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Maskerade der Liebe

Titel: Maskerade der Liebe
Autoren: Deborah Martin
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Situation hatte falsch deuten können. Zweifelsohne war er schon oft von törichten Frauen verfolgt worden, die sich einen reichen Earl hatten angeln wollen. Wie konnte sie einem Mann, der so wohlhabend und mächtig wie er war, vorwerfen, vorsichtig zu sein? Zumindest musste sie ihm nun ihr Gesicht zeigen.
    Falls sie imstande war, die Bänder zu lösen! Sie waren so verknotet und eng gebunden, dass sie die Maske nicht einmal über den Kopf ziehen konnte. Sonst würde ihre Frisur durcheinander geraten, was keinesfalls geschehen durfte, wenn sie noch einmal auf dem Ball erscheinen wollte. „Es tut mir Leid, aber ich schaffe es nicht, sie abzunehmen.“ „Erlauben Sie mir, Ihnen zu helfen.“ Trotz seiner langen Beine glitt er geschmeidig auf den Sitz neben ihr. „Beugen Sie sich nach vorn.“
    Sie zögerte. Die Vorstellung, dass er mit seinen Fingern ihr Haar berühren würde, ließ sie unruhig werden. Eine innere Stimme warnte sie, dass es gefährlich werden könnte, diesen Mann zu nahe an sich heranzulassen.
    Andererseits schien er sich nicht für sie als Frau zu interessieren. Er hatte sich sogar entsetzt gezeigt, als er erfahren hatte, dass sie noch Jungfrau war. Warum sollte sie es ihm also nicht gestatten?
    „Nun gut“, sagte sie möglichst ruhig.
    Vorsichtig begann er, den Knoten zu lösen.
    Sie wagte kaum, sich zu rühren, und hielt den Atem an. Noch nie war sie einem Mann so nahe gekommen. Jede seiner Bewegungen weckte ihre Sinne: Sie fühlte seine Unterarme auf ihrem Rücken, das Spiel seiner festen Muskeln, während er mit dem Knoten beschäftigt war, spürte seinen warmen Atem in ihrem Nacken, den Druck seiner kräftigen Schenkel an ihren Beinen . . .
    Ihr Blut geriet in Wallung. Die langen Jahre der Krankheit ihrer Mutter und dann das Trauerjahr hatten sie davon abgehalten, sich um Verehrer zu kümmern. In Willow Crossing lebten sowieso nicht viele passende Männer, doch vielleicht hätte sie jemand gefunden, wenn sie nicht so sehr in der Pflege ihrer kranken Mutter aufgegangen wäre.
    Nun war sie tot, sie, Emily, war zweiundzwanzig Jahre alt und hatte nur noch ihren Vater. Da auch dieser oft abwesend war und sie kaum die Möglichkeit hatte, andere Menschen zu treffen, fühlte sie sich oft allein. Doch sie hatte versucht, sich durch Hausarbeit abzulenken. Und es war ihr gelungen, gewisse Wünsche zu unterdrücken.
    Bis heute Abend. Der Mann neben ihr würde selbst eine Nonne dazu verführen, sich nach einem männlichen Gefährten zu sehnen. Beunruhigt warf sie einen Blick aus dem Fenster der Kutsche, doch dadurch wurde ihr die Gegenwart des Earl of Blackmore nur noch bewusster. Draußen zirpten die Grillen, und der Schrei einer Eule war zu hören.
    Auf einmal löste sich die Maske. „Bitte schön“, sagte er rau, als er sie in ihren Schoß gleiten ließ.
    „Danke.“ Rasch glitt sie zum anderen Ende der Sitzbank. Ihre Anwesenheit mochte keine Wirkung bei ihm hervorrufen, doch seine Nähe verwirrte sie. In diesem Gefährt schien er ihr größer als in Wirklichkeit. Sie drückte sich in die Ecke und hob den Kopf, um ihn anzusehen.
    Oh, das war ein Fehler! Der Mond, der gerade hinter einer Wolke auftauchte, schien durch das Fenster in die Kutsche und ermöglichte es ihr so, den Earl zum ersten Mal an diesem Abend genau zu betrachten.
    Gut aussehend? Hatte Sophie ihn wirklich mit diesem harmlosen Wort geschildert?
    Eindrucksvoll, einschüchternd, überwältigend . . . All das war er und noch vieles mehr.
    Es war verblüffend, wie viel eine Maske und die Dunkelheit verbergen konnten. Er und Lawrence mochten zwar die gleiche Haarfarbe und eine ähnliche Figur haben, aber sonst hatten sie nichts gemeinsam. Lawrence hatte einen breiten Nasenrücken, und seine Augen hatten ein helles Braun. Dagegen besaß Lord Blackmore eine schärfer geschnittene Nase und beinahe schwarze Augen. Lawrences Wangen waren gewöhnlich blass, außer wenn er errötete. Und das geschah nicht allzu selten. Lord Blackmore lief gewiss niemals rot an, davon war sie überzeugt.
    Doch mit seinem Blick, der über ihr Gesicht glitt, als wolle er sich jede Einzelheit einprägen, brachte er sie nun zum Erröten. Es tat ihr bereits Leid, die Maske abgenommen zu haben. Denn mit einem Mal fühlte sie sich ihm so ausgeliefert.
    „Es ist schwierig, in diesem Licht genau zu sehen. Aber Sie sehen nicht wie die Tochter eines Pfarrers aus. “ Als sie die Stirn runzelte, da sie glaubte, dass er sie wieder einer Lüge bezichtigte, fügte er eilig
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