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Max Weber (German Edition)

Max Weber (German Edition)

Titel: Max Weber (German Edition)
Autoren: Dirk Kaesler
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Webers
    Weber präzisierte sein Konzept einer «Verstehenden Soziologie», für die der Begriff des «Sinns» im Zentrum steht. Für seine Soziologie als einer empirischen Wissenschaft bedeutet Sinn entweder
    «a) der tatsächlich,
    α) in einem historisch gegebenen Fall von einem Handelnden oder
    ß) durchschnittlich und annähernd in einer gegebenen Masse von Fällen von Handelnden oder
    b) in einem begrifflich konstruierten reinen Typus von dem oder den als Typus gedachten Handelnden subjektiv gemeinte Sinn.»
    Für eine «typenbildende wissenschaftliche Betrachtung» forderte Weber die Erforschung der rational verständlichen, d.h. der «unmittelbar und eindeutig intellektuell sinnhaft» erfassbaren Anteile des zu untersuchenden Handelns. Dabei wird ein konstruierter rein zweckrationaler Verlauf des Handelns unterstellt, d.h., es wird danach gefragt, «wie ohne Beeinflussung durch irrationale Affekte das Handeln abgelaufen wäre, und dann werden jene irrationalen Komponenten als ‹Störungen› eingetragen. […] Die Konstruktion eines streng zweckrationalen Handelns also dient […] der Soziologie […] als Typus (‹Idealtypus›), um das reale, durch Irrationalitäten aller Art (Affekte, Irrtümer) beeinflußte Handeln als ‹Abweichung› von dem bei rein rationalem Verhalten zu gegenwärtigenden Verlaufe zu verstehen.» Aus diesem methodischen «Zweckmäßigkeitsgrunde» bekannte Weber sich selbst zu einer «rationalistischen» Methode, wobei er dies nicht als «rationalistisches Vorurteil» verstanden wissen wollte, «sondern nur als methodisches Mittel», das «also nicht etwa zu dem Glauben an die tatsächliche Vorherrschaft des Rationalen über das Leben umgedeutet werden» sollte.
    Wenn der «Sinn» die entscheidende Kategorie des Weberschen Handlungsbegriffs darstellt, muss geklärt werden, wie man sich diesem «Sinn» nähern kann, was Weber zum Konzept des «Verstehens» führt. Da der «gemeinte Sinn» eines Handelns «verstanden» werden soll, entspricht die Differenzierung des Verstehens exakt der des Sinns. «Verstehen» bedeutet demnach «deutende Erfassung
    a) des im Einzelfall real gemeinten […] oder
    b) des durchschnittlich und annäherungsweise gemeinten […] oder
    c) des für den reinen Typus (Idealtypus) einer häufigen Erscheinung wissenschaftlich zu konstruierenden (‹idealtypischen›) Sinnes oder Sinnzusammenhangs.»
    Wiederum war es die Konstruiertheit dieses Verstehens, auf die Weber nachdrücklich hinwies: «Solche idealtypischen Konstruktionen […] stellen dar, wie ein bestimmt geartetes, menschliches Handeln ablaufen würde, wenn es streng zweckrational, durch Irrtum und Affekte ungestört, und wenn es ferner ganz eindeutig nur an einem Zweck […] orientiert wäre. Das reale Handeln verläuft nur in seltenen Fällen […] und auch dann nur annäherungsweise so, wie im Idealtypus konstruiert.» Nicht nur, dass den Handelnden die «Motive» ihres Handelns oft selbst nicht bewusst bzw. durch andere «verdrängt» sind, sondern auch die Tatsache, dass hinter – von «außen» als gleich oder ähnlich beurteilten – Handlungen höchst verschiedene Sinnzusammenhänge liegen können, macht die Konstruktion eines ganz bestimmten Sinnzusammenhanges zu einem «unsicheren Mittel des ‹gedanklichen Experiments›».
    Als «Motiv» eines Handelns bezeichnete Weber einen «Sinnzusammenhang, welcher den Handelnden selbst oder den Beobachtenden als sinnhafter ‹Grund› eines Verhaltens erscheint». Das Ziel der Weber’schen Soziologie sollte es sein, zu «verstehenden» und dadurch zu «erklärenden» Aussagen zu gelangen, die zudem mit Wahrscheinlichkeitsangaben präzisiert werden sollten: «Nur solche statistische Regelmäßigkeiten, welche einem verständlichen gemeinten Sinn eines sozialen Handelns entsprechen, sind […] verständliche Handlungstypen, also: ‹soziologische Regeln›. Nur solche rationalen Konstruktionen eines sinnhaft verständlichen Handelns sind soziologische Typen realen Geschehens, welche in der Realität wenigstens in irgendeiner Annäherung beobachtet werden können.»
    Da der Objektbereich der Soziologie Webers auf das «Soziale Handeln» eingegrenzt wurde, erscheint als primärer Träger des «Handelns» stets der einzelne Mensch: «Handeln im Sinn sinnhaft verständlicher Orientierung des eigenen Verhaltens gibt es für uns stets nur als Verhalten von einer oder mehreren einzelnen Personen.» Für Max Weber ging es, gerade bei der Untersuchung von
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