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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Mara Lang
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und setzte sich neben Ferin auf die Stufen. »Wir können dir deine Frage nicht beantworten.«
    »Aber warum denn nicht?«
    »Weil … ehrlich gesagt, wir wissen es nicht genau.«
    »Ihr wisst es nicht?« Enttäuschung wallte in Ferin auf. Ihre Fragen, all das, was sie bewegte, was in ihr pochte, seit sie denken konnte – keine Antworten? »Die Konvention … aber … wirklich nicht?«
    »Nein. Und wir wollen es auch gar nicht wissen. Es interessiert uns nicht.« Auf Najids Stirn entstand eine steile Falte. »Ich kann dir nicht sagen, warum.«
    Ferins Augen wurden größer und größer. Die Eltern interessierten sich nicht dafür, wie dieses Gesetz zustande gekommen war, das ihrer Tochter über Jahre hinweg ein freies Leben verwehrt hatte? Und nicht nur ihr – allen jungen Pheytanern.
    »Kein Maskierter stellt derartige Fragen, verstehst du?«, fuhr Najid fort. »Und, nun ja, es ist irgendwie merkwürdig, dass du es tust. Nicht ganz normal.«
    »Was heißt das?«, fragte Ferin argwöhnisch. »Dass ich nicht normal bin?«
    »Nein, nein, so meinte ich das nicht. Vielleicht dauert es bei dir einfach ein bisschen länger, bis die Maske wirkt. Du wirst sehen, in ein, zwei Tagen denkst du gar nicht mehr über solche Dinge nach.« Das klang nicht sehr überzeugend, und das Gesicht des Vaters verriet, dass er nicht genau wusste, was er von dieser Sache halten sollte.
    Ferin verstand rein gar nichts. »Die Maske wirkt? Was meinst du damit?«
    »Ach, Ferin.« Estella lächelte aufmunternd. »Mach dir keine Sorgen. Freu dich lieber über diesen wunderschönen Tag. Du musst ihn genießen.«
    »Können wir jetzt endlich in die Bibliothek gehen?«, mischte sich Hanneí ein. »Ich möchte hier nicht festwachsen.«
    »Nun komm, Ferin«, sagte Najid. »Die Bücher warten.«
    Ferin nickte und stand auf. Was blieb ihr schon übrig, als Najid und Estella Glauben zu schenken? Womöglich war morgen bereits alles anders, und die Maske wirkte  – was immer das bedeutete. Sie würde Geduld haben, darin war sie schließlich geübt.

3 Noch mehr Geheimnisse
    I n der Bibliothek war es hell und kühl. Ferin roch Tinte und Papier, Staub und unzählige Mysterien, die nur darauf warteten, von ihr entdeckt zu werden. Ein ganz eigener Duft, der ihr Herz zum Hüpfen brachte.
    Der große Saal war durch Säulen in mehrere Bereiche gegliedert, an den Wänden reihte sich ein Rundbogen an den anderen, sechzehn an der Zahl. Jeder der Bögen beherbergte gemauerte Regale mit Holzfächern. Sie waren alle voll bestückt, die Unzahl an Büchern und Schriftrollen entlockte Ferin ein gehauchtes »Alle Mächte!«. Laigdan besaß die größte Sammlung an wissenschaftlichen und geschichtlichen Abhandlungen, es gab nichts, was man hier nicht finden konnte. Über den Regalen und der Form der Bögen exakt angepasst saßen Fenster, deren Glas milchigweiß getrübt war, so dass zwar genügend Licht in den Raum fiel, die Sonnenstrahlen jedoch ausgesperrt blieben. An den Pulten in der Mitte des Saals konnte man in Ruhe lesen, und ebendort saß ein junger Mann, ganz vertieft in die Schriftrolle, die er vor sich ausgebreitet hatte.
    Der Bibliothekar wuchtete seinen Spitzbauch hinter seinem Tisch hervor und begrüßte sie strahlend. »Ah, ein Neuzugang! Meine Gratulation.«
    Sein Blick ruhte wohlwollend auf Ferins Gesicht. Die Freude war echt, jeder neu maskierte Pheytaner bedeutete die Aussicht auf einen Kunden mehr. Der Zutritt zur Bibliothek war lediglich Merdhugern gestattet, Unmaskierten wurde das Recht auf Bildung verweigert. Obendrein musste man in der Bibliothek bezahlen. Wissen zu erwerben war nicht kostenfrei und damit nur besser gestellten Bürgern vorbehalten. Zwei Dabore betrug die Gebühr, so stand es auf einer Schiefertafel, was die Mutter mit einem leisen »Der reinste Wucher« kommentierte.
    Najid überging es. »Wir möchten sie eintragen lassen«, erklärte er und wies auf Ferin.
    »Kannst du denn überhaupt lesen?«, wandte sich der Bibliothekar direkt an sie.
    Ferin nickte. Freilich konnte sie lesen. Najid hatte im Hinblick auf die Zukunft seiner Töchter eigens einen Hauslehrer kommen lassen, der ihnen Lesen und Schreiben beibrachte. Da unmaskierten Pheytanern aber der Besitz von Büchern verboten war, hatte Ferin sich bisher mit der Konvention begnügen müssen. Sie hatte den Gesetzestext Hunderte Male gelesen, von vorn bis hinten und umgekehrt, hatte sich damit beschäftigt, ihn zu rezitieren und umzuformulieren. Sie sehnte sich nach neuem
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