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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Mara Lang
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konnte sie in sich bemerken, stattdessen registrierte sie einen unauffälligen schwarzen Fleck in ihrem Denken. Eine dunkle Vorahnung, deren Vorhandensein sie sich nicht erklären konnte. Sie schob es auf die Überreizung ihrer Sinne, es war wohl alles ein bisschen viel gewesen.
    »Jasta«, sagte der Prinzipal, »komm, steh auf und betrachte dein schönes Gesicht im Spiegel.«
    Ferin spähte um die Säule. Tatsächlich folgte Jasta der Aufforderung, erhob sich und trat dicht an den Spiegel heran. Die beiden Schülerinnen waren fort, und der Prinzipal stand in einigem Abstand zu ihr.
    Sicherheitsabstand?, fragte sich Ferin. Das erste Mal kam ihr der absurde Gedanke, dass sowohl der Prinzipal als auch die Schülerinnen und sogar die Wachen Angst vor der kleinen Pheytana gehabt hatten. Was für ein Unsinn!, schalt sie sich sofort. Sie ist ein Mädchen, eine Pheytana. Niemand hat Angst vor Pheytanern.
    Jasta strich mit den Fingerspitzen von der Stirn weg nach unten, über ihre Nase, den Mund und das Kinn, als wollte sie ihr Gesicht in zwei Hälften teilen. Ihr Blick war ausdruckslos, doch sie atmete deutlich hörbar und strahlte eine unnatürliche Kälte aus.
    Jetzt sollte ich wirklich gehen, dachte Ferin und huschte zur nächsten Säule. Ihre bloßen Füße verursachten kein Geräusch, umso deutlicher hörte sie das grässliche Ratschen, das durch den Spiegelsaal hallte. Sie fuhr herum.
    Jasta hatte sich mit beiden Händen an die Stirn gegriffen und zerrte sich die Maske vom Gesicht. Fetzen hingen ihr vom Kinn herab, die blau genarbte Haut darunter leuchtete intensiv – wie befreit.
    »Wachen!«, brüllte der Prinzipal.
    Befreit, dachte Ferin und wunderte sich über das seltsame Ziehen in ihrer Brust.

2 Unerwartet
    H auptmann Laquor, mein Gán«, verkündete die Wache.
    »Soll hereinkommen«, war die knappe Antwort.
    Gán Pelton blickte nicht hoch. Auf seinem Tisch stapelten sich die Papiere gleich in mehreren Stößen, und er hasste unerledigte Arbeit. Erlässe, Gesetzesentwürfe, Protokolle, Bitt- und Gnadengesuche, Rekrutierungen – die Liste war endlos lang. Als Statthalter die Amtsgeschäfte des Königs zu führen war keine leichte Aufgabe, vor allem, da die Wünsche und Vorschläge des Herrschers durchwegs als planlos zu bezeichnen waren. König Thilus hatte nicht die geringste Ahnung, was es bedeutete, ein Land zu regieren. Er war ein Einfaltspinsel sondergleichen, dem sein adeliges Blut und eine große Portion Glück zur Krone verholfen hatten.
    Neun Jahre Amtszeit hatte es gebraucht, das Königreich Merdhug in die Isolation zu manövrieren. Handelsbeziehungen zu Nachbarländern waren eingestellt worden, Verträge gelöst, Grenzen geschlossen. Von neuen Eroberungsfeldzügen wollte der Monarch nichts hören. Kolonien müsse man verwalten, begründete er seine starre Haltung gegenüber Pelton in schöner Regelmäßigkeit. Kriege müsse man planen, der Schiffsbau sei zu teuer und das Befahren der Meere zu unsicher. Das sei doch alles viel zu aufwendig, verglichen mit dem Gewinn. Und was gebe es woanders, über das man nicht selbst verfüge? Dass eine solche Einstellung das Land früher oder später in ein wirtschaftliches Desaster treiben musste, war dem Herrscher nicht beizubringen.
    König Thilus’ Interesse galt ausschließlich seinem privaten Vergnügen. Rauschende Feste und Empfänge gehörten bei Hofe zur Tagesordnung, und es erforderte eine Menge Geschick, dem König zwischen all den Geselligkeiten die Mappen mit den Dokumenten unterzujubeln und ihm Unterschrift und königliches Siegel abzuverlangen. Es waren ohnehin nur noch wenige Schriftstücke, die der Zustimmung des Königs bedurften, in den meisten Angelegenheiten hatte der Gán freie Hand. Doch er wollte zumindest so tun, als beziehe er Thilus in die Regierungsgeschäfte mit ein, man konnte nie wissen, wann sein Wohlwollen in kindlichen Zorn umschlug.
    Hauptmann Laquor trat ein, salutierte und schlug zackig die Stiefelabsätze zusammen. Abwartend blieb er vor dem Schreibtisch stehen. Pelton faltete seine Hände und betrachtete den Hauptmann wortlos. Laquor war ein Mann mittleren Alters, groß und hager, ein typischer Merdhuger: dunkle Haut, hohe Wangenknochen, braune Augen, die schwarzen Haare im Nacken zu einem Zopf geflochten; mit viel Charakter im Gesicht, wie man so schön sagte.
    Laquor konnte seine innere Einstellung kaum verbergen, und auch seine Worte machten selten ein Hehl daraus, dass er mit der Meinung seines Vorgesetzten nicht immer
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