepflegt werden, Mädchen. Auf jeden Fall ist es ein Stück Geschichte.«
    »Stadtrat Thomas Bowler«, sagte Johnny.
    »Von dem habe ich nie gehört«, meinte sein Opa. »Ich meinte William Stickers. Man hätte ihm fast ein Denkmal gebaut. Beinahe hätte es wirklich eins gegeben. Jeder hier hat ein bißchen Geld gespendet, und dann ist einer damit abgehauen. Dabei hatte ich sogar Sixpence gegeben.«
    »War er denn berühmt?«
    »
Fast
berühmt.
Fast.
Hast du mal von Karl Marx gehört?«
    »Er hat den Kommunismus erfunden, oder?« sagte Johnny.
    »Das stimmt. Nun, William Stickers nicht. Aber er wäre Karl Marx geworden, wenn Karl Marx nicht schneller gewesen wäre. Ich sag dir was… morgen zeig ich’s dir.«
     
    Und dann war morgen.
    Der Himmel war dunkelgrau, und es nieselte.
    Opa und Johnny standen vor einem großen Grabstein, auf dem stand:
     
    William Stickers
    1897–1949
    Proletarier aller Länder
    verein
     
    »Ein großartiger Mann«, sagte Opa. Er hatte seinen Hut abgenommen.
    »Was ist das für ein Verein?« wollte Johnny wissen.
    »Es sollte ›vereinigt euch‹ heißen«, sagte Opa. »Das Geld ist ihnen ausgegangen und hat nicht mehr für das ›igt euch‹ gereicht. Es war ein Skandal. Er war ein Held der Arbeiterklasse. Er hätte im spanischen Bürgerkrieg gekämpft, aber irgendwie ist er auf dem falschen Boot gelandet und nur bis Hull gekommen.«
    Johnny sah sich um. »Hmm«, sagte er. »Was für ein Mensch war er denn?«
    »Ein wahrer proletarischer Held, wie ich schon sagte.«
    »Ich meine, wie hat er ausgesehen?« fragte Johnny. »War er groß mit einem langen, schwarzen Bart und einem Zwicker mit Goldrand?«
    »Genau. Du hast Fotos gesehen, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Johnny. »Nicht direkt.«
    Opa setzte seinen Hut wieder auf.
    »Ich muß noch einkaufen«, meinte er. »Kommst du mit?«
    »Nein, danke. Ich äh… geh mal zu Wobbler rüber.«
    »Alles klar.«
    Opa ging in Richtung auf den Haupteingang davon.
    Johnny holte tief Luft.
    »Hallo«, sagte er.
    »Es
war
ein Skandal, daß es nicht mehr fürs ›igt euch‹ gereicht hat«, sagte William Stickers.
    Er lehnte an seinem Grabstein. Jetzt richtete er sich auf.
    »Wie heißt du, Genosse?«
    »John Maxwell«, sagte Johnny.
    »Ich wußte, daß du mich sehen kannst«, sagte William Stickers. »Ich konnte sehen, wie du mich angestarrt hast, als der alte Mann redete.«
    »Ich wußte, daß Sie Sie waren«, sagte Johnny. »Sie sehen… äh… dünner aus.«
    Dünn war eigentlich nicht das richtige Wort. Es war mehr wie… nicht ganz anwesend. Durchsichtig.
    »Äh«, sagte Johnny. Und dann: »Das verstehe ich nicht. Sie sind doch tot, oder? Eine Art… Gespenst?«
    »Gespenst?« sagte William Stickers wütend.
    »Na ja… dann eben Geist.«
    »So etwas gibt es nicht. Das ist ein Relikt aus einem veralteten Glaubenssystem.«
    »Äh, nur… Sie reden mit mir…«
    »Das ist ein vollkommen verständliches wissenschaftliches Phänomen«, erklärte William Stickers. »Laß niemals den Aberglauben deine vernünftigen Überlegungen beeinflussen, mein Junge. Es wird Zeit, daß die Menschheit alte kulturelle Überbleibsel beiseiteschiebt und in das helle Licht des Sozialismus tritt. Was für ein Jahr haben wir?«
    »1993«, sagte Johnny.
    »Ah! Und, haben die unterdrückten Massen sich erhoben und die kapitalistischen Tyrannen im Namen des glorreichen Kommunismus besiegt?«
    »Äh… wie bitte?« Johnny zögerte, dann fiel ihm vage etwas ein. »Sie
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