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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater
Autoren: Terry Pratchett
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9, Rattenpfeifer der Stadt«, sagte Keith. »Ich bekomme einen offiziellen Anzug, den ich mit niemandem teilen muss, und einen Hut mit Feder und eine Flötenzulage.«
    »Das ist sehr, äh, schön«, sagte Malizia. »Äh…«
»Ja?«
    »Als ich dir sagte, ich hätte zwei Schwestern, nun, äh, das stimmt nicht ganz. Äh… es war natürlich keine Lüge, ich habe die Wirklichkeit nur ein wenig… ausgeschmückt.«
    »Ja…«
    »Ich meine, es entspräche mehr der Wahrheit zu sagen, dass ich eigentlich gar keine Schwestern habe.«
»Ah«, erwiderte Keith.
    »Aber ich habe natürlich Millionen von Freunden«, fuhr Malizia fort. Sie wirkte sehr elend, fand Keith.
»Das ist erstaunlich«, sagte er. »Die meisten Leute haben nur einige Dutzend.«
»Millionen«, wiederholte Malizia. »Aber natürlich gibt es immer Platz für einen weiteren.«
»Gut«, sagte Keith.
»Und dann, äh, wäre da noch Paragraph 5«, fügte Malizia ein wenig nervös hinzu.
»Oh, ja«, sagte Keith. »Der hat alle verwirrt. ›Tee mit Cremebrötchen und allem Drum und Dran und eine Medaille‹, nicht wahr?« »Ja«, bestätigte Malizia. »Andernfalls wäre es kein richtiges Ende.
    Leistest du mir beim Tee Gesellschaft?«
Es gibt eine Stadt in Überwald, in der bei jeder vollen Viertelstunde Ratten aus dem Uhrturm kommen und die Glocken schlagen.
    Und die Leute sehen dabei zu und jubeln und kaufen handgenagte Becher, Teller, Löffel, Kuckucksuhren und andere Dinge, die nur dazu da sind, gekauft und nach Hause getragen zu werden. Und sie besuchen das Rattenmuseum, essen Rattenburger (garantiert ohne Ratten), kaufen Rattenohren, die man aufsetzen kann, und Bücher mit Rattengedichten in der Rattensprache, und sie sagen »Wie seltsam«, wenn sie die Straßenschilder auf Rattisch sehen, und sie wundern sich darüber, dass alles so sauber ist…
    Und einmal am Tag spielt der recht junge Rattenpfeifer der Stadt auf seiner Flöte, und die Ratten tanzen zur Musik, für gewöhnlich in einer Cancan-Reihe. Ihr Auftritt ist sehr beliebt. An besonderen Tagen veranstaltet eine kleine stepptanzende Ratte große Tanzshows mit Hunderten von Ratten, die Pailletten tragen, und Wasserballette im Brunnen.
    Und es gibt Vorträge über die Rattensteuer und die Funktionsweise des ganzen Systems und über die Stadt der Ratten unter der Stadt der Menschen. Man weist darauf hin, dass die Ratten freien Zugang zur Bibliothek haben und manchmal ihre jungen Ratten zur Schule schicken. Und alle sagen: »Wie perfekt, wie gut organisiert, wie erstaunlich .«
    Und dann kehren die Besucher in ihre eigenen Städte zurück und stellen Rattenfallen auf und streuen Gift aus, denn die Denkweise mancher Leute kann man nicht einmal mit dem Kriegsbeil verändern. Doch einige von ihnen sehen die Welt als einen anderen Ort.
    Es ist nicht perfekt, aber es funktioniert. Bei Geschichten kommt es darauf an, diejenigen zu wählen, die überdauern.
    Weit stromabwärts sprang ein ansehnlicher Kater, der nur noch einige kahle Stellen in seinem Fell hatte, von einem Kahn, schlenderte über den Kai und erreichte eine große, wohlhabende Stadt. Er verbrachte einige Tage damit, die einheimischen Kater zu verprügeln, ein Gefühl für den Ort zu bekommen und einfach nur dazusitzen und zu beobachten.
    Schließlich sah er, wonach er gesucht hatte, und folgte jemandem, der die Stadt verließ. Der junge Bursche trug einen Stock über der Schulter, mit einem verknoteten Taschentuch am Ende. Es war genau die Art von Taschentuch, in denen einsame Wanderer in Geschichten ihre wenigen Habseligkeiten tragen. Der Kater lächelte vor sich hin. Wenn man die Träume der Menschen kannte, so konnte man sie lenken.
    Der Kater folgte dem Jungen bis zum ersten Meilenstein an der Straße. Dort machte der Junge Rast und hörte:
»He, dumm aussehender Junge! Möchtest du Oberbürgermeister werden? Nein, hier unten, Junge…«
    Denn manche Geschichten gehen zu Ende, aber alte Geschichten gehen immer weiter, und man muss zur Musik tanzen, wenn man vorn bleiben will.

Hinweis des Autors
    Ich glaube, während der letzten Monate habe ich mehr über Ratten gelesen, als gut für mich ist. Die meisten wahren Dinge – oder zumindest die Dinge, die man für wahr hält – sind so unglaublich, dass ich sie nicht erwähnt habe. Die Leser hätten sie vermutlich für erfunden gehalten.
    Es ist bekannt, dass Ratten mit der Methode, die Sonnenbraun beim armen Schnappi anwendete, aus Rattengruben entkamen. Wenn Sie das bezweifeln, so verweise ich
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