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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater
Autoren: Terry Pratchett
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Bürgermeister zum Fenster trug und auf dem Fensterbrett absetzte.
    »Siehst du den Fluss?«, fragte der Bürgermeister. »Siehst du die Häuser? Siehst du die Leute auf den Straßen? Ich muss dafür sorgen, dass alles funktioniert. Abgesehen vom Fluss, der funktioniert von allein. Und jedes Jahr stellt sich heraus, dass ich die Leute nicht genug verärgert habe, dass sie jemand anders zum Bürgermeister wählen, was bedeutet, dass ich mich erneut um alles kümmern muss. Die ganze Sache ist weitaus komplizierter, als ich zu Anfang dachte.«
    »Was, auch für dich? Aber du bist ein Mensch!«, entfuhr es Sonnenbraun verblüfft.
    »Ha! Glaubst du, das macht es einfacher? Ich dachte, Ratten sind wild und frei!«
»Ha!«, sagte Sonnenbraun.
    Sie blickten beide aus dem Fenster. Keith und Malizia gingen unten über den Platz, in ein Gespräch vertieft.
    »Du könntest einen kleinen Schreibtisch hier in meinem Büro bekommen, wenn du möchtest«, sagte der Bürgermeister nach einer Weile.
    »Nein danke, ich bleibe lieber in den Tunneln«, erwiderte Sonnenbraun und straffte die Gestalt. »Kleine Schreibtische sind mir ein wenig zu sehr Herr Schlappohr .«
    Der Bürgermeister seufzte. »Ja, das stimmt vielleicht. Äh…« Er sah aus, als wollte er Sonnenbraun ein peinliches Geheimnis anvertrauen, und in gewisser Weise war das auch der Fall. »Aber als Kind haben mir diese Bücher sehr gefallen. Ich wusste natürlich, dass alles Unsinn war, doch ich stellte mir vor…«
    »Ja, ja«, sagte Sonnenbraun. »Aber das Kaninchen war dumm. Wer glaubt an sprechende Kaninchen?«
    »Oh, ja. Das Kaninchen habe ich nie gemocht, aber die anderen fand ich ganz nett. Rupert Ratte und Ferdinand Fasan und Ollie die Schlange…«
    »Oh, ich bitte dich«, sagte Sonnenbraun. »Er trug Kragen und
    Krawatte!«
»Na und?«
»Wie hielt das an ihm? Eine Schlange ist röhrenförmig!«
»So habe ich nie darüber nachgedacht«, sagte der Bürgermeister. »Ja,
    dumm. Die Schlange würde einfach herauskriechen.«
»Und Westen an Ratten funktionieren nicht.«
»Nein?«
»Nein«, sagte Sonnenbraun. »Ich hab’s ausprobiert. Werkzeuggürtel
    sind in Ordnung, aber keine Westen. Gefährliche Bohnen hat sich deshalb sehr aufgeregt. Aber ich erklärte ihm, das man praktisch denken muss.«
    »Wie ich immer meiner Tochter sage: Geschichten sind nur Geschichten«, erwiderte der Bürgermeister. »Das Leben ist auch so schon kompliziert genug. Wir müssen für die reale Welt planen. Es gibt keinen Platz für das Fantastische.«
    »Genau«, sagte die Ratte.
    Ein Mann malte mit großer Sorgfalt ein kleines Bild unter das Straßenschild mit der Aufschrift »Flussstraße«. Es befand sich dicht über dem Pflaster, und der Mann musste sich bücken, um zu malen. Immer wieder blickte er auf einen Zettel in seiner Hand. Das Bild sah so aus:

    Keith lachte.
»Was findest du komisch?«, fragte Malizia.
»Das ist ein Wort im Rattenalphabet«, erklärte Keith. »Sieh nur: Wasser
    + Schnell + Steine. Die Straße hat ein Kopfsteinpflaster, und das sind Steine für Ratten. Das Bild bedeutet ›Flussstraße‹.«
    »Straßenschilder in beiden Sprachen, Paragraph 193«, sagte Malizia. »Das geht schnell. Man hat sich erst vor zwei Stunden darauf geeinigt. Bedeutet das auch, dass es an den Rattentunneln kleine Schilder in Menschensprache geben wird?«
    »Hoffentlich nicht«, entgegnete Keith.
»Warum nicht?«
»Ratten markieren ihre Tunnel, indem sie in ihnen pinkeln.«
    Es beeindruckte ihn, dass Malizias Gesichtsausdruck unverändert blieb. »Ich schätze, wir müssen uns alle an eine neue Denkweise gewöhnen«, sagte sie nachdenklich. »Das mit Maurice fand ich seltsam. Ich meine, nachdem ihn mein Vater darauf hingewiesen hat, in der Stadt gäbe es viele nette alte Frauen, die bereit wären, ihn bei sich aufzunehmen.«
    »Es erschien dir sonderbar, dass er antwortete, es würde überhaupt keinen Spaß machen, es auf diese Weise zu erreichen?«, fragte Keith. »Ja. Was bedeutet das?«
»Ich schätze, es bedeutet, dass er Maurice ist«, sagte Keith. »Ich glaube,
    er hat sich großartig amüsiert, als er auf dem Tisch auf und ab ging und alle herumkommandierte. Er meinte sogar, die Ratten könnten das Geld behalten! Angeblich hat ihm eine kleine Stimme in seinem Kopf zugeflüstert, dass es in Wirklichkeit ihnen gehörte!«
    Malizia schien eine Zeit lang darüber nachzudenken, und dann fragte sie, als wäre es eigentlich nicht sehr wichtig: »Und du, äh, bleibst hier, ja?«
    »Paragraph
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