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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: F Schmöe
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finden Sie schon. Kein sehr repräsentatives Gebäude. Schauen Sie vorbei? Dann rufe ich Milo an und sage ihm, dass Sie kommen.«
    Katinka verabschiedete sich und packte ihr Notizbuch in ihren Rucksack. Wenn sie nicht einmal eine Adresse fände, würde sie als Detektivin tatsächlich wenig taugen. Sie aktivierte den Anrufbeantworter, stellte die schmutzige Teetasse ins Spülbecken und schloss die Tür hinter sich ab.
    Selbständig zu sein war immer ihr Traum gewesen, wegzukommen von Gremien und Kommissionssitzungen das vorderste Ziel, um ihre noch funktionstüchtigen Nerven zu retten. Katinka Palfy – private Ermittlungen stand auf einem simplen Computerausdruck, den Tom für sie ins Fenster geklebt hatte. Nun war sie also auf dem Weg zu ihrem ersten Auftrag – so es denn einer werden sollte. Während sie ihr Rad schnappte, fragte sie sich, warum der berühmte Romanist ausgerechnet an der Weide ein abgelegenes Domizil bezogen hatte, und nicht in den viel zentraler gelegenen, schön hergerichteten Gebäuden, die an die Austraße oder den Heumarkt angrenzten. Sie schob das Rad die Hasengasse hinunter durch das Tor, warf einen kurzen Blick auf das Hasenwappen links oben an der Mauer und schwang sich auf den Sattel.
    Fünf Minuten später stand sie vor dem Universitätsgebäude Weide 18. Graugesichtig lag es gegenüber einer kleinen Grünanlage mit Spielplatz. Neben der breiten Eingangstür führte ein Tor auf einen schmuddeligen Hinterhof, auf dem einige Autos parkten. Was vom Asphalt zu sehen war, wirkte desolat, aufgesprungen, kaputt. Einige Fliederbüsche trotzten der Tristesse und schickten sich an, zu blühen. Die Atmosphäre erschien Katinka ganz und gar nicht akademisch. Sie schloss ihr Rad ab und stieß die Tür auf. Ein muffiger Geruch empfing sie in dem halbdunklen Treppenhaus. Hier wurde offensichtlich wenig geputzt und wenig gelüftet. Sie gab sich alle Mühe, die eigenartige Beklemmung abzuschütteln, die sie erfasste, als sie die Stufen in den ersten Stock hinaufstieg. Auf dem oberen Treppenabsatz blieb sie unvermittelt stehen.
    Hier herrschte ein ganz anderes Klima als zwanzig Stufen weiter unten. Die Fenster waren auf Hochglanz geputzt, und saubere, hauchfeine Gardinen verschleierten den Blick auf die Fliederbüsche im Hof. Der Boden war gewienert worden, Katinka grinste ihrem Spiegelbild unter sich zu. In modernen Rahmen hingen Drucke an den Wänden – alle stellten irgendwelche verfremdeten Schriftzüge dar, französische und lateinische Wörter, die kalligraphisch verzerrt wurden oder sich ins Unendliche wiederholten. Ein Schwarzes Brett nahm die eine Seite des Korridors fast völlig ein. Ganz anders als die sonstigen Korkwände an der Uni hingen hier keine ausgebleichten Fresszettel von verzweifelten Zimmersuchern, sondern ordentliche Computerausdrucke mit den Ergebnissen von Prüfungen, Vortragsankündigungen und Hinweise auf Raumänderungen im Sommersemester.
    Fünf Türen gingen von dem Korridor ab, und alle waren sie sperrangelweit geöffnet. Katinka ging einfach auf die mittlere Tür zu und klopfte an den Rahmen. In einem recht kleinen Raum saß eine Dame an einem Computer und tippte energisch.
    »Morgen«, sagte Katinka.
    »Sie wünschen?« Die Sekretärin drehte sich halbherzig in ihrem Schreibtischstuhl zur Tür und signalisierte durch permanente rückwärtsgewandte Blicke auf ihren Bildschirm, dass sie sich ungern stören ließ.
    Katinka zog aus der Brusttasche ihrer Jacke ihre Karte und legte sie auf die Computertastatur. »Palfy, private Ermittlungen. Melden Sie mich bei Herrn Laubach an?«
    »Der Herr Professor Laubach hat gerade noch eine Besprechung. Heute ist nämlich unser Jour Fixe.«
    Katinka zuckte die Achseln.
    »Ich habe nicht viel Zeit. Soweit ich weiß, liest Herr Laubach«, sie ließ absichtlich das Professor weg, »donnerstags und freitags. Es wäre nett, wenn Sie trotz Jour Fixe mal b escheid geben könnten. Sagen Sie Grüße von Professor von Recken.«
    Die Sekretärin erhob sich etwas steif, mühte ein Lächeln auf ihre rotgeschminkten Lippen und sagte gezwungen geduldig:
    »Ich will sehen, was ich tun kann.«
    Katinka studierte das Namensschild neben der Tür. Anna-Beata Först, Sekretariat , stand darauf. Und in kleineren Buchstaben: Scheinausgabe nur freitags, 10 bis 11 Uhr . Donnerwetter, dachte Katinka, und lehnte sich an den Türrahmen. Die armen Studenten. Sie beobachtete, wie Frau Först zu dem hintersten Zimmer auf der rechten Seite ging und an die offene Tür
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