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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater
Autoren: Terry Pratchett
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mm, ebenfalls eine Ratte?«
»Ja. Ich heiße Nahrhaft. Wir sind hier, um mit den Menschen zu reden. Damit all der Ärger aufhört.«
    Herr Schlummer starrte auf die Ratte hinab. Dann blickte er über den Tisch zu Sardinen, der den Hut hob. Dann blickte er zum Bürgermeister, der nickte. Anschließend machte sein Blick erneut die Runde, und seine Lippen bewegten sich in dem Versuch, alles zu verstehen.
    »Ihr alle sprecht?«, fragte er.
»Ja«, bestätigte Nahrhaft.
»Aber… wer hört zu?«, fragte Herr Schlummer.
»Früher oder später klappt das auch«, sagte Maurice.
Herr Schlummer starrte ihn an. »Bist du eine Katze?«, fragte er. »Ja«, antwortete Maurice.
Herr Schlummer verdaute diesen Hinweis langsam. »Ich dachte, wir
    töten Ratten«, sagte er und schien in diesem Punkt nicht mehr ganz sicher zu sein.
»Ja, früher, aber dies ist die Zukunft«, erwiderte Maurice.
    »Tatsächlich?«, murmelte Herr Schlummer. »Hab mich immer gefragt, wann es so weit sein würde. Na gut. Auch Katzen sprechen jetzt? Bravo! Man muss, mm, mit den Dingen gehen, die… sich bewegen, ganz klar. Äh, bitte weck mich, wenn man den, mm, Tee serviert, Mieze.«
    »Äh… wer älter als zehn ist, darf Katzen nicht ›Mieze‹ nennen«, sagte Nahrhaft.
    »Paragraph 19b«, sagte Maurice mit fester Stimme. »›Niemand darf Katzen mit dummen Namen ansprechen, es sei denn, sie bekommen unverzüglich eine Mahlzeit.‹ Das ist mein Paragraph.«
    »Wirklich?«, erwiderte Herr Schlummer. »Meine Güte, die Zukunft ist seltsam. Ich schätze, es muss alles geregelt werden…«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, und nach einer Weile begann er zu schnarchen.
    Um ihn herum gingen die Diskussionen weiter. Viele Leute sprachen. Einige hörten zu. Gelegentlich kam man überein und ging zum nächsten Punkt über, um dann wieder zu streiten. Aber die Papierstapel auf dem Tisch wurden größer und größer, sahen immer offizieller aus.
    Sonnenbraun zwang sich, wieder wach zu werden, und er fühlte sich beobachtet. Der Bürgermeister am anderen Ende des Tisches bedachte ihn mit einem langen, nachdenklichen Blick.
    Während er zu ihm sah, beugte sich der Mann zur Seite und richtete einige Worte an einen Sekretär, der nickte, am Tisch entlangging und sich Sonnenbraun näherte.
    »Verstehst… du… mich?«, fragte er und sprach jedes einzelne Wort besonders deutlich aus.
»Ja… weil… ich… nicht… dumm… bin«, erwiderte Sonnenbraun.
    »Der Bürgermeister lädt dich zu einem Gespräch in sein Büro ein«, sagte der Sekretär. »Die Tür dort drüben. Ich könnte dir hinunterhelfen, wenn du möchtest.«
    »Ich könnte dir in den Finger beißen, wenn du möchtest«, erwiderte Sonnenbraun. Der Bürgermeister ging bereits fort. Sonnenbraun kletterte am Tischbein hinab und folgte ihm. Niemand schenkte ihnen Beachtung.
    Der Bürgermeister wartete, bis Sonnenbrauns Schwanz aus dem Weg war, bevor er die Tür schloss.
    Der Raum war klein und nicht aufgeräumt. Papier lag überall dort, wo es Platz dafür gab. Bücherregale zogen sich an mehreren Wänden entlang. Weitere Bücher und noch mehr Papier waren oben zwischen Bücher und Regale geklemmt.
    Der Bürgermeister schob sich vorsichtig durch das Durcheinander, nahm auf einem großen, alten Drehstuhl Platz und sah zu Sonnenbraun. »Ich möchte vermeiden, dass es zu Missverständnissen kommt, deshalb halte ich es für besser, wenn wir beide ein… persönliches Gespräch führen«, sagte er. »Kann ich dich hochheben? Ich meine, wir können leichter miteinander reden, wenn du auf meinem Schreibtisch sitzt…«
    »Nein«, sagte Sonnenbraun. »Und wir können leichter miteinander reden, wenn du flach auf dem Boden liegst.« Er seufzte, zu müde für solche Spiele. »Wenn du deine Hand flach auf den Boden legst – dann trete ich darauf, und du kannst mich hochheben. Aber wenn du irgendetwas Scheußliches versuchst, beiße ich dir den Daumen ab.«
    Der Bürgermeister hob ihn mit großer Vorsicht hoch. Sonnenbraun sprang in das Chaos aus Papieren, leeren Teetassen und alten Stiften auf dem rissigen Leder. Von dort aus blickte er zu dem verlegenen Mann empor.
    »Ah… hast du es in deinem Amt ebenfalls mit so viel Papierkram zu tun?«, fragte der Bürgermeister.
»Pfirsiche schreibt Dinge auf«, erwiderte Sonnenbraun schlicht.
    »Das ist die kleine Rattenfrau, die immer hustet, bevor sie spricht, nicht wahr?«, fragte der Bürgermeister.
»Ja.«
    »Sie ist sehr… präzise«, sagte der Bürgermeister, und
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