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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Mara Lang
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übereinstimmte. Seine eigenwilligen Entgegnungen brachten ihn manchmal in verzwickte Situationen, und doch ließ er sich nicht davon abhalten, sie kundzutun. Gerade deshalb schätzte Pelton den intelligenten Mann. Ehrlichkeit und Geradlinigkeit waren eine erfrischende Abwechslung in seinem tristen Alltag mit all den Feiglingen und Kriechern, deren Schleimspur sich für gewöhnlich vor ihm ausbreitete. Aber was noch viel bedeutsamer war – Laquor war ihm bedingungslos ergeben.
    Pelton nickte dem Hauptmann zu. »Berichten Sie, Laquor.«
    »Wir mussten gestern ein Mädchen aus dem Spiegelsaal abführen lassen. Sie gebärdete sich wie toll, riss sich die Maske vom Gesicht.«
    Der Hauptmann war oberster Kommandant der Garde, die allein Peltons Befehl unterstellt war. Zu einem geringen Teil war sie Leibwache des Königs, die Hauptaufgabe der Truppen bestand allerdings darin, für Sicherheit und Ordnung unter der Zivilbevölkerung zu sorgen, mit besonderem Augenmerk auf die Pheytaner und die strikte Einhaltung der Konvention.
    »Wann geht der nächste Transport?«, fragte Pelton.
    »Nun …« Laquor zögerte. »Es ist keiner geplant. Es ist nur ein einzelnes Mädchen …«
    »Nur ein Mädchen? Schreit sie nicht die halbe Nacht? Greift sie nicht die Wärter an? Oder entsprechen diese Angaben nicht der Wahrheit?«
    »Doch, mein Gán. Es lässt sich nicht abstreiten. Sie ist ein wenig aufgeregt.«
    Ärger kochte in Pelton hoch, er zog die Brauen zusammen. »Aufgeregt nennen Sie das? Sie ist außer Kontrolle.«
    »Wir haben die Situation im Griff«, versicherte Laquor. »Bald wird ihr die Kraft ausgehen.«
    »Gewiss, wenn sie mit den Speisen um sich wirft, anstatt sie zu essen. Sie wird noch jemanden töten. Lassen Sie sie hungern. Die Zelle bleibt verschlossen, bis sie sich beruhigt hat.«
    »Aber sie braucht Wasser, mein Gán.«
    »Was ist mit dem Krug passiert, der ihr gebracht wurde?«
    Laquor räusperte sich. »Sie warf ihn der Wache an den Kopf.«
    »Das kam mir auch zu Ohren. Also … dann braucht sie kein Wasser.«
    Der Hauptmann runzelte die Stirn. »Das wird sie umbringen. In den Zellen ist es heiß.«
    »Halten Sie mich für einen Idioten?« Peltons Stimme war gefährlich leise geworden – Laquor bewegte sich auf dünnem Eis. »Ich kenne die Fakten.«
    »Aber die Konvention …«
    »Sie selbst missachtet sämtliche Regeln der Konvention. Bereiten Sie einen Transport vor, zu den Minen oder nach Assyr. Vollkommen egal, wohin. Schaffen Sie sie weg. Bevor noch mehr passiert oder etwas davon an die Öffentlichkeit dringt.«
    »Zu Befehl, mein Gán.«
    »Gut, Laquor. Wegtreten.«
    Der Hauptmann salutierte und wollte den Raum verlassen.
    »Ach, und Hauptmann … keine Gnade für Aufständische. Egal, wie alt. Es ist wichtig, dass wir die Kontrolle behalten.«

    Das Gesicht im Spiegel war schön. Und es war fremd. Eine ganze Weile schon stand Ferin davor und versuchte, sich selbst darin zu entdecken. Die Vollkommenheit der Züge aber machte es unmöglich. Sie schnitt Grimassen, beobachtete, wie die Maske jeder noch so kleinen Regung ihrer Gesichtsmuskeln folgte. Sie runzelte die Stirn, zog die Nase kraus, lächelte, bis ihr die Wangen wehtaten. Nichts. Nicht ein klitzekleiner Rest ihres alten Gesichts.
    Oh! Doch: Ihre Augenbrauen hatten sich durch die neue Haut gebohrt. Aber sonst … Kein Anzeichen eines Mals, kein Riss auf der Nase. Selbst der Mund war von einem zarten Rot. Dabei konnte sie den Übertritt der Maske an der Innenseite ihrer Lippen nicht fühlen. Dieses Ausmaß an Perfektion war überwältigend.
    Alles sah echt aus, kein Zweifel: Es war ihre Haut, ihr Gesicht. Nur das Gefühl in ihrem Herzen war nicht echt. Was war es nur, das sie an ihrem Spiegelbild so irritierte? Du bist nicht bei Verstand, Ferin, tadelte sie sich. Dein Leben lang hast du dich nach Schönheit gesehnt, und jetzt, wo es so weit ist, stehst du hier und suchst nach deinem alten Ich? Ist dir entfallen, wie sehr du darunter gelitten hast?
    Die Konvention hatte sie zum Schweigen verdammt. Und zum Verstecken. In grauen Kitteln, im Dämmerlicht enger Gassen, vor den Blicken der Merdhuger. Hinter ihren Haaren und ihren Armen, ihrem Schutzschild. Sie versteckte sich sogar vor sich selbst. Jeden Tag, immerzu.
    Was hatte sie nicht alles angestellt, um die Merkmale ihres Volkes aus ihrem Gesicht zu entfernen! Bei einem der fahrenden Händler entwendete sie heimlich Keshud, eine lehmfarbene Paste, die sich tief in die Male und Risse ätzte.
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