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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
Autoren: Terry Pratchett
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Gedanken gebracht.
    Er klopfte trotzdem noch mal.
    »Ja bitte?« sagte Stadtrat Thomas Bowler.
    »Äh… hah… Entschuldigung…«
    »Was willst du?«
    »Sind Sie
tot

    Der Stadtrat hob den Blick zu den Bronzelettern über der Tür.
    »Siehst du, was da oben steht?« sagte er.
    »Äh…«
    »Neunzehnhundertundsechs, steht da. Es war ein sehr schönes Begräbnis, hab ich mir sagen lassen. Ich selbst war nicht dabei.« Der Stadtrat überlegte. »Oder besser, ich war schon dabei, aber von meinem Posten aus konnte ich nichts sehen. Ich glaube, der Pfarrer hat eine sehr bewegende Predigt gehalten. Was war es gleich, was du wolltest?«
    »Äh…« Johnny sah sich hilflos um. »Was… äh… was bedeutet eigentlich Pro Bono Publico?«
    »Zum Wohl des Volkes«, erklärte der Stadtrat.
    »Oh. Na ja… danke.« Johnny wich zurück. »Ganz herzlichen Dank.«
    »War das alles?«
    »Äh… ja.«
    Der Stadtrat nickte traurig. »Ich hab mir schon gedacht, daß es nichts Wichtiges ist«, sagte er. »Ich hatte seit neunzehnhundertdreiundzwanzig keinen Besuch mehr. Und die hatten sich im Namen geirrt. Waren nicht mal verwandt mit mir. Und
Amerikaner.
Ach, na ja. Dann auf Wiedersehen.«
    Johnny zögerte. Ich könnte mich jetzt umdrehen, dachte er, und nach Hause gehen. Und wenn ich mich umdrehe, werde ich nie rausfinden, was als nächstes passiert. Ich werde weggehen und werde nie erfahren, warum es jetzt passiert ist und was als nächstes kommt. Ich werde weggehen und erwachsen werden und arbeiten gehen und heiraten und Kinder haben und Großvater werden und in Rente gehen und Kegeln und nach Sonnenblick kommen und den ganzen Tag fernsehen, bis ich sterbe, und ich werde es nie erfahren.
    Und er dachte: vielleicht bin ich schon gestorben. Vielleicht ist das alles schon geschehen, und gerade als ich sterben sollte, ist ein Engel vorbeigekommen und hat gesagt, hast du noch einen Wunsch? Und ich hab geantwortet, ja, ich würde gerne wissen, was passiert wäre, wenn ich nicht weggerannt wäre, und der Engel hat gesagt, o.k. du kannst noch mal zurückgehen. Und da bin ich, wieder hier. Ich darf jetzt nicht kneifen…
    Die Welt wartete.
    Johnny machte einen Schritt nach vorn.
    »Sie sind doch tot, oder?« fragte er vorsichtig.
    »O ja. Das gehört zu den Dingen, die man ganz sicher weiß.«
    »Sie sehen gar nicht tot aus. Ich meine, ich dachte… wissen Sie… Särge und so…«
    »O, das alles gibt es schon,« sagte der Stadtrat freundlich, »und das hier gibt es eben auch.«
    »Sie sind ein Gespenst?« Johnny war erleichtert. Mit einem Gespenst konnte er irgendwie zurechtkommen.
    »Ich hoffe doch, daß ich etwas mehr Stolz habe«, erwiderte der Stadtrat.
    »Mein Freund Wobbler wird total platt sein, wenn er Sie sieht«, sagte Johnny. Dann hatte er eine Idee: »Sie können nicht zufällig tanzen, oder?« fragte er.
    »Ich konnte mal ganz gut Walzer tanzen« meinte der Stadtrat.
    »Ich meine… in etwa… so«, sagte Johnny. Er ahmte, so gut er konnte, Michael Jacksons Tanzstil nach. »So in der Art, mit den Füßen«, sagte er entschuldigend.
    »Das sieht großartig aus«, meinte Stadtrat Tom Bowler.
    »Ja, und Sie müssen einen glitzernden Handschuh in der Hand tragen –«
    »Das ist also wichtig?«
    »O ja, und Sie müssen
›Auu!‹
sagen.«
    »Ich möchte annehmen, daß das jeder tun würde, der sich so bewegt«, sagte der Stadtrat.
    »Nein, ich meine mehr so
›Auuuui
ii
eah!‹,
mit…«
    Johnny hielt inne. Er bemerkte, daß er irgendwie vom Thema abgekommen war.
    »Aber…«, wandte er ein und blieb am Ende einer Furche im Kies stehen. »Ich verstehe nicht, wie Sie tot sein können und trotzdem hier rumlaufen und reden…«
    »Das ist wahrscheinlich alles wegen der Relativität«, sagte der Stadtrat und stakste den Kiesweg entlang. »Ungefähr so, meinst du?
Aua

    »Fast«, sagte Johnny. »Äh… Wie meinen Sie das mit der Relativität?«
    »Einstein kann das alles ziemlich gut erklären«, sagte der Stadtrat.
    »Was?
Albert
Einstein?«
    »Wer?«
    »Das war ein berühmter Wissenschaftler. Er… er hat die Lichtgeschwindigkeit und so erfunden.«
    »Tatsächlich? Nein, ich habe Solomon Einstein gemeint. Der war ein berühmter Tierpräparator aus der Cable Street. Hat tote Tiere ausgestopft, du weißt schon. Ich glaube, er hat eine Maschine erfunden, mit der man Glasaugen machen konnte. Ist neunzehnhundertzweiunddreißig von einem Automobil überfahren worden. Aber ein kluger Kopf, allemal!«
    »Das wußte ich gar nicht«, sagte
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