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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater
Autoren: Terry Pratchett
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über den Platz – und blieb dann so plötzlich stehen,
dass der Junge fast gegen ihn gestoßen wäre.
»Huch, da kommt noch mehr Regierung«, sagte er. »Und diese
Burschen kennen wir, nicht wahr…?«
Der Junge kannte sie tatsächlich. Es waren zwei Rattenfänger. Selbst
hier trugen sie die langen, staubigen Mäntel und verbeulten Zylinder
ihres Standes. Jeder von ihnen hatte sich eine Stange über die Schulter
gelegt, und daran baumelten Fallen verschiedener Art.
An der anderen Schulter hing ein großer Sack von der Art, in die man
nicht hineinsehen wollte. Und jeder Mann hatte einen Terrier an einer
Leine. Es waren magere, streitlustige Hunde, und sie knurrten Maurice an,
als sie vorbeigeführt wurden.
Die in der Schlange wartenden Menschen jubelten, als sich die beiden
Rattenfänger näherten und dabei jeweils auf eine Hand voll von etwas
zeigten, das für Maurice wie schwarze Schnüre aussah.
»Zweihundert heute!«, rief ein Rattenfänger.
Einer der beiden Terrier lief auf Maurice zu und zerrte an seiner Leine.
Die Katze rührte sich nicht von der Stelle. Vermutlich hörte nur der
dumm aussehende Junge, wie sie sagte: »Bei Fuß, Flohsack! Böser
Hund!«
Das Gesicht des Terriers verzerrte sich und zeigte den schrecklich
besorgten Ausdruck eines Hundes, der versuchte, zwei verschiedene
Gedanken gleichzeitig zu denken. Er wusste, dass Katzen nicht sprechen
sollten, doch diese Katze hatte gerade gesprochen. Woraus sich ein
grässliches Problem ergab. Der Hund setze sich umständlich und jaulte. Maurice putzte sich, was auf eine tödliche Beleidigung hinauslief. Der Rattenfänger ärgerte sich über die Feigheit seines Terriers und zog
ihn fort. Dabei fielen einige der schwarzen Schnüre zu Boden. »Rattenschwänze!« sagte der Junge. »Die Leute hier müssen wirklich ein
Problem haben!«
»Ein größeres, als du glaubst«, sagte Maurice und starrte auf die
Schwänze hinab. »Heb sie auf, wenn niemand hinsieht.«
Der Junge wartete, bis die Leute nicht mehr in ihre Richtung sahen,
dann bückte er sich. Als seine Finger nach dem Schwanzbündel tasteten,
trat ein großer schwarzer Stiefel darauf.
»Die solltest du besser nicht berühren, junger Herr«, erklang eine
Stimme von oben. »Von Ratten kann man die Pest kriegen. Dann
explodieren einem die Beine.« Die Worte stammten von einem der
beiden Rattenfänger. Er bedachte den Jungen mit einem breiten Lächeln,
das allerdings nicht sehr freundlich wirkte und nach Bier roch. »Ja, das stimmt, junger Herr, und dann läuft einem das Gehirn aus der
Nase«, sagte der andere Rattenfänger und trat von hinten an den Jungen
heran. »Du würdest es nicht wagen, dein Taschentuch zu benutzen, wenn
du die Pest hättest, junger Herr.«
»Da hat mein Kollege völlig Recht, junger Herr«, sagte der erste
Rattenfänger und atmete dem Jungen noch mehr Bierdunst ins Gesicht. »Und eigentlich kannst du dein Taschentuch gar nicht mehr benutzen,
junger Herr«, sagte Rattenfänger 1. »Denn wenn du die Pest hast, fallen
dir die Finger ab…«
» Deine Beine sind nicht explodiert«, erwiderte der Junge. Maurice
stöhnte leise. Es war nie eine gute Idee, dem Geruch von Bier gegenüber
vorlaut zu sein. Doch die Rattenfänger hatten das Stadium erreicht, in
dem sie entgegen aller Vernunft glaubten, komisch zu sein. »Nun, junger Herr, das liegt daran, dass man bei Lektion eins der
Rattenfängergilde lernt, die eigenen Beine nicht explodieren zu lassen«,
sagte Rattenfänger 1.
»Was eine gute Sache ist, denn Lektion zwei findet eine Treppe höher
statt«, fügte Rattenfänger 2 hinzu. »Ich bin vielleicht einer, was, junger
Herr?«
Der andere Rattenfänger griff nach dem Bündel aus schwarzen
Schnüren, und sein Lächeln verblasste, als er auf den Jungen hinabblickte.
»Ich sehe dich zum ersten Mal, Junge«, sagte er. »Und ich rate dir: Lass dir
nichts zuschulden kommen, und sag niemandem etwas. Kein Wort.
Verstanden?«
Der Junge öffnete den Mund und schloss ihn sofort wieder. Der
Rattenfänger lächelte wieder sein scheußliches Lächeln.
»Ah, du lernst schnell, junger Herr«, sagte er. »Vielleicht sehen wir uns
bald wieder, hm?«
»Ich wette, du möchtest Rattenfänger werden, wenn du groß bist,
junger Herr«, sagte Rattenfänger 2 und klopfte dem Jungen zu fest auf
den Rücken.
Der Junge nickte. Das schien ihm das Beste zu sein. Rattenfänger 1
bückte sich, bis nur noch wenige Zentimeter seine rote, pockennarbige
Nase von dem Gesicht des Jungen trennten.
» Wenn du groß wirst, junger
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