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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde
Autoren: Ivy Paul
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packte den Jungen aufgeregt an den Schultern. „Wie bist du in die Sache verwickelt? Wo ist sie?“
    Violet fühlte die Aufregung in Lucas. Dieselbe Spannung, die in ihr aufstieg. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich.
    Clark wirkte, als wolle er sich losreißen, verharrte jedoch in Lucas’ Griff, der sich sichtlich in sein Fleisch bohrte.
    „Mr. St. Clare hat Allegra letzte Nacht aus dem Haus geschafft und in einer Kutsche fortgebracht“, erklärte er. Seine Augen blitzten.
    Lucas schüttelte ihn. „Rede, verdammt! Wohin?“
    „Er gab dem Kutscher einen Beutel Münzen und sagte ihm, er solle Ally nach Mallington bringen. In die dortige Irrenanstalt.“ Clark sah zu Violet. „Ich hatte gehofft, sie befreien zu können, doch der Kutscher entdeckte mich.“
    Clark wand sich aus Lucas’ Griff und drehte ihnen den Rücken zu, um sein Hemd hochzuziehen. Erst jetzt erkannte Violet, dass der dunkle Streifen auf seinem Hemd kein Schlamm war, wie sie im Dämmerlicht vermutet hatte, sondern Blut.
    Sie stieß einen erschrockenen Laut aus und klingelte nach Jeremy, der einen Moment später eintrat, als hätte er vor der Tür gewartet.
    „Wasser, Seife, Verbandsmaterial und ein frisches Hemd für Mr. Sterling, Jeremy.“
    Der Butler verschwand dienstbeflissen, und Clark packte Violets Hand. „Wir haben keine Zeit“, drängte er.
    „Erst recht nicht, dich unterwegs zu versorgen, wenn Blutverlust und Entzündung des Peitschenhiebs ihren Tribut fordern“, entgegnete Violet resolut. „Wir kehren ins Arbeitszimmer zurück, und dort erzählst du uns die ganze Geschichte, während ich dich versorge. Du weißt bestimmt mehr über die ganze Angelegenheit.“
     
    Wenig später saß Clark mit nacktem Oberkörper auf der Chaiselongue und wurde von Violet verarztet.
    „Lucas, gib Clark einen Drink. Das hilft für das Erste gegen den Schmerz.“
    „Kein Brandy“, verlangte Clark und zuckte zusammen, als Violet seine Wunde auswusch. „Mr. St. Clare hat den Branntwein vergiftet.“
    „Weshalb das? Und womit?“ Lucas musterte Clark stirnrunzelnd.
    „Erzähl von Anfang an“, forderte Violet. Sie betrachtete die Verletzung. Die Peitsche hatte die Haut zerrissen, doch glücklicherweise war der Schnitt nicht so tief, dass er genäht werden musste. Dennoch würde eine Narbe zurückbleiben.
    „Es fing im Frühjahr an. Mr. St. Clare kam zu Großmutter und verlangte Schäferinnenkraut. Er stellte ihr viele Fragen zur Verarbeitung der Kräuter, und Großmutter kam der Verdacht, dass Mr. St. Clare nichts Gutes im Schilde führte. Als sie sich weigerte, ihm mehr zu geben, drohte er, sie wegen Giftmischerei an den Galgen zu bringen.“ Furcht zeichnete sich auf Clarks Zügen ab. Er blickte kurz zu Lucas. „Großmutter verbot mir, zu Euch zu gehen. Sie befürchtete eine Strafe. Jeder hier weiß, dass Ihr große Vorbehalte gegen uns Sterlings habt.“ Lucas räusperte sich verlegen, und Clark konzentrierte sich auf ein Gemälde an der Wand, während er weitersprach. „Ich begann, ihn zu beobachten. Er wollte Euch mithilfe des Schäferinnenkrauts davon überzeugen, ein gefährlicher Irrer zu sein, Mylord. Genauso geisteskrank, wie Ally seiner Meinung nach ist“, erzählte Clark und klang zunehmend zorniger.
    Violet blickte auf und sah, dass Lucas nicht minder wütend vor Clark stand und ihm einen Whisky reichte. Da Clark das Glas entgegennahm und trank, vermutete Violet, dass wirklich nur der Brandy mit der Droge versetzt war.
    „Und weiter?“, hakte Violet nach. Sie verteilte Heilsalbe auf dem Riss und verband das Ganze.
    „Mr. St. Clare lag oft auf der Lauer, bis die Droge im Brandy und in den Zigarren ihre Wirkung tat, und fügte Lord Pembroke dann Verletzungen zu.“
    Violets Kopf flog hoch. Sie und Lucas starrten sich an, und sie wussten beide, was sie dachten: Lucas war weder verrückt noch vom St. Clare’schen Erbe heimgesucht.
    Violet bekam Schwierigkeiten beim Atmen. Plötzlich hatte sie Hoffnung. Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit Lucas. Ihr Herz pochte wie ein aufgeregtes Vögelchen in der Brust.
    „Die Zigarren sind ebenfalls mit dem Giftkraut versetzt?“, fragte Violet nach, und Clark nickte.
    „Schäferinnenkraut ist nicht zuverlässig. Deshalb konntet Ihr oft Brandy genießen, ohne die Folgen des Krauts zu spüren. Mr. St. Clare wollte aber sicherstellen, dass sein Plan, Euch zu vergiften, rasch zum Erfolg führt“, erzählte Clark bereitwillig.
    Sie unterbrachen Clarks Ausführungen nicht, und so setzte er
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