Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maxie und ein Fisch mit Fernweh

Maxie und ein Fisch mit Fernweh

Titel: Maxie und ein Fisch mit Fernweh
Autoren: Usch Luhn
Vom Netzwerk:
ihr Brötchen und spült mit Kakao nach.
    „Danke, Mamilein!“ Wir fallen unserer Mutter alle drei gleichzeitig um den Hals und schlabbern sie so glücklich ab wie Hundewelpen.
    Mir plumpsen eine Million Steine gleichzeitig vom Herzen, sodass ich direkt Angst bekomme, dass sie durch den Fußboden bis hinunter in den Keller donnern.
    „Mama ist echt cool“, sagt Kassia, als wir im Dauerlauf zur Schule hetzen, um vor dem letzten Gong anzukommen. Wir sind schon total spät dran und noch mehr Stress halte ich einfach nicht mehr aus.
    Jonas sitzt bereits auf seinem Platz, als ich an unseren Tisch hechle. Er lächelt mich erleichtert an. Vielleicht hat er befürchtet, dass unsere Mutter Hackfleisch aus mir macht, aber da kennt er Frau Doktor Klementine Buntschuh schlecht. Wir haben nun mal die allerbeste Mama auf der ganzen Welt. Da hat Kassia ausnahmsweise Recht.
    Erst auf den zweiten Blick bemerke ich, dass Jonas’ Augen so rot sind wie die eines Albinokaninchens. Besorgt schreibe ich ein großes Fragezeichen in mein Matheheft und schiebe es zu ihm hinüber, aber er schüttelt bloß den Kopf und guckt die ganze Mathedoppelstunde unentwegt zum Fenster raus.
    „Was ist los? Hat dein Vater dir doll die Hölle heißgemacht?“, frage ich besorgt, noch während es zur großen Pause klingelt. „Ist schon klar, wann du zu deiner Mama nach Amerika fliegen darfst? Na los, zeig mir schon dein Flugticket!“ Denn dass Sebastian Pfeffer nach meiner flammenden Rede gestern endlich kapiert hat, was Sache ist, und Jonas zurück zu seiner Mama schickt, ist meiner Meinung nach so klar wie Kloßbrühe.
    Jonas schüttelt den Kopf. „Aus meinem Abflug wird nichts“, sagt er mit kratziger Stimme. „Meine Eltern möchten beide, dass ich hierbleibe. Das heißt, meine Mutter will es eigentlich. Sie hat einen neuen Freund in Amerika und den möchte sie erst selbst richtig kennenlernen, bevor er mich kennenlernt. Mein Vater hat das schon eine Weile gewusst, aber nichts gesagt.“
    Mir bleibt die Spucke weg. „Das hat sich dein Vater doch bestimmt nur ausgedacht“, sage ich.
    Jonas schüttelt den Kopf. „Nee, hat er nicht. Ich habe heute Nacht ganz lange mit meiner Mama telefoniert. Es tut ihr leid, dass sie es mir nicht schon früher gesagt hat, aber sie wusste nicht genau wie.“
    Boah. Ich habe wieder einmal das Gefühl, dass ich jeden Augenblick platze.
    „Deine Eltern haben dich also beide angelogen?“, sage ich und trete zornig mit dem Fuß gegen das Tischbein. „Aua!“ Leider haue ich mir dabei das Knie an. Eine Weile sehe ich nur lila Sterne.
    In diesem Augenblick beschließe ich, dass ich mich auf keinen Fall bei Herrn Pfeffer entschuldige. Außer er entschuldigt sich auch bei mir. Und bei Jonas. Und bei dem armen Cäsar. Ach, und bei Mama sowieso. Und bestimmt gibt es noch eine Menge mehr Leute, bei denen er sich eigentlich auch entschuldigen müsste. Da bin ich mir ganz sicher.
    „Ich muss mal dringend an die frische Luft“, sage ich zu Jonas und zerre ihn mit mir auf den Schulhof. Schon wieder keine gute Idee. Ausgerechnet Herr Pfeffer hat nämlich Pausenaufsicht. Ich will gerade mit Jonas auf das Klettergerüst der Grundschule flüchten, da entdeckt sein Vater uns.
    „Maxie, kommst du bitte einen Augenblick zu mir!“
    Ich seufze tief und bremse resigniert ab. Flucht vor Lehrern ist leider ausgeschlossen.
    „Maxie!“, wiederholt Herr Pfeffer meinen Namen, als ich im Schneckentempo auf ihn zuschleiche. Richtig, das ist mein Name, Herr Pfefferkopf.

    „Guten Morgen, Herr Pfeffer!“, sage ich und versuche ihn möglichst entspannt anzugucken. Ich lasse mir doch von einem Kinderbelüger keine Angst einjagen.
    Er hat die gleichen Augen wie Jonas, stelle ich überrascht fest. Überhaupt sehen sich die beiden ziemlich ähnlich. Komisch, dass Jonas so nett ist und Herr Pfeffer gar nicht.
    „Maxie“, sagt Herr Pfeffer zum dritten Mal und räuspert sich. Irgendwie sitzen zurzeit wohl eine Menge Frösche in seinem Hals.
    „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe da wirklich eine Menge Durcheinander angestellt. Vielleicht kannst du das auch Kassia und Jule ausrichten? Und vor allem natürlich deiner Mutter, aber der sage ich das noch selbst. Wie geht es Cäsar? Ist er wieder auf dem Damm? Ach, Mensch. Ich bin wohl einem Haufen Leute auf die Zehen getreten. Ich weiß gar nicht, bei wem ich mich zuerst entschuldigen soll. Bei Jonas habe ich das schon. Aber er ist wohl noch eine ganze Weile sauer auf mich. Wäre ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher